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21
03
2012

Deutsche Herzstiftung - Europäische Herzstiftungen fordern strengere Regulierung der Lebensmittelindustrie in Europa ©Deutsche Herzstiftung

Deutsche Herzstiftung – Europäische Herzstiftungen fordern strengere Regulierung der Lebensmittelindustrie in Europa

By GRR 0

(Berlin/Frankfurt am Main, März 2012) Ein alarmierender Bericht des European Heart Network (EHN), Dachorganisation der europäischen Herzstiftungen, fordert eine strengere Regulierung der Lebensmittelindustrie zum Schutz der Menschen vor schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzerkrankungen und Schlaganfall als Folge einer dauerhaft ungesunden Ernährung.

Der Bericht „Diet, Physical Activity and Cardiovascular Disease Prevention in Europe" (Ernährung, körperliche Aktivität und Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen in Europa) analysiert die derzeit gängigen Verhaltensmuster der Europäer in puncto Nahrungsaufnahme und körperlicher Aktivität. Er liefert zudem einen Überblick über den aktuellen Nachweis zur Beziehung zwischen Herz-Kreislauf-Gesundheit und dem, was Europäer im Schnitt täglich essen und wie körperlich aktiv sie sind.

Unter dem Vorsitz der Deutschen Herzstiftung wurden die Ergebnisse des Reports auf einem internationalen Treffen in Berlin mit Vertretern des EHN, Kardiologen und Gesundheitsexperten aus Verbänden, Gesundheitsorganisationen und medizinischen Fachgesellschaften diskutiert. Das Treffen ist Teil des „EuroHeart II"-Projekts, das im Rahmen des Gesundheitsprogramms von der Europäischen Union mitfinanziert wird.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 12 000 Todesfälle in Europa täglich
"12 000 Europäer sterben jeden Tag an Herzinfarkten, Schlaganfällen oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele dieser Sterbefälle ließen sich durch einen gesunden Lebensstil mit herzgesunder Ernährung und ausreichend körperlicher Aktivität vermeiden – am besten beginnend im Kindesalter", sagt der Kardiologe Prof. Dr. med. Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen nicht nur zum frühzeitigen Tod und sind Ursache für nahezu die Hälfte aller Sterbefälle jedes Jahr in der EU (48% oder über 4,3 Millionen Menschen). „Sie führen auch zu chronischen Behinderungen in massivem Ausmaß in ganz Europa", sagt die Direktorin des European Heart Network Susanne Løgstrup. „Es trifft die ärmsten Bürger am härtesten und in den ärmeren europäischen Ländern ist der Gesundheitszustand dieser Menschen noch schlimmer." Auch in ökonomischer Hinsicht stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine enorme Belastung für die Gesundheitssysteme dar: Nach Schätzungen verursachten sie in der EU im Jahr 2006 Kosten in Höhe von 192 Milliarden Euro.

Stärkere Reglementierung der Lebensmittelindustrie
Um diesem Trend entgegenzuwirken, macht das EHN in einem Aktionsplan Vorschläge für Veränderungen in der Lebensmittel-, Handels- und Vermarktungs- sowie der Werbeindustrie. EHN-Direktorin Løgstrup begrüßt etwa Initiativen wie die in Dänemark eingeführte Steuer auf gesättigte Fette, auf zuckerhaltige Softdrinks in Frankreich und auf Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt in Ungarn. „Es gibt Nachweise, dass diese Maßnahmen funktionieren", sagt Løgstrup.

Die Lebensmittelindustrie, der Einzelhandel und die Gastronomie sollten den Empfehlungen entsprechend verbindliche Ziele eingehen, um den Gehalt an Fett, Zucker und Salz in Lebensmitteln (von Brot und Backwaren bis zu Fertiggerichten und Frühstückscerealien) zu verringern. Der Bericht fordert auch die Europäische Kommission auf, einen Vorschlag für eine EU-weite Regulierung einzubringen, um industriell hergestellte Transfettsäuren aus Lebensmitteln, die in der EU auf den Markt kommen, zu entfernen.

Jedes vierte Kind in Europa übergewichtig
Als besorgniserregend stuft der Bericht die dramatische Zunahme in der Häufigkeit von Menschen mit Übergewicht, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes ein, da mit ihr zugleich ein Anstieg von Herz-Kreislauf-Leiden zu erwarten ist. Bereits im Kindesalter ist dem EHN-Bericht zufolge ein Anstieg an Fettleibigkeit, Diabetes und hohem Blutdruck festzustellen: Jedes vierte Kind ist in Europa heute übergewichtig, fünf Prozent der Kinder fettleibig.

Deshalb propagieren das EHN und die Deutsche Herzstiftung Vorbeugung durch einen gesunden Lebensstil als Schlüssel für die Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Schon geringfügige, dafür aber regelmäßige körperliche Aktivität, verbunden mit einer herzgesunden Ernährung, kann viel für die Vorbeugung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und anderer Leiden wie Diabetes bewirken", betont Prof. Gohlke. So müsse ein 55-jähriger Mann bei 80 kg Körpergewicht nur 3 mal 25 Minuten pro Woche joggen oder zwei Stunden intensiv Fahrradfahren (entspricht 1 000 kcal/Woche), um so über eine Beobachtungszeit von zehn Jahren sein Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um 20 Prozent zu senken – und bekommt damit auch noch eine bessere Lebensqualität.

Der Bericht des EHN „Diet, Physical Activity and Cardiovascular Disease Prevention in Europe" steht zum Download bereit unter: www.herzstiftung.de/pdf/EHN-Report_summary.pdf

 
Deutsche Herzstiftung e.V.
 
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