Und wer gewinnt nun am 6. Juli? „Alles andere als eine Goldmedaille für Pyeongchang wäre für München ein sensationeller Erfolg“, textet Weinreich.
TV-Sport München auf Silberkurs – Jens Weinreich hat für die ARD den Olympiapoker um die Winterspiele 2018 begleitet. Thomas Gehringer im Tagesspiegel
Als Reisebegleiter im „Olympiapoker“, so der Titel der Dokumentation im Ersten, war Jens Weinreich mit dabei. Ihn als Filmautor zu beauftragen, war eine gute Idee des WDR. Kaum ein anderer deutscher Journalist hat sich in den vergangenen Jahren derart intensiv – und investigativ – mit den sportpolitischen Hintergründen beim IOC beschäftigt wie er. Man mag nun enttäuscht sein, dass nicht einmal Weinreich einen weiteren Skandal platzen lassen kann.
Dennoch mangelt es nicht an kritischen Verweisen: auf frühere Korruptionsfälle etwa bei der Vergabe der Winterspiele nach Salt Lake City oder auf die zuletzt krachend gescheiterten deutschen Bewerbungen. Die Interviews, die Weinreich am Rande geführt hat, ergänzen die Bilder von den offiziellen Präsentationen. So sieht man Katarina Witt auch einmal nachdenklich und ohne ihr schallendes Münchner Bewerbungslachen. Und man lernt die Macher hinter der südkoreanischen Kandidatur kennen.
Doch oft bleibt der Film auch an der Oberfläche: Worum ging es bei dem Protest in Garmisch-Partenkirchen? Wie sehen die Münchner Olympia-Planungen aus? Und warum ist Annecy eigentlich schon aus dem Rennen? Weinreich geht sparsam mit seinem Hintergrundwissen um und zollt dem Medium Fernsehen Tribut. Mehrfach wird die Olympia-Bewerbung als „Duell der Eisprinzessinnen“ tituliert.
Sind ja auch schöne Bilder, die Kür-Ausschnitte von Kati Witts Olympia-Sieg 1988 und vom Olympiasieg 2010 der Südkoreanerin Kim Yu-na.
Und wer gewinnt nun am 6. Juli? „Alles andere als eine Goldmedaille für Pyeongchang wäre für München ein sensationeller Erfolg“, textet Weinreich.
Thomas Gehringer im Tagesspiegel, Mittwoch, dem 29. Juni 2011