IAAF-Präsident Lamine Diack sagte, Deutschland sei „einer der Kernmärkte unseres Sports. Die sachkundigen und leidenschaftlichen deutschen Zuschauer, verstehen und schätzen jede Nuance unseres Sports, und haben Berlin 2009 vielleicht zu einer der schönsten Leichtathletik-Weltmeisterschaften überhaupt gemacht.“
Leichtathletik-WM – Ein Pokerspiel mit viel Risiko – Frank Bachner vom Tagesspiegel freut sich, daß die Leichtathletik-WM übertragen wird. In letzter Minute – ARD/ZDF übertragen Leichtathletik-WM live
Na bitte, geht doch. ARD und ZDF senden Livebilder von der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Südkorea. Frank Bachner freut sich, dass die WM übertragen wird. Ein Kommentar.
In erster Linie profitieren von diesem späten Deal nicht die Rechteinhaber der Agentur IEC oder die TV-Anstalten, am stärksten profitiert die Sportart Leichtathletik. Es geht hier immerhin um eine olympische Kerndisziplin. Um einen Breitensport, der in Deutschland historisch gewachsen ist. Um einen Spitzensport, bei dem Stars und die Art ihrer Erfolge mitunter mythischen Charakter besitzen. Aber Pathos und philosophische Betrachtungen spielten bei dem wochenlangen Gezerre natürlich keine Rolle, das alles bildete nur den intellektuellen Überbau.
Dass auf Kosten einer immer noch bedeutenden Sportart wie auf dem türkischen Basar gefeilscht wurde, liegt natürlich auch an Fehlern des Welt-Leichtathletik-Verbands.
Der hatte sich durch fragwürdiges Management in große finanzielle Schwierigkeiten gebracht und braucht jetzt dringend Geld. Es war zu erwarten, dass ARD und ZDF keine überzogenen Forderungen erfüllen würden. Allerdings darf man auch fragen, warum für Boxkämpfe 54 Millionen Euro ausgegeben werden sollen, für Leichtathletik aber um jeden Euro gerungen wird. Zur Grundversorgung gehören beide Sportarten nicht.
Klar ist auf jeden Fall eines: Wenn die Leichtathletik nicht ihr Auftreten reformiert und medientauglicher macht, wird sie irgendwann den Poker verlieren. Dann bleibt nur noch Pathos.
Frank Bachner im Tagesspiegel, Sonnabend, dem 2. April 2011
In letzter Minute – ARD/ZDF übertragen Leichtathletik-WM live
Nun also doch: ARD und ZDF werden die Leichtathletik-WM in diesem Jahr in Südkorea live übertragen. Nach einem wochenlangen Streit, bei dem es auch um den Grundversorgungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender, den richtigen Gebrauch von Gebührengeldern und die Bevorzugung anderer Sportarten ging, haben ARD und ZDF mit dem Weltverband IAAF eine Einigung über die Fernsehrechte erzielt, wie die Sender am Freitag gemeinsam mitteilten. „Nach mehrmonatigen, schwierigen Verhandlungen konnten sich die Parteien auf eine wirtschaftlich und inhaltlich tragfähige Lösung verständigen.“ Der Vertrag umfasst nur die Titelkämpfe vom 27. August bis 4. September in Daegu.
Ursprünglich hatte die von der IAAF beauftragte Agentur IEC einen Betrag zwischen 12 und 15 Millionen Euro für die Weltmeisterschaften 2011 und 2013 in Moskau gefordert. Nun muss über die Titelkämpfe in zwei Jahren separat verhandelt werden. Für die Veranstaltung in Südkorea, wo wegen der Zeitverschiebung von sieben Stunden viele Wettkämpfe am Vormittag und zur Mittagszeit in Deutschland gezeigt werden, dürfte ein Rechtepreis von drei bis vier Millionen Euro fällig sein.
Plötzlich sind alle zufrieden. „Es hat sich im Interesse der Sportler und des Publikums gelohnt, dass ARD und ZDF bis zuletzt bereit waren, die Verhandlungen fortzusetzen. Mit der Einigung buchstäblich in letzter Minute wurde eine belastbare und marktgerechte Lösung erreicht“, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter. Auch die ARD-Vorsitzende Monika Piel (WDR) zeigte sich erleichtert: „Nach dem Verhandlungsmarathon haben nun alle gewonnen. Jetzt können wir uns bei ARD und ZDF gemeinsam auf zahlreiche Live-Übertragungen und Hintergrundberichte von spannenden Wettkämpfen freuen.“
IAAF-Präsident Lamine Diack sagte, Deutschland sei „einer der Kernmärkte unseres Sports. Die sachkundigen und leidenschaftlichen deutschen Zuschauer, verstehen und schätzen jede Nuance unseres Sports, und haben Berlin 2009 vielleicht zu einer der schönsten Leichtathletik-Weltmeisterschaften überhaupt gemacht.“
meh – Tagesspiegel, Sonnabend, dem 2. April 2011