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08
03
2013

2005 Kimbia Camp Iten, Kenya Febuary 17-22, 2005 Photo: Victah@Photo Run Victah1111@aol.com 516-909-8082

Trainer sind die „Allzweckwaffen des Sports“ – sie geben die Ordnung vor in der sich Talente entwickeln – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

Kürten, 2013 (© Lothar Pöhlitz) – Trainer sind „Allzweckwaffen des Sports“, Pädagogen, Psychologen, Vorbilder, Fahrer, Persönlichkeiten, Papa/Mama –Coaches, Organisatoren, Koordinatoren, Motivatoren, Trainingspartner, Finanzjongleure,  Scouts und natürlich auch Trainer die was von ihrem Fach, vor allem aber von der Erziehung  auch „junger Wilder“, der Psychologie und auch vieles von der Sportmedizin verstehen sollten.

Sie wissen, dass sich Leistungen ohne Regeln, Grenzen, Vorgaben, Vorbildfunktion, aber auch ohne Lob nicht wie von selbst entwickeln. Sie wissen aber auch, dass seit den 60iger Jahren der Umgang mit den inzwischen von Elternhaus und Schule nicht selten gegenüber früher „anders erzogenen Kindern“ auch von den Trainern eine etwas andere Position gegenüber ihren jungen Talenten erfordert. Diese  Problematik spiegelt sich derzeit auch in unseren Bestenlisten wider.

Leistungsentwicklung setzt die Realisierung vielfältiger Aufgaben voraus

Kompetente Jugendtrainer erkennen die Fähigkeiten ihrer jungen Talente früh und  bilden sie nach besten Wissen und Gewissen aus. Dies ist eine reizvolle, schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe. Verantwortungsvoll, weil die jungen Sportler selbstverständlich einen kontinuierlichen Leistungsfortschritt und die Eltern, in Kenntnis der Einflussmöglichkeiten von Trainern, oft den möglichsten Beitrag zur Erziehung ihrer oft nicht immer einfachen „Pänz“ erwarten.

Anfänger können nicht wissen, dass Leistungsfortschritte vor allem mit Leistungen im Training verbunden sein müssen, dass dazu Disziplin, Fleiß und auch Verzicht gehören und eine gewisse Hierarchie zwischen Trainer – Leistungsathleten und Anfängern für das funktionieren einer Gruppe selbstverständlich ist. Leader in Trainingsgruppen sind hilfreich, diese Erkenntnis nutzen Trainer in aller Welt seit Jahren.

Dies alles ist nicht vorauszusetzen sondern zu vermitteln.

Sportliche Spitzenleistungen oder auch Olympiasiege fallen nicht vom Himmel, sie sind nicht angeboren sondern die entsprechende Leistungsfähigkeit ist immer Ergebnis optimaler begleitender Entwicklung. Dabei ist der Trainer zugleich Lehrer der Wissen und auch Trainingsmethodik lehrt, Kinder anleitet und kontinuierlich führt, coacht und sie auch systematisch zur Selbständigkeit, zum Selbstbewusstsein und zur Verlässlichkeit in der Erfüllung von Trainings- und Wettkampfaufgaben „erzieht“.

Auf die leistungssportlichen Anforderungen ausgerichtet,  könnten vor allem Jugendtrainern persönliche „Kopfnoten“ eine Orientierungshilfe, ein Leitfaden, Maßstab für den Erziehungsauftrag, Handlungsauftrag bis hin zum vielleicht erfolgreichen internationalen Spitzenathleten, vor allem für Talente, sein.

Kopfnoten* könnten Trainer-Hilfen bei der Leistungssporterziehung sein:

(* d.h. der Trainer hat solche Aufgaben / Ziele  immer abrufbar  im Kopf)

 

  • Verhalten im Training, Belastungsbereitschaft
  • Sozialverhalten, in der Gruppe, im Partnertraining, Ehrlichkeit
  • Selbständiges Arbeiten, Auftragsrealisierung, Kontrollen
  • Zuverlässigkeit, Disziplin, Pünktlichkeit
  • Sorgfalt, Qualität in der Übungsausführung
  • Lern- und Leistungsbereitschaft für Wettkämpfe, Motivation

