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28
01
2013

Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Die wichtigsten Laborwerte einer sportmedizinischen Untersuchung ©privat

Die wichtigsten Laborwerte einer sportmedizinischen Untersuchung – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

By GRR 0

Gesundheitliche Risiken und Mangelerscheinungen können durch die Bestimmung von Laborwerten  festgestellt werden. Was sich hinter den wichtigsten Laborwerten verbirgt, soll hier dargestellt werden. Die angegebenen Normalwerte und Referenzbereiche können je nach der Bestimmungsmethode von Labor zu Labor unterschiedlich sein und müssen bei der Bewertung der individuellen Ergebnisse beachtet werten.

Ein Referenzwert (oft auch als Normalwert bezeichnet) bedeutet, dass dieser Wert sich unter vergleichbaren Bedingungen bei 95% einer ausgewiesenen Anzahl gesunder Personen findet.

 

1. Kleines Blutbild

 

Das kleine Blutbild gibt einen groben Überblick über wichtige Blutbestandteile. Es umfasst die Werte für Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Leukozyten und Thrombozyten.

Erythrozyten (rote Blutkörperchen)

Referenzbereiche:

Frauen: 4,1-5,1 Millionen/ml

Männer: 4,5-5,9 Millionen/ml

Die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sind für den Transport des Sauerstoffs zu den Zellen und für die Entsorgung des Kohlendioxids verantwortlich. Sauerstoff und Kohlendioxid sind in den Erythrozyten am Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, gebunden.

Bei Sauerstoffknappheit (wie im Hochgebirge) und bei erhöhtem Sauerstoffbedarf (Sportler) vermehren sich die Erythrozyten, um die Sauerstoffversorgung im Körper zu verbessern. Bei einer verminderten Zahl der Erythrozyten spricht man von einer Anämie, die mit einer reduzierten Leistungsfähigkeit im Ausdauersport verbunden ist.

Hämoglobin

Referenzbereiche:

Frauen: 12-16 g/dl

Männer: 14-18 g/dl

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff. Jedes rote Blutkörperchen besitzt rund 300 Millionen Hämoglobin-Moleküle. Zentraler Bestandteil des Hämoglobins ist das Eisen. Bei Blutarmut (Anämie) ist der Hämoglobinwert erniedrigt.

Hämatokrit

Referenzbereiche:

Frauen: 36-46 %

Männer: 38-52 %

Der Hämatokritwert gibt an, wie viel Prozent die festen Blutbestandteile, also Blutplättchen, rote und weiße Blutkörperchen, im Gesamtblut ausmachen. Je höher der Wert, desto dickflüssiger ist das Blut.

Da die roten Blutkörperchen den größten Teil der Zellen ausmachen ist der Hämatokritwert bei Anämie auch erniedrigt.

Leukozyten (weiße Blutkörperchen)

Referenzbereich:

3800-10800/ml

Die Leukozyten sind ein Teil des Immunsystems. Die wichtigsten Vertreter sind die Granulozyten und die Lymphozyten. Eine Erhöhung der Leukozyten kann bei einer bakteriellen Infektion auftreten. Auch starke körperliche Belastungen können zu einer Vermehrung (Leukozytose) führen.

Bei einer Allergie sind häufig die eosinophilen Granulozyten erhöht. Eine verminderte Leukozytenzahl findet man bei Virusinfektionen.

Thrombozyten (Blutplättchen)

Referenzbereich:

130.000-400.000/ml

Die Thrombozyten (Blutplättchen) sind für die Blutgerinnung von Bedeutung. Sind zu wenig vorhanden kann es zu einer Blutungsneigung kommen, bei einer zu hohen Zahl ist mit einer Thromboseneigung zu rechnen.

Spezifiziert wird das kleine Blutbild durch eine weitere Zelldifferenzierung (Differentialblutbild) und Erythrozytenindizes (MCV, MCH, MCHC), die aus den Erythrozyten- und Hämoglobinbestimmungen errechnet werden und für die Unterscheidung der Anämieformen von Bedeutung sind. Ergänzende Bestimmungen zur Beurteilung der Blutgerinnung sind der Quick-Test (Tromboplastinzeit), die Partielle Thromoboplastinzeit (PTT) und das Fibrinogen.

 

2. Zucker (Kohlenhydrate)

 

Blutzucker

Referenzbereich:

70-110 mg/dl (nüchtern)

Unter dem Blutzucker wird die Konzentration der Blutglukose verstanden. Bei einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerwert kann ein Diabetes vorliegen. Verminderte Werte beeinträchtigen insbesondere die Hirnleistung.

Der Blutzuckerwert hat hinsichtlich der Leistungsfähigkeit keine Aussagekraft.

