Mit der Deutschland von London nach Hamburg - Mit einer großen Willkommensfeier haben 20.000 Fans am Mittwochmorgen die deutschen Olympioniken in der Hansestadt begrüßt. ©Horst Milde
Tausende bejubeln Rückkehr der Olympiamannschaft
Mit einer großen Willkommensfeier haben 20.000 Fans am Mittwochmorgen die deutschen Olympioniken in der Hansestadt begrüßt.
Nicht nur für Kristof Wilke, den Schlagmann des golddekorierten Achters, war dies der unerwartet großartige Höhepunkt der Heimreise, die wohl keiner der 217 Athletinnen und Athleten vergessen werde. "Atemberaubend", fand Wilke, Fahnenträger bei der Schlussfeier, vor allem die Begrüßung.
Gemeinsam mit Natascha Keller, der Fahnenträgerin bei der Eröffnung, führte er die Mannschaft um 10.45 Uhr vom Schiff auf den Kai und vor die Zuschauer, die dem Schiff und seinen prominenten Passagieren schon von Wedel an am Elbufer und schließlich im Hafen und vor der Bühne des live übertragenden NDR einen herzlichen Empfang bereiteten.
Da war alle Müdigkeit der letzten zwei Tage verflogen, seit die Mannschaft am Montag Abend vom Londoner South Quay abgelegt und an Bord den olympischen Abschied gefeiert hatte. Von diesen sehr privaten Festen, bei denen auch ein inoffizieller Wassersprung-Wettbewerb eine Rolle gespielt haben soll, drang wenig an Land. Judoka Ole Bischof deutete nur an, er habe schließlich in seiner Kabine nicht gewusst, ober er nun „neben dem Maschinenraum oder neben dem Hockeyteam“ genächtigt habe.
Dicht gedrängt standen die Sportler in ihren weißen Trainingsanzügen, Betreuer und Freunde an der Reling und genossen das Einlaufen des mächtigen Schiffes vor dem begeisterten Publikum. "Moin, Moin Olympiahelden! Schön, dass ihr hier seid", stand auf einem großen Plakat neben dem Kreuzfahrtterminal. "Etwas ganz Besonderes für uns alle", sagte auch Turner Fabian Hambüchen. "Das hatte ich so nicht erwartet." Und für Hockeyspielerin Keller, die ihre Karriere nach diesen Spielen beendet, war es "ein ganz toller Abschluss, so viel schöner, als einfach in den Flieger zu steigen, und dann ist man weg".
Dutzende von Booten hatten das Traumschiff elbaufwärts begleitet, darunter auch Feuerwehrschiffe, die die Olympioniken mit Wasserfontänen ankündigten. Und an Land schwappte ihnen eine Welle der Begeisterung entgegen. Sportart für Sportart wurden sie auf die Bühne gebeten und vom Publikum bejubelt, ob nun Medaillengewinner oder nicht. Spätestens da, so befand Schwimmer Steffen Deibler, in Hamburg zu Hause, habe es keiner mehr bereut, "dass er hier mitgefahren ist".
Selbst die erdrückende Enge auf der Autogramm-Meile konnte da dem erschöpften Kristof Wilke nichts mehr anhaben. "Hat Spaß gemacht", sagte er. Besonders gut gelaunt waren die Judoka um Silbermedaillengewinner Ole Bischof, der von einer ganzen Delegation von Freunden und Jugendlichen im Judogi begrüßt wurde. Er lächelte in jede Kamera, erfüllte Hunderte von Autogrammwünschen und ließ bereitwillig die Medaille berühren. "Unfassbar. Wahnsinn", sagte er. "Was für ein Empfang."
Auf Barkassen wurden die Olympiateilnehmer danach durch die Fleets geschippert und erlebten dort und schließlich auf dem Rathausplatz eine weitere Überraschung. Überall säumten bestens gelaunte Menschen die Ufer und Brücken und standen schließlich in Zehnerreihen Spalier, als die Sportler aus den Barkassen die letzten Meter über einen roten Teppich zum Rathaus geleitet wurden, auch hier zahllose Autogramm-Wünsche und Fotobitten erfüllten und sich schließlich vom Balkon aus feiern ließen.
"Sie sind unsere Helden“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz beim anschließenden Empfang im Großen Saal des Rathauses. Denn die Olympiamannschaft habe zweieinhalb Wochen lang mehr als 20 Millionen deutsche Sportlerinnen und Sportler in London repräsentiert. "Auf Schritt und Tritt, bei jedem Schwimmzug und Ruderschlag, verfolgt von Kameras und Mikrofonen", ergänzte Scholz. "So waren 60 Millionen Deutsche im Bilde – über Erfolge und Misserfolge, über vermeintliche Helden und angebliche Enttäuschungen.“
In London habe es großen Sport gegeben, "geniale Momente und solche zum Verzweifeln. Triumphe und Tragödien. Und die großen Emotionen, die Sie im Wettkampf und danach erlebt haben, die haben wir hier in Deutschland und in Hamburg nachempfunden“, sagte Scholz. Die Deutsche Olympia-Mannschaft habe Deutschland in London so vertreten, "wie es sich unser Land nur wünschen kann".
Dabei erinnerte der Bürgermeister auch daran, dass die Olympischen Sommerspiele 2012 eigentlich in Hamburg stattfinden sollten. "Ein schöner Traum", der mit der Niederlage bei der Bewerbung im Jahr 2003 beendet wurde. Scholz betonte aber: "Für immer aufgegeben hat Hamburg, Stadt des Sports und der großen Sportevents, diesen Traum nicht. Wir haben gelernt und uns ein Aufbautraining verordnet." Senat und Bürgerschaft haben jetzt eine Dekadenstrategie zur weiteren Entwicklung des Sports in Hamburg und einen langen Atem.“ Andererseits habe Hamburg der britischen Hauptstadt London, "unserer heimlichen großen Schwester“, die Spiele gegönnt und London habe sie "sensationell gut ausgerichtet.
Quelle: DOSB