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2009

Gegenseitiges Vertrauen und die gemeinsame Erfolge bauen schrittweise das Selbstvertrauen soweit auf, dass der Sportler überzeugt ist, dass er einen der besten Trainer der Welt hat und der Trainer glaubt, das er seinen Athleten zu immer höheren Wettkampfaufgaben (Bewährungssituationen) erfolgreich führen wird.

Mentale Stärke – Selbstvertrauen – Leidenschaft – Unter Gleichstarken wird der Sieg im Kopf entschieden – Lothar Pöhlitz in der „Leichtathletik Coaching-Academy“

By GRR 0

(© Lothar Pöhlitz) – Die Afrikaner haben es uns im letzten Jahrzehnt vorgelebt wie man sich den Weg zu internationaler Anerkennung und Startplätze bei den großen Events erkämpfen kann. Ein Platz ganz vorn in den internationalen Bestenlisten ist der Zugangs-Schlüssel zu den Fleischtöpfen der Elite.

Nur mit einer Spitzenzeit, einer persönlichen Bestleistung im Weltniveaubereich gräbt man sich nachhaltig ins Bewusstsein der Manager ein die immer mehr die Laufbesetzungen bei den großen Veranstaltungen beeinflussen. Weil nur die Teilnahme an solchen Rennen zurück zur internationalen Konkurrenzfähigkeit und damit vielleicht auch eines Tages wieder zu Medaillen bei den jährlichen Höhepunkten führt muss immer wieder die „p.B.“ nicht nur für unsere Besten in den Mittelpunkt des Handelns gerückt werden.

Anspruchsvolle persönliche Bestleistungen durch eine offensive Renngestaltung muß auch im Lernalter, im Jugend-Aufbautraining zur Devise von Läufern und Gehern werden und auch entsprechend gelebt werden, auch wenn vielleicht da und dort erst einmal ein Sieg flöten geht. Erfolgreiches Tempolaufen hilft die notwendige mentale Stärke und das Selbstvertrauen für Aufgaben weiter oben in allen Altersklassen aufzubauen. Gute Zeiten in den Bestenlisten verschaffen den Zugang zu den internationalen Rennen.

Dies erfordert den sicheren Sieg nach möglichst langsamen Rennverlauf bei möglichst vielen Rennen öfter mal in die Vergangenheit zu verbannen. Üben und neues Vertrauen aufbauen ist die Aufgabe der Stunde. Schon im Winter ist Zeit dies gemeinsam im Team der Trainer und Athleten in Angriff zu nehmen und vor allem, im Training dafür die Voraussetzungen zu schaffen und Selbstvertrauen aufzubauen.

Gegenseitiges Vertrauen und die gemeinsame Erfolge bauen schrittweise das Selbstvertrauen soweit auf, dass der Sportler überzeugt ist, dass er einen der besten Trainer der Welt hat und der Trainer glaubt, das er seinen Athleten zu immer höheren Wettkampfaufgaben (Bewährungssituationen) erfolgreich führen wird.

Qualitätstraining ist die beste Lösung

Selbstvertrauen für den Wettkampf entwickelt sich bei Läufern und Gehern vor allem aus Aufbauwettkämpfen und dem wettkampfspezifischen Ausdauertraining, d.h. aus TE, in denen im Vergleich zur geplanten Zieldisziplin, in Streckenlänge und Geschwindigkeit möglichst wettkampfnahe Anforderungen zu absolvieren sind und zum Wettkampfhöhepunkt hin, immer schneller realisiert werden können. Das bedeutet zugleich, dass sich Überzeugungen von der eigenen Leistungsfähigkeit unter einen möglichst guten aktuellen psychophysischen Zustand herausbilden, der eine hohe Belastungsqualität zulässt.

Das bedeutet aber auch, dass ein solches hohes Qualitätsniveau in einem längerfristigen, in den Anforderungen stetig ansteigenden Belastungszeitraum systematisch zu entwickeln ist und die Sportler immer besser überzeugt, dass ihr Training sie zu den angestrebten Zielleistungen im Wettkampf führen wird.

Dies erfordert, dass vom Trainer längerfristig und konsequent in solchen TE solche Forderungen an den Sportler gestellt werden, die hohe bis höchste Anforderungen auch zu ihrer Realisierung stellen. Damit ist auch verbunden, dass für ein hohes Anspruchsniveau ein Ausweichen gegenüber bestimmten Trainingsanforderungen durch den Trainer verhindert werden muß. Das beginnt nicht selten schon in der Praxis des Nachwuchstrainings, wenn in einer kleinen Diskussionsrunde mit dem Trainer vor Beginn des Trainings um geringere Geschwindigkeiten oder eine Serie weniger oder um längere Pausen oder … verhandelt wird.

