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2013 IAAF World Outdoor Championships Moscow, Russia, August 10-18 2013 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-741-1865 www.photorun.NET

Sprint-Wunder Jamaika – Ich wollte wissen warum*… Es gibt sie schon die Usain Bolt-Nachfolgegeneration – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

12. November 2013, © Lothar Pöhlitz – Im März 2013 war es wieder soweit. In Kingston / Jamaika fanden die ISSA Boys & Girls Leichtathletik-Meisterschaften statt. Die Vuvuzelas und Trommeln dröhnten.

Eine große, laute und bunte Menschenmenge war – wie seit mehr als 100 Jahren – wieder im National Stadion in Kingston versammelt um nicht nur zwei 15 – jährige Jungen zu beobachten und enthusiastisch zu feiern die die 400 m unter 47 Sekunden liefen.

 

 

 

Bei den „5 Tage – Champs“ – dem wohl größten High School „Kinder- und Jugend“- Leichtathletik-Wettbewerb der Welt, eine Traditionsveranstaltung die inzwischen ihren 104. Geburtstag feierte. Jeder trägt die Farbe seiner Schule, die Atmosphäre ist einzigartig und das nicht nur im Stadion. Auf der Insel fiebern bestimmt die Hälfte der 2,8 Millionen Einwohner am TV mit – im Einklang mit den Champs.

Jeder hat eine Meinung wer wohl der/die nächste Usain Bolt oder Shelly-Ann Fraser sein wird. Im Nationalstadion begleiten / werben viele Sponsoren (u.a. Puma Deutschland) wenn die Trainer aus den 100 qualifizierten Schulen des Landes den Scouts aus der ganzen Welt ihre besten Talente top vorbereitet präsentieren.

 

 

Realschulen und Gymnasien aus dem ganzen Land konkurrieren. Auch Usain Bolt und Shelly – Ann Fraser hatten in ihrer Schulzeit ihre ersten Erfolge bei den Champs.

"Wir haben jetzt einen Leichtathletik-Trainer an jeder Schule, Hochschule und Kindergarten im Land" erklärte Neville McCook, Ratsmitglied der IAAF und der Generalsekretär des Jamaica Olympic Association.

Dieses Jahr war ein Leistungs-Höhepunkt in der Geschichte der Champs. Sicher haben Usain Bolt und Shelly – Ann Fraser mit ihrem Vorbild dazu beigetragen. Auch sie waren ja durch diese „Mental-Schule“ gegangen. Es wurden 30 neue Rekorde in den Altersklassen aufgestellt! Hier einige Beispiele:

  • der 15 jährige 400 m – Gewinner lief Rekord: 46,64 Sekunden
  • ein 13-jähriger Junge lief 10.85 und 21.87
  • ein 15-jähriger Junge lief 200 m in 20,63
  • ein 18-jähriger Junge erreichte 10.28 – 20.27 und 45.2
  • ein 18 Jahre altes Mädchen lief 200 m in 22,98 Sek. bei Gegenwind und
  • ein 16-jähriger übersprang 2,19 m im Hochsprung.

Doch keiner von ihnen war der herausragende Darsteller der Tage. Dieser Titel ging an die 12-jährige (!) Kimone Shaw, die 100 m in 11,75, 200 m in 24,28 Sekunden und im Weitsprung 5,52 m schaffte.

Ich wiederhole und dass mit … 12 Jahren!

Für die Teilnahme wird an den Schulen des Landes hart trainiert, schließlich sind ansprechende Qualifikationsnormen Voraussetzung zur Teilnahme. In den Sprints und den Mittelstrecken wurden 2013 beispielsweise diese Leistungen gefordert:

Stuart McMillan im Interview mit Donavan Bailey – in Jamaika geborene kanadische Sprint – Legende – auszugsweise:

„Ich habe in den letzten Monaten versucht herauszufinden was genau es ist, warum diese winzige Insel solche herausragenden Sprinter produzieren kann. Ich habe eine Menge Zeit verbracht, Gespräche mit Trainern geführt, junge Athleten beim Trainieren beobachtet, ehemalige Athleten befragt, um zu verstehen was genau hier vorgeht, warum sie die Welt derzeit im Sprint dominieren. Dabei war ich nicht das erste Mal hier. Ich wollte wissen warum…

From an athlete’s perspective, the very first thing that you need to have is a winning attitude. You need to be 100% confident in your coach, in your program, in your training, in your training partners.

