Kurs für Sturzprophylaxe ©Klaus Weise
Vorbeugen ist besser als Hinfallen – Sturzprophylaxe-Kurs im Zentrum für Gesundheitssport stark nachgefragt – Von Klaus Weise
Unter dem Motto „Berlin Komm(t) auf die Beine" arbeiten LSB, Ärztekammer, Sportärztebund und Kassen- ärztliche Vereinigung in dem Netzwerk „Sport und Gesundheit" zusammen. 1600 Ärzte beteiligen sich schon und verschreiben das „Rezept für Bewegung": welche Art der Bewegung hilft, wenn es ziept und zwackt, empfehlen die passende Sportgruppe. „Sport in Berlin" stellt Gesundheitssport-Angebote in Vereinen vor.
Mehr als ein Dutzend Mitmacher reifen Alters sind es, die sich freitags bei Kursleiter Steve Gesellensetter gut gelaunt in Sachen Sturzprophylaxe treffen. Zwei Drittel sind Frauen, aber auch drei Männer mit einem Altersschnitt von vielleicht 75 Jahren.
Entspannt, locker, gelöst geht es zu – man kennt sich. Viele sind seit längerem dabei, sie haben gemerkt, wie gut ihnen die Übungen tun, wie wohltuend es auch für die Seele ist, zusammen und füreinander da zu sein. Margot Hermanns aus Lichtenrade ist 90 Jahre alt, was man ihr nicht ansieht, und ziemlich fit, was man ihr wiederum sehr wohl ansieht.
„Ich bin hierhergekommen, weil ich oft mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Das hat sich ziemlich gebessert, und deshalb mache ich nun bereits im zweiten Jahr weiter. Auch weil es sehr viel Spaß macht."
Steve Gesellensetter sorgt im Kurs dafür, das keine Langeweile aufkommt. In der Ansprache regiert das vertrauliche Du. „Hier kann man nichts falsch machen oder sich blamieren, wenn etwas nicht klappt, wird nach Alternativen gesucht", sagt der 28-jahrige Kursleiter, ein ausgebildeter Physio- und Ergotherapeut mit speziellen Lizenzierungen im Rehasport.
Die Schwerpunkte in seinen Stunden wechseln, mal stehen das Gleichgewicht, mal Kräftigung, mal Kondition, mal Entspannung, mal Wettkampfspiele im Mittelpunkt. Der Kurs ist nachgefragt, Steve Gesellensetter hat ein 40-Seiten-Konzept zur Sturzprävention erarbeitet, das die theoretische Grundlage für die kreative Umsetzung in den Übungsstunden bildet.
Experten-Tipp:
Von Dr. Johannes Bruns, FA Innere Medizin und Geriatrie, Sportmediziner und Chirotherapeut, Ltd. Oberarzt am Ev. Krankenhaus Hubertus in Zehlendorf
Wer trainiert, stürzt nicht so schnell
Was sollte man tun, ehe man sich für einen Kurs zur Sturzprophylaxe anmeldet?
Ein Besuch beim Internisten, Orthopäden oder Sportmediziner ist angeraten, um festzustellen, welche Bewegung sinnvoll ist und wie man langsam steigend etwas aufbaut.
Welche Übungen kommen in Frage?
Wichtig für die Sturzprophylaxe sind Kraft, Ausdauer, Koordination. Mit Kraftelementen wird der Stütz- und Bewegungsapparat gestärkt, Ausdauerübungen wirken sich positiv aufs Herz-Lungen-System aus. Koordination kann man mit Balanceübungen schulen bis hin zu Tanzen und Tai-Chi. Nicht exzessiv sondern altersgerecht.
Welche Rolle spielt Krafttraining?
Man kann auch mit wenig Gewicht, mit Hockergymnastik und anderem etwas gegen Muskelabbau als häufige Ursache für eine Sturzhäufung tun.
Eine Stunde pro Woche, ist das genug?
Besser als gar nichts. Täglich 20 Minuten in Eigenaktivität bringen noch mehr.
Dr. Johannes Bruns in Sport in BERLIN – Dezember 2012