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22
02
2010

Simone Hauswald holt nach einem starken Rennen die Bronzemedaille. Die deutschen Männer laufen der Konkurrenz auch diesmal hinterher. Neuner verzichtet auf Staffel-Einsatz

XXI. Olympische Winterspiele Vancouver 2010 – Biathlon – Massenstart – Neuner gelingt der nächste Coup – Zweiter Olympiasieg für Magdalena Neuner: Im Massenstart siegt die 23-Jährige nach einer furiosen Schlussrunde. Benedikt Voigt, Whistler, im Tagesspiegel

By GRR 0

Das Stehendschießen galt einmal als das Trauma der Magdalena Neuner. Es hatte sich entwickelt, seit die deutsche Biathletin beim Weltcup in Antholz überlegen das Feld anführte, mit großem Vorsprung zum letzten Schießen kam – und kein einziges Mal traf.

Seit jenen fünf Fehlschüssen lief immer auch eine leichte Verunsicherung mit, wenn Magdalena Neuner an den Schießstand trat. Dann kam der Sonntag im Whistler Olympic Park. „Ein grandioses Rennen, vor allem, dass sie dem Druck, der beim letzten Schießen auf ihr lastete, standgehalten hat, ist überragend“, sagte Thomas Pfüller, der Sportdirektor des Deutschen Ski-Verbandes.

Magdalena Neuner darf sich Doppelolympiasiegerin nennen, weil sie ausgerechnet beim Stehendschießen zweimal fehlerlos geblieben ist. Als Vierte war sie zum letzten Mal an den Schießstand gefahren, als Zweite verließ sie ihn wieder. Und anschließend überholte sie auch noch die führende Russin Olga Saizewa. Auf Platz drei komplettierte Simone Hauswald den deutschen Erfolg im Whistler Olympic Park. Zwischenzeitlich hatte Hauswald die vor ihr liegende Saizewa sogar überholt, doch 200 Meter vor dem Ziel musste sie sich geschlagen geben und fuhr 2,2 Sekunden nach der Russin über die Ziellinie. Sie jubelte trotzdem, immerhin war es ihre erste olympische Medaille, bei der Siegerzeremonie hatte sie Tränen in den Augen.

Männer enttäuschen erneut – Greis als Bester auf Platz zehn

Nichts zu jubeln hingegen hatten die Biathlon-Männer. Bundestrainer Frank Ullrich hatte sich nach dem Massenstartrennen über 15-Kilometer zunächst nicht bei den Journalisten blicken lassen. Zu traurig liest sich die Bilanz seiner Biathleten in Whistler vor der abschließenden Staffel am Mittwoch. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren sind die Männer bei Olympischen Spielen ohne eine Einzelmedaille geblieben.

Beim Sieg des Russen Jewgeni Ustjugow landete Titelverteidiger Michael Greis als bester Deutscher nach drei Fehlern im Stehendschießen nur auf Rang zehn. „Ich war bei jedem Rennen gut, aber man muss sehr gut sein, wenn man hier eine Medaille holen will“, sagt der dreifache Goldmedaillengewinner von Turin. Der fünfmalige Olympiasieger Ole Einer Björndalen kam lediglich auf Rang 27. „Selbst der beste Biathlet der Welt tut sich schwer in so einem Rennen, das zeigt, dass es nicht so einfach ist, da vorne anzukommen“, sagte Michael Greis.

Sein Teamkollege Andreas Birnbacher kam mit drei Schießfehlern auf Rang 15. Arnd Peiffer, der kurzzeitig das Feld angeführt hatte, landete mit zwei Schießfehlern auf Rang 17. „Ich bin unverhofft nach vorne gefahren. Ich hatte kein gutes Stehendgefühl, war nicht mein Tag, so kamen die Fehler zustande.“ Christoph Stephan beendete das Rennen nach vier Schießfehlern auf Rang 23. „Das Bemühen war da“, bilanzierte Bundestrainer Frank Ullrich, „hätte Michael Greis im letzten Schießen eine Null geschossen, hätte er um Medaillen mitkämpfen können.“

Doch der 33 Jahre alte Berufssoldat zielte zweimal daneben. „Ich habe mich läuferisch gut gefühlt, aber ich habe es mir selber schwer gemacht“, sagte Michael Greis. Die letzte Chance haben die deutschen Männer nun am Freitag in der Staffel über 4×7,5 Kilometer. Doch die Enttäuschung macht sich bereits vorher breit. „Klar wollte ich eine Einzelmedaille gewinnen, aber es hat das Quäntchen Glück gefehlt“, sagte Michael Greis.

Neuners Arbeit mit einem Mentaltrainer zahlt sich aus

Hinter der Ziellinie dachte Thomas Pfüller bereits über die Konsequenzen aus den unbefriedigenden Ergebnissen von Vanvouer nach. „Es ist natürlich schon eine gewisse Enttäuschung“, sagte der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes. „Wir wussten, dass es nicht immer so laufen kann wie in Salt Lake City und Turin, aber wenn man die letzten acht Jahre nimmt, sind wir jedes Jahr im Einzel immer mit vorne dabei gewesen.“

Diesmal aber war es anders. „Wir verlieren hier viel über das Schießen, da muss man drüber reden“, sagte Thomas Pfüller, „ich denke es wird in Richtung Schießtrainer gehen.“ Andere Nationen machen das bereits. Andreas Birnbacher will nach seinen schwachen Schießergebnissen bei diesen Olympischen Spielen mit einem Mentaltrainer zusammenarbeiten. „Ich muss etwas in dieser Richtung machen“, sagte er, „irgendwann müssen die Scheiben umfallen, das gibt es doch nicht.“

Magdalena Neuner hingegen arbeitet schon länger mit einem Mentaltrainer zusammen. „Ich habe Gott sei Dank früh genug verstanden, dass es auch im mentalen Bereich wichtig ist, etwas zu tun“, sagte die Doppelolympiasiegerin von Vancouver. „Ich habe da ganz, ganz viel gemacht, das hat mich extrem weitergebracht.“

Was sie am Sonntag beim letzten Stehendschießen auch bewiesen hat.

Benedikt Voigt, Whistler, im Tagesspiegel, Montag, dem 22. Februar 2010

author: GRR

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