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10
08
2011

London probt intensiv für die Olympischen Spiele 2012 - während es in den Straßen brennt. Die Sportfunktionäre tun unbesorgt: Auswirkungen auf Olympia werde das nicht haben - im Gegenteil. Angesichts solcher Krawalle seien die Spiele erst recht wichtig. ©LONDON 2012

Krawalle in London Gefahr für Olympia? No way! Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung

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London probt intensiv für die Olympischen Spiele 2012 – während es in den Straßen brennt. Die Sportfunktionäre tun unbesorgt: Auswirkungen auf Olympia werde das nicht haben – im Gegenteil. Angesichts solcher Krawalle seien die Spiele erst recht wichtig.

Großbritanniens Hauptstadt bereitet sich auf die Olympischen Spiele 2012 vor, nicht einmal mehr ein Jahr ist es bis zur Eröffnungsfeier, an Londons Olympiastätten folgt gerade ein Test-Ereignis aufs nächste im Rahmen der sogenannten London Prepares Series: Am Wochenende fand ein Triathlon-Weltcup im Hyde Park statt, in Eton Dorney ging die Junioren-WM der Ruderer zu Ende. In Wembley hat die Badminton-WM ihren Betrieb aufgenommen, am Dienstag hat ein internationales Beachvolleyball-Turnier am Horse Guards Parade begonnen, und seit einer Woche wird bei der Probe-Regatta vor Weymouth gesegelt.

Gleichzeitig haben sich die ersten gewalttätigen Proteste nach dem Tod eines 29-jährigen Familienvaters bei einem Polizeieinsatz in den vergangenen Tagen von Tottenham auf mehrere Stadtteile ausgeweitet, unter anderen auf Hackney und Newham, in die Nähe des Olympiaparks.
 
Krasser könnten die Wirklichkeit der Olympiastadt London und die Wirklichkeit des sozialen Brennpunkts London kaum aufeinanderprallen. Und natürlich ist das ein Thema für die olympische Familie. Die Metropole gilt ohnehin schon als stark terrorgefährdet, jetzt kommen die Angriffe der eigenen Stadtbewohner hinzu, für die Olympia doch auch Fortschritte bringen sollte, schönere Stadtteile, neue Jobs, allgemeinen Aufschwung.

Da konnte es gar nicht anders sein, als dass die Krawalle und die damit verbundenen Sicherheitsfragen kurzfristig auf die Tagesordnung jener Konferenz rückten, welche das Organisationskomitee LOCOG in diesen Tagen als Informationsbörse für die Missionschefs der verschiedenen Olympiateams organisiert.
 
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Allerdings haben sich sämtliche Sport-Institutionen davor gehütet, die Lage als Gefahr für die Olympia-Vorbereitungen zu deuten. Fußball-Pokalspiele sind abgesagt worden nach den schwersten Unruhen in London seit mehr als 30 Jahren. Auch das Länderspiel der englischen Fußballer gegen die Niederlande im Wembleystadion findet wegen Sicherheitsbedenken nicht statt.

Der vorolympische Betrieb läuft weiter

Aber der vorolympische Betrieb läuft weiter, auch das Radrennen von London nach Surrey am 14. August findet statt. Und die Funktionäre zeigen sich unbesorgt. Michael Vesper zum Beispiel, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, als Chef de Mission für 2012 gerade in London. In einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa fand er es "völlig falsch, sich verrückt machen zu lassen", und sagte: "Ich fühle mich sicher in London, eine objektive Gefahr oder negative Auswirkungen für die Spiele sehe ich nicht, aber diese Bilder sind den Organisatoren natürlich gar nicht recht."
 
Für das Internationale Olympische Komitee (IOC) sagte Sprecher Mark Adams: "Sicherheit bei den Olympischen Spielen hat erste Priorität für das IOC, allerdings kümmern sich die örtlichen Behörden darum, weil sie am besten wissen, was geeignet und angemessen ist. Wir sind zuversichtlich, dass sie auf diesem Gebiet einen guten Job machen werden."

Eine LOCOG-Sprecherin versicherte, dass die Sicherheitsvorkehrungen ständig überprüft würden. Und Darryll Seibel, Sprecher des britischen Olympia-Verbandes BOA, leitete aus den Unruhen sogar einen Auftrag für die Spiele ab. Auswirkungen auf Olympia? Kein Rede davon. Im Gegenteil. Die Spiele seien gerade wegen solcher Krawalle so wichtig, sagte Seibel auf Sky Sport News: "Wir brauchen Gründe, um zusammenzukommen und zu feiern und friedlich nebeneinander zu leben. Die Spiele sind der Katalysator, um London und das Vereinigte Königreich zu vereinen."
 
Wenn Seibel sich da mal nicht täuscht. Die Geldmaschine Olympia kann nämlich gerade sozial schlechter gestellte Leute ziemlich wütend machen. Jedenfalls schien sich der Sport wieder etwas mehr um sein Image zu sorgen als um die gesellschaftlichen Probleme in der großen Olympiastadt.

Immerhin, die britische Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe äußerte ihr Missfallen, wenn auch nur sehr knapp, auf der Mikroblog-Plattform Twitter. "In weniger als einem Jahr heißen wir die Welt in London willkommen", schrieb sie, "und zur Zeit will die Welt nicht kommen."

 

Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung, Dienstag, dem 9. August 2011

author: GRR

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