Hämoglobin A1c (HbA1c)

Referenzbereich: <7% (für Nichtdiabetiker)

Diese Blutuntersuchung fragt das Blutzuckergedächtnis ab. War der Blutzuckerspiegel in den zurückliegenden sechs bis acht Wochen hoch, dann finden sich im Blut erhöhte Werte des „kandierten" Hämoglobins.

Insbesondere bei Übergewicht und familiärer Belastung sollte das HbA1c bestimmt werden. Der Wert wird auch zur Kontrolle der Diabetes-Einstellung untersucht.

 

3. Fette (Lipide)

  

Cholesterin (gesamt)

Referenzbereich: <200 mg/dl

Der Körper bildet etwa drei Viertel des insgesamt vorhandenen Cholesterins selbst, nur ein Viertel wird über die Nahrung ins Blut geschleust. Eine Messung des Gesamtcholesterins gibt nur ungenau Auskunft darüber, ob das Krankheitsrisiko erhöht ist.

Aussagekräftiger ist immer das Verhältnis der HDL- und LDL-Cholesterine zueinander.

LDL-Cholesterin

Referenzbereich: <130 mg/dl

Ein erhöhter LDL-Cholesterinwert ist ein Risikofaktor für Arteriosklerose und Herzinfarkt.

HDL-Cholesterin

Referenzbereich: >40 mg/dl

Das HDL-Cholesterin gilt als das „schützende" Cholesterin.

Triglyceride

Referenzbereich: <150 mg/dl

Erhöhte Triglycerid-Werte sind vor allem bei hohem LDL-Cholesterinspiegel ein Risiko.

 

4. Eiweiß

  

Gesamteiweiß

Referenzbereich: 6,4-8,3 g/dl

Eiweiß ist Grundbaustein fast aller Körpergewebe und an jedem Stoffwechselvorgang beteiligt. Eine weitere Differenzierung kann über die Elektrophorese erfolgen.

Gerade der Sportler ist auf eine ausreichende Eiweißversorgung angewiesen.

Harnsäure

Referenzbereiche:

Frauen: 2,4-5,7 mg/dl

Männer: 3,4-7,0 mg/dl

Harnsäure ist das Endprodukt beim Abbau von Purinen. Purine kommen in jeder Zelle als Baustein der Erbinformation und beim Energiestoffwechsel vor. Die Harnsäure wird von den Nieren aus dem Blut gefiltert und über den Urin ausgeschieden.

Ständig erhöhte Werte gelten als Risikofaktor für Schäden an Herz, Nieren und Gelenken.

Harnstoff

Referenzbereich: 10-50 mg/dl

Der Abbau von Eiweiß im Stoffwechsel geschieht stufenweise bis zum Harnstoff. Er wird von den Nieren aus dem Blut gefiltert und mit dem Urin ausgeschieden.

Die Harnstoffmenge im Blut hängt davon ab, wie eiweißreich die Nahrung ist und wie gut Leber und Nieren arbeiten.

Kreatinin

Referenzbereiche:

Frauen: 0,66-1,09 mg/dl

Männer: 0,84-1,25 mg/dl

Kreatinin ist das Endprodukt des Muskelstoffwechsels. Es wird vollständig über die Nieren ausgeschieden und dient als Test für die Filterfunktion der Niere. Bei einer Abnahme der Muskelmasse können erniedrigte Werte auftreten.

Erhöhte Werte finden sich nach lang anhaltenden körperlichen Belastungen.

 

5. Leberwerte

  

Gamma-GT

Referenzbereich:

Frauen: <36 U/l

Männer: <60 U/l

Das Enzym Gamma-Glutamyl-Transferase wird vor allem in Leber und Gallengängen gebildet. Es ist der wichtigste Marker für Leberbelastungen und Zellzerstörung.

Erhöhte Werte treten vor allem bei Leberentzündungen (Hepatitis), Leberzirrhose und Fettleber (Alkohol, Diabetes) auf.

Transaminasen GPT und GOT

Referenzbereiche:

Frauen: 10-35 U/l

Männer: 10-50 U/l

Als Transaminasen werden Enzyme bezeichnet, die Eiweißbestandteile umbauen. Sie sind Anzeiger für Leber-, Gallen- und Herzerkrankungen.

Bilirubin

Referenzbereich:

Gesamtbilirubin: <1 mg/dl

Um die Zusammenarbeit von Leber, Gallenblase und Dünndarm zu untersuchen, wird der Gallenfarbstoff Bilirubin im Blut bestimmt. Bilirubin ist das gelbe Abbauprodukt des Blutfarbstoffs Hämoglobin und wird über die Galle ausgeschieden.

