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11
07
2010

Ich habe durch die sehr gute Rehabehandlung, intensive persönliche Mitarbeit und eisernen Willen zur fast vollständigen Wiederherstellung meiner Gesundheit beitragen können.

Dietmar Plötz – Warum ich am Marathonlauf teilnehme. Durch Lauftraining nach Schlaganfall zur fast vollständigen Wiederherstellung der Gesundheit – Beispielhaftes Vorbild.

By GRR 0

Letzte Woche am Berliner Havelufer – am Flensburger Löwen, gegenüber dem Strandbad Wannsee. Das ist traditionell der Startort des Berliner Havellaufes. Bernd Hübner, Berlins Marathon Rekordler, sammelt kurz vor seinem Lauf seine Laufgruppenteilnehmer zum abendlichen Training. Bernd stellt mir einen kernigen Läufer vor und sagt mir, indem er auf Dietmar Plötz weist: "Das ist doch das beste Beispiel, wie man durch Laufen nach einem Schlaganfall wieder voll einsatzfähig und gesund wird".

Ich bat Dietmar Plötz mir seine Geschichte zu schreiben, um vielen anderen Mut zu machen.

Horst Milde

 

Ich muss etwas weiter ausholen:
Ich bin Jahrgang 1940 und habe 47 Jahre gearbeitet, davon war ich zuletzt 25 Jahre selbständig als Ingenieur für Elektrotechnik (Sonderstromversorgungen) tätig. Für sportliche Aktivitäten (Leichtathletik) hatte ich nur bis zum 18. Lebensjahr wirklich Zeit.

Als Jugendlicher war ich Mitglied im OSC–Berlin. Danach machte ich wegen ständig intensivem Arbeitseinsatzes höchstens im Urlaub Bergwanderungen – diese aber bewusst erholsam.

Am 24.11.1999 erlitt ich während eines Reparatureinsatzes in einer Elektrozentrale einen Schwächeanfall, von dem ich mich aber nach einigen Minuten Ruhe wieder erholen konnte. Zusammen mit meinem damaligen Kollegen arbeitete ich dann weiter und ging mit ihm zur Mittagszeit in die im selben Gebäude befindliche Kantine zum Essen. Beim Tragen des Tabletts mit dem Mittagsessen zum Tischplatz verspürte ich in der linken Brustseite einen stechenden Schmerz und der linke Arm wurde mir schwer. Nachdem ich auf meinem Stuhl saß und das Besteck in die Hände nahm, fiel mir die Gabel aus der linken Hand und mir wurde leicht schwindelig.

Ich ließ das Essen stehen und verabschiedete mich von meinem Kollegen mit der Bitte, die noch nicht beendete Reparatur allein fortzuführen. Darauf verließ ich das Gebäude, begab mich zum Parkplatz und bestieg meinen Kleintransporter, um heimzufahren. Mein Heimweg betrug 26 km, davon etwa die Hälfte über die Stadtautobahn.

Unterwegs verspürte ich Kribbeln im linken Arm, danach Schwäche im linken Bein. Ich wusste nicht, was das bedeuten könnte, fing an zu schwitzen und merkte plötzlich, dass mein linker Arm und das linke Bein nicht mehr meinem Willen folgen wollten. Wegen der geringen Geschwindigkeit auf der verstopften Stadtautobahn fuhr ich im 2. Gang äußerst rechts und war nicht in der Lage, mit dem linken Fuß auszukuppeln. Meine Schweißausbrüche wurden immer heftiger; trotzdem gelang es mir, die Autobahn zu verlassen und ohne die Kupplung zu betätigen bis nach Hause zu gelangen.