Die älteren unter uns haben mit den Kopfnoten (auch wenn sie früher noch anders hießen) gelebt, waren sich ihrer Wirkung auf ihr eigenes Verhalten durchaus bewusst und sie haben sie, seien wir doch einmal ehrlich, nach ihrer Abschaffung als beträchtliche Erziehungshilfe, vielleicht für ihre eigenen Enkel auch vermisst. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele Arbeitgeber, insbesondere die Personalbüros, diese Hilfen für die Beurteilung ihres vielleicht zukünftigen Arbeitnehmers lange sehr vermisst haben und man konnte lesen, dass viele die Wiedereinführung in den Schulen begrüßten.

Auch für das Kinder – und Jugendtraining gibt es einen Erziehungsauftrag – Trainer sollten Lehrer und Erzieher zugleich sein

Auch der Sport-Pädagoge (früher Leibeserzieher) – sprich Trainer – ist gehalten in der sportlich-erzieherischen Praxis die menschliche Entwicklung des jungen Sportlers auf dem Weg zur Persönlichkeit, sein Auftreten in der Öffentlichkeit (er/sie könnten ja eines Tages Vorbild sein) zu fördern und seine Lebensgestaltung im Komplex Schule – Elternhaus – Training möglichst positiv zu begleiten, zumal er in einem großen Teil der Freizeit auf die jungen Talente „Zugriff hat“. Dabei hat er selbstverständlich zuerst die wünschenswerten Auswirkungen auf die sportliche Praxis, auf Training, Wettkampf und das Sozialverhalten in der Gruppe im Sinn, ohne die Lebensgestaltung auch außerhalb des Trainings aus den Augen zu verlieren.

Das ist heute wie früher die pädagogische Verantwortung. So sind Trainer Lehrer und Erzieher zugleich. In diesem Rahmen sind sowohl die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, als auch die individuellen Voraussetzungen, die das Talent einbringt, wie Alter, Geschlecht, Umfeld der Familie, schulische Leistungsfähigkeit / Intelligenz, sportlicher Entwicklungsstand und Trainierbarkeit, Belastbarkeit, Belastungsbereitschaft, Freizeitneigungen wie z.B. zusätzlicher Zeitaufwand für musische oder kulturelle Interessen, zu berücksichtigen. Problem ist wie und durch welche Maßnahmen sind die individuellen Interessen, auch im Sinne einer gesicherten leistungssportlichen Entwicklung zu kanalisieren.

Bei den Besten, den Hochbegabten, auch in Sportschulen, muss die Frage erlaubt sein, ob Ziele weiter oben, ihr Hobby das täglich mehrstündige Training     und vielleicht 30 Wettkämpfe im Jahr überhaupt weitere „Nebenkriegsschauplätze“ zulassen.

Die Erziehung von Talenten, von Hochbegabten, geht über die Erziehung innerhalb der sportlichen Betätigung anderer Sportler hinaus. Sie muss die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit verfolgen, Ehrgeiz, Motivation, Leidenschaft, Disziplin und ihre Bereitschaft zu mehr im Sinne eines frühen Leistungsfortschritts nutzen, aber auch das Interesse des Trainers für die schulische Leistungsentwicklung im Sinne der Vorbereitung auch auf einen angemessenen späteren Beruf und das Auftreten in der Freizeit einschließen.

Erfahrung ist, dass die besten Sportler in der Leichtathletik in der Regel auch zu den besseren Schülern gehören. Übersehen sie aber nicht dass talentierte Läufer sich schneller entwickeln als andere und damit auch früher höhere Belastungen sinnvoll sind. Und wenn es die schulischen Leistungen einmal erfordern zeigt die Praxis, dass ein Trainingsverbot ein durchaus wirksames Mittel der Wahl sein kann.

 

Es gibt sie noch, die schon früh Sieger werden wollen – Erziehung im Training und für Wettkämpfe heisst…….

