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25
04
2011

Und er ist Überlebender. „Das Gewächs ist raus“, sagt er amüsiert und meint die Krebserkrankung, die sich vor zweieinhalb Jahren als Tumor in seinem Rückgrat entwickelt hatte und ihn aus der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Peking warf.

Ademola Okulaja – Gesunde Lebensart – Ademola Okulaja ist Geschäftsmann – und Überlebender. Den Krebs hat der frühere Basketball-Nationalspieler überwunden, auch durch tägliches Training und Verzicht auf ungesunde Ernährung. Nun startet er seine zweite Karriere. Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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Ademola Okulaja ist wieder da. Nicht nur, wenn er im Fernsehen Basketballspiele um die deutsche Meisterschaft kommentiert, trägt der einstige „Warrior“ Anzug und Krawatte. Der Berliner, der vor 35 Jahren in Lagos in Nigeria auf die Welt kam, der in Amerika und in Spanien, in Russland und in der Bundesliga donnernd und aus der Distanz Körbe erzielte, der nach Rebounds hechtete und Verteidigung als Nahkampf verstand, ist jetzt Geschäftsmann.

Und er ist Überlebender. „Das Gewächs ist raus“, sagt er amüsiert und meint die Krebserkrankung, die sich vor zweieinhalb Jahren als Tumor in seinem Rückgrat entwickelt hatte und ihn aus der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Peking warf.

„Die richtige Einstellung ist der halbe Sieg“, hatte er im Sport gelernt, und so ließ er auch bei der Auseinandersetzung mit der tödlichen Krankheit keine Sekunde Zweifel oder Selbstmitleid aufkommen. Er ließ sich so schnell wie möglich operieren, dann unterzog er sich drei Zyklen Chemotherapie. Wie Lance Armstrong, der über seinen Kampf gegen den Krebs ein Buch geschrieben hat, sprach Okulaja mit seinem Gegner.
 
Der einstige „Warrior” Ademola Okulaja hat sich mit seinen Krebszellen geeinigt

Doch der Riese von 2,06 Meter Größe machte ein Angebot zur Güte. „Wir haben uns geeinigt“, erzählt er. „Jeder Mensch hat Krebszellen; es ist nur die Frage, ob oder wann sie ausbrechen. Ich habe gesagt: Ihr macht, was immer ihr machen müsst, aber kommt nicht wieder raus. Und ich werde tun, was ich tun muss, um meinen Körper weiterhin vorbildlich zu pflegen.“

„Ich habe die Zeit lieber in meine Zukunft investiert“

Das gelang gut, die Ärzte verzichteten auf eine Bestrahlung. Tägliches Training zur Wiederherstellung sowie der Verzicht auf Fast Food und Alkohol waren kein Opfer für Okulaja. Sie gehören zu seiner Lebensart. Der Tumor, der mit seiner Kraft einen Rückenwirbel zerbrach, habe sein Leben nicht verändert, sagt er. Gesund gelebt hatte er schon als Straßen-Basketballer, der in Berlin-Lichterfelde seine Grundausbildung erhielt und mit zwanzig dem Team von Alba Berlin angehörte, das den Korac-Pokal gewann.
 
Dann ging er aus Berlin für drei Jahre an die University von North Carolina, reifte im Team mit den späteren NBA-Stars Vince Carter und Antawn Jamison zum besten Allrounder der Spielklasse und machte seinen Abschluss in International Studies. Daran knüpfte er an, als er zehn Jahre später am Ende seiner sportlichen Laufbahn angelangt war.

„Um wieder das Level zu erreichen, das ich als Basketballprofi hatte, hätte ich zu lange gebraucht“, sagt Okulaja. „Ich habe die Zeit lieber in meine Zukunft investiert.“ Er absolvierte ein Fernstudium in Marketing, das der Welt-Basketballverband Fiba anbietet und das Prüfungen in Venedig, Barcelona, Wien und Berlin enthielt. Nun baut er als Teilhaber der Berliner Agentur Streetlife Entertainment, die amerikanische Hip-Hop-Musiker zu ihrem europäischen Publikum bringt, den Bereich Sport mit Spielervermittlung und Veranstaltungen auf.

Wenn er abends aus dem Büro nach Hause kommt, lässt er sich von seinen Söhnen Adeisaiya und Adenoah zum Spielen und Toben überreden, bevor er sich an die Beantwortung von E-Mails setzt. „Gesundheit und Familie sind das Wichtigste, was man hat, das habe ich schon als Spieler gewusst“, sagt er.

„Egal was man erreicht: Man kann es nicht genießen, wenn man nicht gesund ist und wenn man niemanden hat, mit dem man es teilen kann.“

Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem 22. April 2011

author: GRR

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