Beim Aussteigen knickte ich mit dem linken Bein ein und konnte mich gerade noch mit der rechten Hand am Auto festhalten. Meine Nachbarin, die zufällig vorm Haus stand, sagte mir: „Herr Plötz, rufen Sie sofort die Feuerwehr an, Sie haben einen Schlaganfall erlitten.“

Ich schleppte mich ins Haus, rief die Feuerwehr an und zog mich zum Duschen aus. Ich schaffte es noch vor Eintreffen des Notarztes, mich zu duschen und wieder anzuziehen. Danach brach ich vollends zusammen.

Ich wurde von der Feuerwehr in die Stroke Unit ins Krankenhaus Spandau gebracht; es wurde ein Infarkt im Hirn rechts festgestellt mit der Folge einer linksseitigen Lähmung, Gedächtnisverlust und Sprachunfähigkeit.

Nach einigen Tagen Aufenthalt in der Stroke Unit wurde ich zur weiteren Behandlung in die Innere Abteilung des Krankenhauses verlegt und am 14.12.1999 in die Rehabilitationsklinik für Neurologie in Berlin-Kladow. Dort wurde ich bis zum 18.01.2000 behandelt.

Ich habe durch die sehr gute Rehabehandlung, intensive persönliche Mitarbeit und eisernen Willen zur fast vollständigen Wiederherstellung meiner Gesundheit beitragen können. Das Gedächtnis kam nach und nach zurück; ich lernte wieder schreiben und rechnen, machte große Fortschritte bei der Arm-/Handfunktion und im Gehvermögen. Eine sehr gute Logopädin brachte mir das fließende Sprechen bei und gab mir große Hilfe beim Beseitigen der verzerrten Gesichtszüge mit Hilfe von Eisstäbchen, die ich mehrmals täglich nach ihrer Anweisung anwendete.

Dank psychologischer Betreuung habe ich Ängste um mein körperliches Wohlbefinden beseitigen können und lernte auch mich zu entspannen.

Ein Teil meiner physiotherapeutischen Anwendungen sind von einer TU-Mitarbeiterin mit meinem Einverständnis dokumentiert worden, wodurch ich eine 14-tägige Verlängerung der Rehabehandlung erhielt.

Zum behandelnden Neurologen sagte ich: „Wenn ich hier herauskomme und wieder richtig laufen kann, mache ich beim Marathonlauf mit!“

Daran habe ich bis 2007 gearbeitet. Zuerst konnte ich mich kaum 50 Meter im schnellen Trab bewegen; Tag um Tag wurde die Strecke länger.
Für den Berlin-Marathon 2007 meldete ich mich dann an und lief 22 km mit. Ich gab auf, weil mein linker Arm schwer wurde und der linke Fuß anfing, zu kribbeln. Ich begab mich sofort in ärztliche Untersuchung; es wurde aber nichts Böses festgestellt.

Ich laufe seit dem gern, was meiner Gesundheit und dem Wohlbefinden gut tut. Im Jahr 2008 habe ich erfolgreich 2x 10 km, den RBB-Lauf (Drittelmarathon), 2x Halbmarathon, 25 km Berlin und den Berlin-Marathon 2008 im September absolviert.

Meine Zeiten vom Berlin-Marathon 2008:

         5 km:  00:32:13
        10 km: 01:06:25
        15 km: 01:42:16
        20 km: 02:19:23
Halbmarathon:             02:28:12
        

        25 km: 03:01:53
        30 km: 03:46:50
        35 km: 04:30:35
        40 km: 05:16:14
Marathon                    : 05:37:11

Inzwischen schaffe ich 10 km in 01:00:00 und den Halbmarathon in 02:10:30. Für manch einen Sportler mag das nicht viel bedeuten, ich bin damit sehr zufrieden.

Nach den Läufen habe ich weder Muskelkater noch sonstige Beschwerden, da ich mich nie voll verausgabe. Ich würde auch bei den geringsten Anzeichen von Schwäche sofort aufhören, weil ich jetzt die Symptome von Herzschwäche und Schlaganfall rechtzeitig erkenne.

Zu den nächsten Läufen 2009 in Berlin habe ich mich schon angemeldet und freue mich auf die Laufsaison.