Dies nicht zuzulassen ist ein wichtiger Teil der Erziehungsarbeit des Trainers, weil er dafür zuständig ist, dass Wünsche, Vorstellungen der jungen Sportler, Bedürfnisse und die abzubauenden vorhandenen Schwachstellen eines Tages zu der bestmöglichen Leistung führen sollen, zu der der Sportler auf Grund seines Talents fähig ist. Wehret den Anfängen, in dieser Problematik liegen wesentliche Ursachen für die Nichterfüllung des Leistungsziels später beim Jahreshöhepunkt.
Deshalb ist Traineraufgabe die bevorstehenden Aufträge klar, präzise und mit den gewünschten Anforderungen verbunden konkret zu formulieren:

was soll wann, wo, wie oft, mit welcher Streckenlänge, welcher Geschwindigkeit und welchen Pausen realisiert werden.

Gleichermaßen ist wichtig bei einer nachfolgenden Bewertung des Trainings alle diese gestallten Anforderungen auch „abzurechnen“

Das Psychische bedarf gleichermaßen des Trainings wie das Physische
Auch diese Entwicklung ist an Tätigkeiten gebunden

Im Training die psychischen Wettkampfeigenschaften entwickeln

Eine Vorbereitung auf wichtige Wettkämpfe und auf die angestrebte persönliche Bestleistung wenn es darauf ankommt verlangt eine bewusste, gezielte Entwicklung der psychischen Wettkampfeigenschaften in Trainingseinheiten, die den Wettkampfanforderungen nahe kommen. Dazu zählt bereits die möglichst gute physische und psychische Vorbereitung der Sportler auf solche Trainingseinheiten, eine hohe Konzentration vom ersten Lauf an und eine hohe Bereitschaft die Aufgaben insgesamt, komplex gut erfüllen zu wollen.

Darin eingeschlossen ist zum Ende der TE, wie beim Wettkampf, noch einmal letzte Reserven zu mobilisieren, die letzte Serie besser zu machen als die vorhergehenden, den letzten Lauf mit „Rekord“ zu beenden oder im letzten Lauf noch einmal besondere Aufgaben (wie z.B. Tempowechsel einzufügen oder den Trainingspartner zu besiegen) bei immer noch optimaler Technik zu erfüllen. Hier werden die Eigenschaften geübt – die Sportler zum Kampf um den Sieg erzogen – die im Wettkampf gebraucht werden.

Solche Fähigkeiten im Training zu schulen, im Bewusstsein des Athleten zu verankern, verlangt aber vom Trainer auch, die vor dem Training gestellte Aufgabe, nach dem Training auch entsprechend abzurechnen, zu bewerten, zu loben oder auch die noch vorhandenen Reserven für den nächsten Versuch deutlich herauszustellen. Das Bewusstsein zu schulen setzt ein bewusst machen voraus.

Charakter- bzw. Verhaltenseigenschaften können „mitgebracht“ oder durch langjähriges Training und Wettkämpfe erworben werden. Sie unterstützen die Persönlichkeitsentwicklung im Spitzensport.

Mentale Stärke, Durchhaltefähigkeit, Selbstvertrauen, Risikobereitschaft, Leidenschaft, Steigerungs- und Mobilisationsfähigkeit für den Wettkampf entwickeln sich in einem längerfristigen Prozeß grenzwertiger, den Wettkampfanforderungen naher Belastungen, die eine bereits hohe sportliche Form voraussetzen, verbunden mit der kämpferischen Bereitschaft des Sportlers solche Belastungsaufgaben auch möglichst optimal lösen zu wollen. Diese Aufgabe ist nicht von heute auf morgen, nicht in wenigen TE zu lösen, sondern verlangt eine längerfristige Erziehungsarbeit durch den Trainer.

Es setzt voraus, dass sich der Sportler mit seinem Leistungsziel identifiziert und sich bewusst ist, welche Anstrengungen, welche Trainingsqualitäten Voraussetzung zu dieser Wettkampfleistung sind und das es im Hochleistungstraining wichtig ist, sie möglichst im Kampf mit den Besten zu zeigen.

