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29
06
2010

Top-Schwimmer nehmen an Sportpsychologie-Projekt teil

By GRR 0
Nicht nur Training und eine gute körperliche Verfassung verhelfen Sportlern zu Erfolgen, auch die Psyche spielt eine entscheidende Rolle. Wie wichtig individuelle psychologische Betreuung ist, soll durch ein Forschungsprojekt am Department Sportwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) geklärt werden.
 
Dafür stellen sich 29 nationale Top-Schwimmer zur Verfügung, die in dieser Woche an den Deutschen Meisterschaften in Berlin teilnehmen, darunter unter anderem die Deutsche Kurzbahnmeisterin Theresa Michalak und Toni Embacher, Deutscher Meister 2009, beide erfolgreiche hallesche Schwimmer.
Die Sportler wurden für das Projekt in drei Gruppen unterteilt: eine Versuchs-, eine Kontroll- und eine No-Treatment-Gruppe.
 
Letztere besteht aus zehn Teilnehmern, die in ihrer Vorbereitung keine psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. Die Kontrollgruppe nutzt das bisherige Verfahren des Deutschen Schwimmverbandes e.V. (DSV). Dabei werden nur bestimmte Bereiche bearbeitet und konkrete Problemlösungen punktuell umgesetzt. Die neun Teilnehmer dieser Gruppe treffen sich dafür insgesamt fünf Mal mit Psychologen. Die Versuchsgruppe hingegen bekommt vier angehende angewandt arbeitende Sportpsychologen der MLU und Birte Steven, ehemalige Brustschwimmerin und heute Sportpsychologin, zur Seite gestellt.

Deren individuelle Betreuung beinhaltet wöchentliche Treffen einer Dauer von 60 bis 90 Minuten, in denen Gründe für Erfolg und Misserfolg analysiert werden. „Dabei soll eine kontinuierliche Betreuung durch die gleiche Person beziehungsweise einen kleinen Pool von Psychologen, die mit den einzelnen Problemen vertraut sind, gewährleistet werden", so Koordinator Mathias Achter, der über das Projekt seine Doktorarbeit schreibt. Diese Betreuung sei wichtig, da eine Vertrauensbasis zwischen Sportler und Psychologen bestehe, die zwischen Fremden nicht innerhalb von beispielsweise drei Wochen Trainingslager aufgebaut werden könne. „Durch die regelmäßige Zusammenarbeit wurden mir neue Denkweisen aufgezeigt, was sich für mich bis jetzt als positiv erwiesen hat", berichtet Toni Embacher.

„Für jeden Athleten wird eine eigene Strategie entwickelt. Dabei wird an Themen gearbeitet, die der Sportler nennt oder die sich im Gespräch herauskristallisieren. Bedarf besteht beispielsweise beim Umgang und Umformulieren negativer Gedanken vor dem Start." Der 27-Jährige, selbst Nachwuchstrainer beim SV Halle, erstellte bereits im Oktober 2009 ein sportpsychologisches Betreuungskonzept unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Stoll, Professor für Sportpsychologie an der MLU. Dieses Konzept wurde vom DSV in Auftrag gegeben und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft gefördert. Das aktuelle Anschlussprojekt hat das Ziel, die theoretischen Erkenntnisse durch praktische Arbeit umzusetzen.

Ob dieses Konzept erfolgreich ist, werden die Deutschen Meisterschaften zeigen, die vom 30. Juni bis 4. Juli in Berlin stattfinden. Diese sind die einzigen Qualifikationswettkämpfe für die Europameisterschaften im August in Budapest. Zudem füllen die Teilnehmer Fragebögen aus, die Doktorand Achter auswerten wird. Auch die Trainer sollen ihre Einschätzung zum Nutzen individueller psychologischer Betreuung ihrer Athleten abgeben.

Text: Janine Bornemann

Ansprechpartner: Mathias Achter, Department Sportwissenschaft
Telefon: 0345 55 24415, e-Mail: mathias.achter@sport.uni-halle.de

Quelle: idw
vr 

author: GRR

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