Am 05.April (mein Geburtstag) ist der Halbmarathon-Start!        12.02.2009 Dietmar Plötz

Laufaktivitäten im Jahr 2009:

3-4 wöchentliche Waldläufe im Spandauer Stadtforst zwischen je 10 und 25 km, Tempo zwischen 5:30 und
6:30 min./km.

05.04.2009:    29. Berliner Halbmarathon                     2:29:41
26.04.2009:    RBB-Lauf                                             1:37:32
10.05.2009:    BIG 25 Berlin                                        2:57:52
07.06.2009    6. PRO Potsdam Schlössermarathon        5:12:20
19.07.2009    20. Havellauf                                        1:27:08
01.08.2009    18. Vattenfall City-Nacht                         1:02:01
22.08.2009    10km-Championns-Run                         1:02:36
30.08.2009    33. Berliner Generalprobe (Halbmarathon)2:07:14

18.09.2009    Untersuchung im Zentrum für Sportmedizin in Berlin-Zehlendorf.
                    Ärztliche Empfehlung: Laufen ist gesund; Marathon-Lauf jedoch möglichst nicht  mehr       mitmachen! Halbmarathon ist o.k.!
        
20.09.2009    36. Berlin-Marathon, weil ich mich darauf schon vorbereitet hatte   6:17:32
        10km-Zeit                    1:02:53
        wegen der Wärme an diesem Tag und dem Bewusstsein der ärztlichen Empfehlung: langsamerer Lauf
        Halbmarathon-Zeit                2:24:37

11.10.2009    ASICS Grand 10                          0:57:07
01.11.2009    46. Berliner Cross-Country-Lauf    0:51:44
31.12.2009    34. Berliner Silvesterlauf             1:05:07

Januar 2010 Dietmar Plötz

Am 02. Januar 2010 habe ich mich der Laufgruppe von Bernd Hübner „Hübis Lauftreff“ angeschlossen, mache sehr gerne mit nach dem Motto „wer kommt, der kommt“.

So oft es mir gefällt, nehme ich an Funläufen teil und melde mich zu offiziellen Läufen (außer Marathon) an.

06.02.2010    2. Faschings-Havellauf
06.03.2010    1. Dahlemer Lauf
21.03.2010    21. Lauf der Sympathie 10km                  01:00:39
28.03.2010    30. Vattenfall Berliner Halbmarathon        02:11:28
02.04.2010    Charlottenburg-Lauf 12km
25.04.2010    RBB-Lauf Drittelmarathon                        01:21:34
09.05.2010    BIG 25     Berlin                                     02:40:29
13.05.2010    Himmelfahrt: 4.Große-Wannsee-Haveltour 28km
24.05.2010    Spree-Pfingst-Sause 15,6km
06.06.2010    Wuhlheidelauf 15,5km
07.06.2010    7. Pro Potsdam Halbmarathon                 02:43:38
18.06.2010    8. Mitternachts-Havellauf 14km
26.06.2010    2. Tegeler See- und Havellauf 17km

18.07.2010    21. RUNNERS POINT Havellauf
31.07.2010    19. Vattenfall City-Nacht 10km
14.08.2010    Kuhlake-Lauf 15km
21.08.2010    4. Berliner Airport Run HM
29.08.2010    2. SportScheck 34. Generalprobe HM
26.09.2010    Berlin-Marathon als Zuschauer!
10.10.2010    asics Grand 10 Berlin 10km
07.11.2010    47. Berliner Cross-Country-Lauf 9km
31.12.2010    Silvesterlauf 9,8km

Mir geht es gesundheitlich immer besser, Taubheitsgefühle im linken Arm und im linken Fuß sind mittlerweile fast völlig verschwunden. Ich achte auf meinen (zu hohen) Blutdruck und kann mit meiner Thrombozytose (extrem hohe Werte) umgehen.

Dietmar Plötz

author: GRR

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