Erhöhte Werte treten z.B. bei Gallensteinen und Leberentzündungen auf.

 

6. Mineralstoffe und Spurenelemente

 

Natrium (Na)

Referenzbereich: 135-145 mmol/l

Natrium (Na) ist für den Flüssigkeits- und Säure-Basenhaushalt, Nervenimpulse, und Muskelaktivität von Bedeutung.

Kalium (K)

Referenzbereich: 3,3-5,1 mmol/l

Kalium ist für die Weiterleitung von Impulsen in Muskeln, Nerven und Zellen sowie die Flüssigkeitsregulation von Bedeutung.

Kalzium (Ca)

Referenzbereich: 2,15-2,55 mmol/l

Kalzium ist wichtig für die Nerven- und Muskelfunktion.

Magnesium (Mg)

Referenzbereich: 0,7-1,05 mmol/l 

Magnesium ist wichtig für den Kohlenhydrat-Stoffwechsel, die Zellatmung, die Nervensteuerung und Muskelfunktion.

Eisen (Fe)

Referenzbereiche

Frauen: 23-165 mg/dl

Männer: 35-168 mg/dl

Eisen ist wichtig für den Sauerstofftransport in den roten Blutkörperchen. Insbesondere bei Sportlerinnen tritt ein Eisenmangel sehr häufig auf. Die Folgen können Müdigkeit, Leistungsschwäche, Blässe und Immunschwäche sein.

Die Bestimmung von Eisen und auch Transferrin im Serum hat heute weniger Bedeutung. Wichtiger ist die Bestimmung von Ferritin und dem löslichen Transferrinrezeptor (sTfR).

Ferritin

Referenzbereiche:

Frauen: 13-651 mg/l

Männer: 4-665 mg/l

Ferritin ist ein intrazellulärer Eisenspeicher, die Serumkonzentration reflektiert das Ausmaß der Eisenspeicherung des Körpers. Problematisch ist, dass Ferritin ein Akute-Phase-Protein (Entzündungs-Protein) ist, das bei Erkrankungen und nach körperlichen Belastungen erhöht sein kann.

Somit kann ein normaler Wert vorgetäuscht werden. In den Tagen vor der Blutentnahme sollte deshalb keine intensive Belastung stattfinden.

Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR)

Referenzbereich: 0,83-1,76 mg/l

Referenzbereich sTfR-Index: 0,41-1,25

Zunehmend wird der lösliche Transferrinrezeptor (sTfR) als sensitiver und spezifischer Marker für einen Eisenmangel eingesetzt. Er gilt als Indikator für den zellulären Eisenbedarf.

Der aus dem Ferritinwert und dem sTfR errechnete sTfR-Index kann zusätzlich zur Bewertung herangezogen werden.

 

7. Entzündungsmarker

  

Blutsenkung (BSG)

Referenzbereiche:

Frauen: <25 mm nach 1Stunde

Männer: <15 mm nach 1 Stunde

Die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG), kurz Blutsenkung genannt ist ein Suchtest bei entzündlichen und tumorösen Veränderungen.

Die BSG steigt spät an und fällt spät wieder ab, daher ist sie zur Verlaufsbeobachtung akuter Erkrankungen weniger gut geeignet als das CRP.

C-reaktives Protein (CRP)

Referenzbereich: <1,0 mg/dl

Das C-reaktive Protein steigt von allen Parametern bei Entzündungen am schnellsten an und fällt am schnellsten wieder ab. Ein normales CRP schließt eine wesentliche bakterielle Infektion praktisch aus.

Als Risikoindikator für eine kardiovaskuläre Erkrankung wird heute auch das hsCRP bestimmt.

 

8. Hormone

  

TSH basal

Referenzbereich: 0,35-4,5 mIU/l

Thyreotropin (TSH) ist ein empfindlicher Parameter zum Ausschluss einer Schilddrüsenfunktionsstörung (Über-/Unterfunktion, Jodmangel). Bei Abweichungen muss eine weitergehende Diagnostik mit Bestimmung der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) erfolgen.

 

Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Ausschließlichkeit oder Vollständigkeit. Die Bestimmung von Laborwerten in Form eines Screenings ist umstritten (Aderhold und Weigelt 2012). Allgemeingültige Empfehlungen sind kaum möglich. Die Auswahl der einzelnen Laboruntersuchungen sollte vom individuellen Fall abhängig gemacht werden.

 

Weitere Informationen finden Sie in dem Beitrag:

Sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung

  

Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

 

Literatur:

Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.

 

 

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Das Buch von Aderhold/Weigelt:

 

Aderhold/Weigelt: Laufen! Die Buchvorstellung aus dem Schattauer Verlag

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

author: GRR

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