DOSB positioniert sich zu einer weiteren Olympiabewerbung ©Victah Sailer
DOSB positioniert sich zu einer weiteren Olympiabewerbung
DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper haben zu einer möglichen neuen deutschen Olympiabewerbung Position bezogen.
Der folgende Brief ist an die Mitglieder der Gesellschaftversammlung und des Aufsichtsrats der Bewerbungsgesellschaft München 2018 sowie an die Mitgliedsorganisationen des DOSB gerichtet:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
fast genau ein Jahr nach der für uns alle enttäuschenden Entscheidung des IOC über die Ausrichterstadt der Olympischen Winterspiele 2018 wird in Bayern und München öffentlich und intern über eine neuerliche Bewerbung diskutiert. Auslöser dafür war vor allem der Verzicht des NOK der USA, für die Winterspiele 2022 ins Rennen zu gehen, was ohne Zweifel die Chancen für eine europäische Stadt erhöht.
Darum möchten wir mit diesem Schreiben kurz die Haltung des DOSB zu dieser Frage erläutern. Wir beziehen uns dabei auf den Beschluss unserer Mitgliederversammlung vom Dezember 2011, der für eine gemeinsame Entscheidung aller Partner über eine Olympiabewerbung folgende vier Kernfragen benennt:
1. Wie sind die internationalen Chancen? Welche Stadt wird für die Spiele 2020 gewählt? Welche Städte bewerben sich voraussichtlich für 2022?
2. Ist wieder eine so einhellige politische Unterstützung zu erwarten, wie sie die Bewerbung für 2018 auf allen politischen Ebenen erfuhr und ohne die eine aussichtsreiche Bewerbung nicht machbar ist?
3. Sind auch die Bürger/innen in den beteiligten Kommunen mit klarer Mehrheit für die Ausrichtung der Spiele? Wie votieren sie in Bürgerentscheiden, die der Entscheidung über das Einreichen einer neuerlichen Bewerbung vorgeschaltet sein sollten?
4. Wird es – auch angesichts der allgemeinen Finanz- und Staatsschulden-Krise – möglich sein, ein ausreichend ausgestattetes Bewerbungsbudget zu finanzieren?
Gewiss, der US-Verzicht ist ein wichtiger Baustein bei der Entscheidungsfindung. Allerdings sind, wie Sie wissen, auch andere europäische Wettbewerber im Rennen, deren Chancen zu bewerten sind. Zudem kennen wir noch nicht die Ausrichterstadt der Spiele 2020: Wird es Madrid, Istanbul oder Tokio sein? Diese Informationen sind wichtig, um die Aussichten für München 2022 im internationalen Wettbewerb beurteilen zu können.
Eine positive Bewertung der internationalen Chancen einer erneuten Bewerbung ist im Übrigen zwar eine notwendige, aber noch keine hinreichende Voraussetzung dafür, dass wir gemeinsam erfolgversprechend ein zweites Mal antreten können. Dazu bedarf es einerseits wieder eines klaren politischen Willens der zuständigen politischen Institutionen und andererseits auch der mehrheitlichen Zustimmung der Bevölkerung. Schließlich bräuchte es ein auskömmlich ausgestattetes Bewerbungsbudget.
All dies lässt sich nach unserer Auffassung erst im kommenden Jahr zuverlässig einschätzen. Zwischen der Anfang September 2013 vorgesehenen Entscheidung des IOC über die Ausrichterstadt 2020 und dem Ende der Einreichungsfrist für 2022 im darauf folgenden Winter – wo es zunächst nur um eine Interessenbekundung geht – bleibt ggfs. genügend Zeit, in Abstimmung mit allen beteiligten Partnern eine Entscheidung pro Bewerbung zu treffen. Denn wir haben den großen Vorteil, dass unser national wie international hoch gelobtes Konzept ja längst steht. Zu diesem Zeitpunkt sind dann auch die Wahlkämpfe des kommenden Jahres vorbei und die Regierungen in Bund und Freistaat im Amt.
Wir freuen uns also sehr über das wieder aufflammende Interesse an einer Olympiabewerbung in der Region. Aus den dargelegten Erwägungen sind wir aber weiterhin davon überzeugt, dass eine entsprechende Entscheidung seriös nicht bereits heute, sondern erst nach der Vergabe 2020 und den Regierungsbildungen im Herbst/Winter 2013 getroffen werden kann.
Thomas Bach Michael Vesper
Quelle: DOSB