Das Interesse aus der Sicht der Trainer in der Zeit des Kinder- und Jugend-Aufbautrainings ist natürlich in erster Linie auf Training und Wettkämpfe gerichtet. Dabei geht es um Realisierung eigener Wünsche oder Ziele des Sportlers, die im Leistungssport mit den Interessen der Vereine, der Trainer oder des sportlichen Umfeldes, meist auch der Eltern, in Übereinstimmung sind. Den jungen „Ausnahme-Läufern“ muss aber schon möglichst früh vermittelt werden, welche Aufgaben, Anforderungen und Bereitschaft mit der Realisierung von Leistungszielen zur Erreichung z.B. von Medaillen oder Siegen bei Deutschen Jugendmeisterschaften verbunden sind.

Deshalb reicht es nicht, wenn Ihnen im Training die Aufgaben jeweils für die bevorstehende Trainingseinheit und deren Inhalte und Bedeutung vermittelt werden. Erziehung schließt Erziehung zur Pünktlichkeit, wenn nötig auch zur Sauberkeit / Hygiene, Aufmerksamkeit gegenüber den Ansprachen der Trainer, Disziplin in der Erfüllung der Aufgaben – nicht nur in der bevorstehenden TE – Erziehung zur Selbständigkeit in der zuverlässigen Erledigung z.B. von Trainings-Hausaufgaben oder von Trainingsaufgaben in Abwesenheit des Trainers, ein. Von Anfang an ist auch eine hohe Sorgfalt bei der Übungsausführung, die Überzeugung, dass man mit einer besseren Qualität der Aufgabenrealisierung den Leistungsfortschritt beschleunigen kann, zu vermitteln. Natürlich gilt auch hier die alte Weisheit „Kontrolle ist gut………“

Es ist auch ein notwendiges Sozialverhalten innerhalb der Trainingsgruppe z.B. gegenüber der Integration von neuen oder auch ausländischen Sportlern gewünscht. Auch eine hohe Kooperationsbereitschaft innerhalb von Kadertrainingsmaßnahmen zu den Konkurrenten aus anderen Vereinen und eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist hilfreich, weil Abgrenzung Verlangsamung der eigenen Leistungsentwicklung bedeutet, die Sammlung von neuen praktischen Erfahrungen behindert und Reserven in der Motivation des Sportlers gegenüber höheren Reizen im zukünftigen Training ungenutzt bleiben. Natürlich betrifft das auch das Trainer-Vorbild.

Trainer haben die gleiche Stellung wie sympathische Lehrer, die von ihren Kindern geliebt werden und für die sie lernen oder trainieren. Dies müssen sie zu immer schnelleren Laufen und zur Ausprägung der Fähigkeiten des Talents ihrer Sportler nutzen.

Die oft zu beobachtenden Egoismen bei erfolgreichen Aktiven weisen aber auch darauf hin, dass man den jungen Talenten auch „gewisse Freiräume“ lassen sollte. Sie sind nicht selten deshalb besser weil ihr Anspruchsniveau höhere Ziele verfolgt. Diese positive Eigenschaft muss früh erkannt, genutzt und für einen schnelleren Leistungsfortschritt kanalisiert werden. Dies bedarf aber immer auch entsprechender Führungsqualitäten.

„Gute Leistungen im Wettkampf setzen vermitteltes Wissen und Handlungsbereitschaft voraus, nicht nur der Trainer, sondern der Athlet muss es wollen! Die Umsetzung der folgenden Erfahrungen kann helfen:

