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16
01
2010

Partner- oder Gruppentraining hat außerdem den Vorteil, dass man mal träumen kann, einfach nur mitschwimmt anstatt ständig selbst das Tempo bestimmen zu müssen, was ja der Hauptgrund für das Tempomachen bei Wettkämpfen ist.

White men can’t run? / Teil IV – Trainer Dieter Hogen glaubt, dass auch heute noch deutsche Lauftalente die Weltspitze erreichen können.

By GRR 0

Im letzten Kapitel seines Beitrages geht Dieter Hogen auf die Trainingsmethodik und das Gruppentraining ein. Der Langstrecken-Erfolgstrainer beendet damit seinen ausführlichen Vergleich zwischen der Situation der Topathleten in Kenia und in Deutschland.

5. Trainingsmethodik

Hier kann ich mich mal wieder sehr kurz fassen. Die Kenianer werden seit Jahrzehnten mit qualitativ hervorragenden Trainingsprogrammen versorgt und betreut, meistens von ihren europäischen aber auch weltweit verstreuten Trainern und Managern – das beste, das die Welt zu bieten hat. Dieses Wissen ist auch für deutsche Trainer und Athleten zugänglich, wenn es nicht schon praktiziert wird.

6. Gruppentraining

Wie bereits angedeutet, suchen die Kenianer ganz bewusst und gezielt die Gruppe zur Selbst-Verwirklichung. Wenn man hin und wieder Läufer trifft, die einen Teil ihres Programms oder zeitweise auch ihr gesamtes Training allein absolvieren, dann hat das meistens seine Gründe. Wer in ,seiner’ Gruppe trainiert muss fit sein und sollte zumindest den Anschluss an das allgemeine Gruppen-Niveau erreicht haben, um nicht zu früh mit Intensitäten konfrontiert zu werden für die er noch nicht bereit ist. Ein solcher Fehler wird meist mit Verletzung oder körperlichem Ab- statt Aufbau bestraft. Hier in Kenia hat man aber auch den Vorteil, dass die großen, oft sporadisch entstandenen Gruppen eine große Leistungs-Breite aufweisen.

Diese Situation bewirkt aber auch, dass neben denen die davon profitieren weil sie gerade fit genug sind und an der Konkurrenz wachsen, weil sie mehr gefordert werden und dadurch stärker werden, es viele gibt die immer das letzte geben und so dauermüde oder anders herum Dauer-Durchschnitt sind. Wir alle wissen, dass hartes Training reizt und zerstört und die Entwicklung während der Ruhephasen passiert.

Wer also das Gruppentraining beherrschen und für sich nutzten will, sollte sich dieser Zusammenhänge sehr bewusst sein und notfalls lieber mal allein trainieren bis ein gewisses Niveau erreicht ist. Mit zuviel Ehrgeiz erreicht man oft das Gegenteil.

Aus diesem Blickwinkel haben es die kenianischen Damen oft einfacher. Die Breite oder mit anderen Worten Anzahl weiblicher Athleten ist geringer, es ist schwerer Gruppen zu bilden. Da sie eventuell auch zu verschiedenen Management-Gruppen gehören, können Saisonplanung, Wettkämpfe und Trainingsprogramme sehr unterschiedlich sein. Dieses Problem wird gelöst indem man sich Tempomacher organisiert.

Das kann der Nachbar sein der ein bisschen läuft, junge Athleten oder in vielen Fällen auch Athleten die keine Hoffnung auf eine eigene erfolgreiche Karriere haben aber trotzdem noch Lust am Laufen verspüren. Sie werden dann entsprechend motiviert, zum Beispiel mit Ausrüstung und haben Spaß.

In vielen Fällen ist es auch der Ehemann der sich ,opfert’. Wenn beide das richtige Laufgefühl füreinander haben kann man fordern ohne zu zerstören. Partner- oder Gruppentraining hat außerdem den Vorteil, dass man mal träumen kann, einfach nur mitschwimmt anstatt ständig selbst das Tempo bestimmen zu müssen, was ja der Hauptgrund für das Tempomachen bei Wettkämpfen ist. Ich stimme also allen zu, die im Gruppentraining eine entscheidende Triebfeder für die Leistung sehen.

In Deutschland ist das nicht ganz so einfach, nicht nur weil es nicht so viele leistungsstarke Läufer gibt. Die Ursachen liegen oft im zu stark ausgeprägten ,lokalen’ Denken. Vielleicht sollten wir an dieser Stelle auch mal einen kurzen Abstecher nach Amerika machen. Ich verbringe seit 1992 viel Zeit in Boulder (Colorado) und kenne dadurch viele Athleten, Trainer und Manager und bekomme vieles mit. Außerdem haben wir einige Topläufer in unserer eigenen KIMbia-Gruppe, Matt Tegenkamp oder Chris Solinski.

Es lohnt sich mal genauer hinzusehen, vielleicht in einem späteren Artikel, und zu analysieren wie die Amerikaner organisiert sind oder wie die Athleten sich selbst organisieren, wie das Schul-, Hochschul-, Universitäts-System funktioniert und so weiter. So viel sei aber schon gesagt: Schul- und Hochschul-Crosslauf-Mannschaften aber auch gesamte Leichtathletik-Teams spielen fast überall eine große Rolle. Ganz besonders sei betont, auch weil es in Deutschland nicht so bekannt ist, dass Athleten, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, ihren Wohnsitz verändern und in eine der wenigen Laufhochburgen ziehen (siehe Kenia).

Soweit erst einmal für diesen ersten Beitrag. Ich hoffe, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt neben dem erwähnten Thema Talenterkennung (spezifische Merkmale) auch über Vorbildwirkung, soziale Anerkennung, Popularität, Freizeitverhalten, finanzielle Motivation und Erwartung oder auch spezielle Trainings-Methodik, Höhentraining, Ernährung und vieles mehr schreiben kann.

race-news-service.com/Dieter Hogen

 

White men can’t run? / Teil III – Trainer Dieter Hogen glaubt, dass auch heute noch deutsche Lauftalente die Weltspitze erreichen können.

 

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author: GRR

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