Zuerst die physischen Voraussetzungen schaffen – dann sich stark reden

Es setzt aber auch das notwendige Selbstvertrauen beim Trainer voraus, der sicher und mit klarer Ansprache vor die Sportler tritt, der überzeugt ist die richtigen Schlussfolgerungen aus z.B. der letzten Niederlage gezogen zu haben, der auch durch sein sicheres Auftreten und eine positive Körpersprache authentisch und selbstsicher wirkt. Leider sind mir in meinem langen Trainerleben auch immer wieder Trainer begegnet, die nie offen waren für Kritik oder Anregungen oder auch Führungsprinzipien nicht anerkennen wollten.

Wer seine Sportler nicht stark reden kann, nicht die notwendigen physischen Voraussetzungen vermittelt und nicht die Härte ins Hochleistungstraining einbringen kann, Selbstzweifel und Unsicherheit ausstrahlt, muss in Fortbildungsveranstaltungen, durch „Selbststudium“, durch Diskussionen mit Psychologen oder durch Zusammenarbeit mit erfahrenen, schon lange erfolgreichen Coaches sich die erforderlichen Fähigkeiten erarbeiten. Insofern sollten sich Trainer ständig, in jeder Phase ihres Trainerlebens auf allen Gebieten ihres Sportartenbereichs fortbilden, professionelle Hilfen nutzen, auch als Lernende für ihre Sportler Vorbild sein.

Wie im komplexen Training muss auch hier die komplexe Trainerpersönlichkeit Ziel sein. Der Trainer, der zugleich auch Führer des Gesamtprozesses ist, der Sportler, wie auch des mitarbeitenden Teams, der aber auch im modernen Hochleistungssport den Umgang mit den Medien beherrscht. Er muss letztendlich in der Lage sein, seine Talente zu der ihnen bestmöglichen Leistung beim jeweils wichtigsten Wettkampf des Jahres oder innerhalb eines Mehrjahresaufbaus zu führen.

Nur wenn der Sportler davon überzeugt ist, dass sein Training ihn auch zur geplanten Wettkampfleistung befähigt, wird sich in seinem Wettkampfverhalten auch die Leidenschaft, die Kampfbereitschaft um diese Leistung auch widerspiegeln.

Besonders wichtig ist deshalb zu den wichtigen Wettkämpfen hin innerhalb einer notwendig ansteigenden sportlichen Form durch ausgewählte Programme – in denen sich im Vergleich z.B. zum Vorjahr ein möglichst deutlicher Leistungsfortschritt zeigt – unmittelbar vor diesen Wettkämpfen die neue Stärke bewusst zu machen.

Da die Praxis zeigt, dass sich nicht immer gleich beim ersten Wettkampf der gewünschte Erfolg einstellt muss das Wettkampfverhalten konkret, realistisch und sachlich-kritisch bewertet und in Ruhe mit dem Sportler besprochen werden. Wenn es dann noch möglich ist bis zum folgenden Wettkampf in einer oder mehreren qualitativ hochwertigen TE die erarbeitete Überzeugung zu unterstreichen bzw. zu stabilisieren, wird der Sportler auch versuchen, bewusst und mit hoher Konzentration seine Aufgaben auf höchstem Niveau zu lösen.

Die wichtigste Aufgabe für den Trainer besteht in diesem Prozess der Überzeugungsbildung, der Entwicklung des Selbstvertrauens die mögliche Wettkampfleistung auch jetzt realisieren zu können darin, unmittelbar vor Wettkämpfen ihnen das bewusst zu machen, sie vor allem durch entsprechende wettkampfnahe Trainingsleistungen „zu überzeugen“.  Eine besondere Verantwortung haben Trainer im Erfolgsfall. Suchen Sie vor allem dann den Kontakt mit dem sie umgebenden Personenkreis ihres Vertrauens. Analysieren sie noch besser als bei Niederlagen und suchen sie nach neuen Wegen, weiteren Belastungssteigerungen, einer erhöhten Effizienz des Trainings und auch nach einer möglichen Weiterentwicklung ihrer Sportlerpersönlichkeit. Stillstand bedeutet immer Rückschritt, auch für die Besten. Stets auf dem Teppich zu bleiben ist Voraussetzung für das Erklimmen neuer Höhen.

Sieger haben sich im Training das Vertrauen in ihre psycho-physische Leistungsfähigkeit erarbeitet und sind im Wettkampf von ihrem Können überzeugt.

© Lothar Pöhlitz in "Leichtathletik Coaching-Academy"

Leichtathletik Coaching-Academy

author: GRR

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