  • realistische, erreichbare Ziele. Diese Ziele werden bewusst verfolgt, der Weg zum Ziel wird ständig vorausdenkend verbessert, der Athlet darf aber auch nicht nachlas-sen seine Ziele zu verfolgen
  • die Freude an der Leistung und den Spaß am „Kampf“ (auch wenn es wehtut und die Oberschenkel mal „brennen“). Der innere Antrieb ist entscheidend, der Sportler bestimmt selbst wie gut er werden will
  • Motivation und Willensqualitäten
    Konzentrations- und Mobilisationsfähigkeit. Ich will die Leistung und werde im Training alles dafür tun. Nur wenn ich noch härter arbeite kann ich es schaffen. Ich bin zu mehr fähig, ich werde noch konsequenter trainieren. Zuerst muss ich mich besiegen
  • Disziplin ( im Training und Freizeit ) und Risikobereitschaft, der Profi nutzt seine Zeit zielgerichtet, er ist sich immer bewusst, dass er für seinen Erfolg viel investieren muss
  • Höchste physische Leistungsfähigkeit, hohe sportliche Form einschließlich Tole-ranz von Mangelzuständen (Laktattoleranz, Energiedefizite) und Stress, Vorstartbe-wältigung. Das Top-Gefühl vor dem Rennen muss auch im Wettkampf in eine Topleistung umgesetzt werden können
  • Emotionen Optimismus, keine Angst, Positive Gefühle, Hochstimmung Ich laufe gut weil ich mich gut fühle. An die Bestleistung denken, nicht an die Niederlage
  • Mentale Stärke – Mentale Kraft – Selbstvertrauen » immer. Wettkampf- und Be-lastungsstabilität. Ich bin voller Energie, habe sehr gut trainiert, bin sicher und denke positiv » ich kann es, ich werde entspannt sein, ich werde es heute zeigen, ich werde in der Endphase kämpfen » Ich werde gewinnen , ich gebe alles (Leis-tungsmotivation)
  • Mentales Training / Begleitung durch einen Psychologen und natürlich den eigenen Trainer“ (Quelle: LCA Lothar Pöhlitz 2007)

Fazit : Erziehungsauftrag für die Talentausbildung

Talente bzw. Begabte haben vor allem dann die größten Möglichkeiten eines Tages zu besseren Leistungen zu kommen, wenn sie in ihrer jungen Laufbahn möglichst früh, mit all diesen Aufgaben, Prinzipien und Möglichkeiten „erzieherisch unaufdringlich“ konfrontiert werden. Übersehen Sie nie, dass sie zuerst ihren Sportlern möglichst genau sagen müssen, was sie von ihnen erwarten, wie das nachfolgende Training konkret aussehen soll. Dies erfolgt am besten in einem zwanglosen Halbkreis mit der notwendigen Distanz vor ihnen (im Gegensatz zum strammen Antreten und „Sport frei“ früherer Jahre) bevor das gemeinsame Training beginnt.

Trainer sind Erzieher die auch realistische Bewertungen nach der Erledigung der gestellten Trainingsaufgaben und nach Wettkämpfen vornehmen müssen, ohne natürlich das so wichtige Lob zu vergessen. Dabei dürfen sie die Verfolgung ihrer Ziele niemals aus den Augen verlieren. Mit jeder schlechten Trainingseinheit ist Ausbildungsverlust verbunden. Sportler betrachten Trainer als gute Trainer, wenn sie im Ergebnis ihrer gemeinsamen „Arbeit“ selbst erfolgreich sind. 

Es ist nicht Aufgabe von Trainern von ihren Eltern unerzogene Kinder durch Sport zu disziplinieren. Aber es ist ihre Aufgabe Anfänger-Talenten Wissen und Verhaltensweisen zu vermitteln, die ihnen ihre Einordnung in ein leistungsorientiertes Trainingssystem ermöglicht. Es muss ihnen von Anfang an vermittelt werden, dass ihre Leistungsträume ohne ein oftmaliges wiederholtes üben, ohne zahllose Wiederholungen nicht erfüllbar sind.

Soziale Herkünfte schaffen bei der Erarbeitung sportlicher Leistungen keine Vor- oder Nachteile, allein „Talent + Arbeit“ führen nach oben. Wer nicht bereit ist sich erziehen zu lassen, wer nicht bereit ist Lehren anzunehmen, wird auch im Sport zu den Verlierern gehören, wie im richtigen Leben.

Trainer geben die Ordnung vor in der sich ihr sportliches Training bewegt, sie setzen von Beginn einer Zusammenarbeit an Grenzen und stellen immer neue Aufgaben, ohne die  Fortschritte nicht möglich sind. Sie sind vor allem dann erfolgreich wenn ihr Ehrgeiz darin besteht ihre Athleten täglich ein wenig besser zu machen. Dabei sollten sie nie vergessen die gestellten Aufgaben auch „abzurechnen!“

—————————© Lothar Pöhlitz —————————

Fotos: Ayadi, Pöhlitz

 

Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

 

Leichtathletik Coaching-Academy

author: GRR

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