Die Basis – Ausbildung in Jamaika ist die beste der Welt. „The very best“. Kein anderes Land ist dem nahe. Der Sport zählt hier ab dem 4. 5. oder 6. Lebensjahr – dabei steht Training in der Leichtathletik ganz oben, track and field first. Es ist wie Eishockey in Kanada oder Basketball in den USA.

Es ist hier anders. Leichtathletik ist Nationalsport Dadurch erhöht sich die Intensität der Arbeit und am Ende hat diese Jugend später keine Angst vor Wettkämpfen, vor irgendwelchen Gegnern. Intensive Wettbewerbe sind schon früh mit Erwartungen verbunden. Die Champs sind das Größte für die Kinder. Es zählt nicht zuerst die Teilnahme, sondern der Erfolg, die Erwartungen sind hoch! Jhevaughn Matherson, Kimone Shaw – das sind Kinder, die 12 und 13 Jahre alt sind, und sie tun aktuell Dinge die in den meisten Nationalmannschaften der Welt nur Ältere können.

Die Kultur Jamaikas – die Infrastruktur vermittelte uns schon früh die Haltung dass wir die besten sein könnten. Meine Eltern lehrten mich mental eine sehr starke Person zu werden. Was auch immer ich tat, ich musste immer alles geben – ob in der Klasse, im Basketball oder was auch immer. Die Kinder heute sind auch lauftechnisch schon solider – ihnen werden die richtigen Dinge früh gelehrt. Auch Coaching ist besser geworden in Jamaika.

Auch in Kanada gibt es unglaubliche Talente, aber wir haben 100 Coaches für 100 Athleten……dies ist das Dümmste was es gibt in der Welt. Auf der kleinen Insel Jamaika gibt es etwa 20 Clubs mit einem strukturierten Set-up, Sponsoring, Geld, Schuh-Firmen, Coaches die alle mit etwa fünfzig 12jährigen arbeiten. Und alle arbeiten für die zwei großen Klubs – für die zwei erfolgreichen Trainer Stephen Francis und Glenn Mills die mit unglaublichen Programmen die talentierten Junioren zu internationalen Stars entwickeln können. Und jeder bekommt zu essen.

Hilfreich ist auch das einige von denen die in den 80er und 90er Jahren Jamaika verlassen haben, weil sie damals nicht genug Kredit im eigenen Land hatten, inzwischen als Lehrer und Trainer zurückgekommen sind. Diese Jungs machen einen tollen Job – die Kinder zeigen bereits mit 12 und 13 Jahren einen technischen Bewegungsablauf den ich bisher nicht gesehen habe! Das sind die Menschen im Hintergrund.

Wir wurden schon früher in der Leichtathletik den Besten vom ersten Tag an ausgesetzt. Es wurde von uns erwartet zu konkurrieren und zu dominieren. So bin auch ich aufgewachsen. Bei den Champs vor bis zu 50.000 Menschen in einem Dampfkochtopf zu konkurrieren gibt Ihnen die Gewissheit, dass wenn Sie eines Tages auf der großen Bühne zu konkurrieren haben dies ohne Angst tun werden. Wer mit 12, 13, 14, 15, 16 Jahren vor 50.000 Menschen in diesem Dampfkochtopf stellvertretend für seine Schule das Geschrei, den riesigen Druck aushält besteht später bei Weltmeisterschaften und Olympischen Finals auf höherem Niveau.

 

Meine drei wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Sportlers sind:

 

  • Nummer eins ist das Engagement für ein Schüler – Talent
  • Nummer zwei – Talente brauchen um sich herum extrem clevere Leute, von denen müssen sie so viel wie möglich der besten Informationen absorbieren. Sie brauchen einen unglaublichen Trainer, Therapeuten und Ernährungswissenschaftler. Das sind die Schlüssel.
  • Nummer drei – sie brauchen Konzentration und Disziplin. Wenn Sie das nicht haben, dann können Sie die beiden ersten vergessen.

Erfolg setzt voraus dass Sie alles in Ihrer Macht tun um alle ihre Fähigkeiten in Ihrem Körper zu maximieren. Erfolg wird letztlich durch Ergebnisse definiert – aber sie werden von den ererbten Fähigkeiten und dem Talent begrenzt. Erfolge resultieren aus der Kombination von harter Arbeit, Umwelt, Haltung, Ego und Vertrauen.“ (Donovan Bailey – in Jamaika geboren)

 

*Quelle: www.mcmillanspeed.com/2013 – ausgewählt und bearbeitet von Lothar Pöhlitz

 

Lothar Pöhlitz in https://www.la-coaching-academy.de/portrait/lothar-poehlitz.php

 

Leichtathletik Coaching-Academy

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