Blog
18
06
2010

Unter welchen Bedingungen diese Läufer leben, zeigt der Film „Long Distance“ (2009) von Moritz Siebert, ein Berliner Filmemacher, der momentan eine Zusammenarbeit mit dem ZMO plant

Laufen auf Weltniveau – Ostafrikanischer Leistungssport zwischen nationalem Aushängeschild, lokalem Streitobjekt und überregionalem Handelsgut“ von PD Dr. Katrin Bromber

By GRR 0
Mit dem Projekt „Laufen auf Weltniveau: Ostafrikanischer Leistungssport zwischen nationalem Aushängeschild, lokalem Streitobjekt und überregionalem Handelsgut“ von PD Dr. Katrin Bromber gibt es am ZMO seit kurzem einen neuen Forschungsbereich, der die Auswirkungen von Migration und Globalisierung auf den Spitzensport in Afrika und Asien untersucht.
 
Als Teil eines Kooperationsprojektes mit der Islamwissenschaftlerin Prof. Birgit Krawietz (Freie Universität Berlin) befasst es sich mit dem Leistungssport in diesen Regionen als einem konkurrierenden Bereich in der Welt des Sports. Die Funktion von Sport als Ausdruck nationaler Potenz und die Entwicklungen des globalen Sportmarktes führten in den letzten Jahren zu Änderungen von Bestimmungen im internationalen Sportbetrieb. Diese verliehen dem „Trade in Muscle“ eine neue Dynamik.

Katrin Bromber forscht zu Spitzensportlern in Äthiopien und der arabischen Golfregion. Während die äthiopischen Athleten durch ihre Erfolge in den Langstreckendisziplinen auf sich aufmerksam machen, entwickelt sich die Golfregion zu einem ernstzunehmenden Mitstreiter des globalen Business Leistungssport. Die Sportler selbst werden dabei zu einer Art „überregionalem Handelsgut“. Sie verlassen immer häufiger ihr Land, um für andere Nationen bei internationalen Wettbewerben zu starten.

Unter welchen Bedingungen diese Läufer leben, zeigt der Film „Long Distance“ (2009) von Moritz Siebert, ein Berliner Filmemacher, der momentan eine Zusammenarbeit mit dem ZMO plant. Der Film begleitet den jungen Läufer Abiyot, der in Äthiopien zum Laufnationalteam gehörte. Seit zwei Jahren lebt Abiyot nun schon in New York, wie viele seiner ehemaligen Teamkollegen, die auf Erfolge in den USA hoffen. Täglich trainiert er für Straßenrennen, die an den Wochenenden stattfinden. Mit den Preisgeldern verdient er seinen Lebensunterhalt und unterstützt seine Familien in Äthiopien. Der Film zeigt in eindrücklicher Weise das prekäre Leben eines Sport-/Arbeitsmigrant.

Katrin Bromber fragt in ihrer Forschung danach, wie der Erfolg der Sportler und ihre Bewegung in diesem Business sich auf ihre Vorstellungen von Welt auswirken und wie sie ihre eigenen Chancen und Möglichkeiten „auf dem Markt“ einschätzen.

 
Im vergangenen Jahr hielt sich Frau Bromber, die selbst Marathon läuft, zwei Monate in Äthiopien auf, um nach Material für ihre Forschung zu recherchieren. Zudem führte sie Interviews mit Funktionären diverser Sportföderationen und konnte das äthiopische Laufnationalteam beim Training beobachten.

Auch die Golfregion wird zunehmend ein Ort, an dem sich ostafrikanische Spitzensportler erfolgreich vermarkten. Diese Region besticht jedoch weniger durch sportliche Spitzenerfolge als durch gigantische Bauprojekte im Sportbereich. Ihren symbolischen Gehalt und die sich wandelnde Sport- und Körperpolitik untersuchte Frau Bromber gemeinsam mit Prof. Birgit Krawietz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Katar.

Katrin Bromber studierte Sprachmittler Swahili/Englisch an der Sektion Afrika/Nahostwissenschaften der Karl-Marx-Universität Leipzig und promovierte an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über „Politische Reden – Eine Textsorte? Eine Analyse von Dokumenten der politischen Führung Tansanias. Fallstudie: Swahili“.

 
Seit 2000 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZMO und unterrichtet Swahili an der Freien Universität Berlin. 2009 habilitierte sie sich an der Universität Wien mit der Arbeit „Imperiale Propaganda. Die ostafrikanische Militärpresse im Zweiten Weltkrieg“ (Klaus Schwarz Verlag, Berlin, 2009)

Im Juni 2010 wird Hatsuki Aishima als Gastwissenschaflerin am ZMO zu „Karate as a vehicle to modernity“ arbeiten. Frau Aishima untersucht die Zusammenhänge zwischen Islam, Sport und populärer Kultur in Ägypten.

Das ZMO ist die einzige Forschungseinrichtung Deutschlands, die sich interdisziplinär und in historisch-vergleichender Perspektive mit dem Nahen Osten, Afrika, Süd- und Südostasien und Zentralasien befasst.

 
Das zentrale Forschungsprogramm 'Muslimische Welten – Welt des Islams? Entwürfe, Praktiken und Krisen des Globalen' untersucht von 2008 bis 2013 ein breites Spektrum historischer wie gegenwärtiger Dynamiken innerhalb und zwischen muslimisch geprägten Gesellschaften seit dem 18. Jahrhundert. Dieses Programm wird vom BMBF gefördert, die Grundausstattung trägt das Land Berlin.

Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an; regina.sarreiter@hu-berlin.de

author: GRR

Comment
0

Leave a reply