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2013

Läufer – Talent – Goldkörnchen - Genie ©Athletics Australia

Läufer – Talent – Goldkörnchen – Genie – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik-Coaching Academy

By GRR 0

Lothar Pöhlitz – 26.12.2013 – Im Prozess des Nachwuchsleistungstrainings erkennen Trainer schnell ob ihr Talent besser als die anderen in der Region vielleicht ein Goldkörnchen oder wenn sie ganz großes Glück haben z.B. ein für eine Mittel- oder Langstrecke prädestiniertes Genie ist. Die sind leider sehr rar, aber nur sie verfügen über die komplexen Voraussetzungen für eine Medaille bei den großen Events oder noch besser für einen Olympiasieg.

Die wichtigsten ersten Aufgaben der Trainer für ein „schneller – höher – weiter" bestehen darin die Erbanlagen des „ihnen zugelaufenen Talents" (Schnelligkeits-Typ – Ausdauer-Typ – Mix-Typ) zu erkennen, den Goldkörnchen früh „ihre Stärke" zu verdeutlichen weil sie vor allem daran eines Tages viel Spaß haben werden. Ihnen ist die notwendige Disziplin und hartes Training, Belastbarkeit für das Hochleistungstraining und „feine Technik" zu lehren.

Dabei auch noch die Willensqualitäten zu entwickeln und sie schrittweise zu befähigen in Wettkämpfen ihre mentale Stärke zu zeigen kann nicht früh genug beginnen. Am besten wäre es wenn sie auch noch mit dem Sieger-Gen ausgestattet sind – d.h. immer Sieger werden wollen.

Der deutsche Hochleistungssport hat sich in der Vergangenheit gewandelt. Heute muss man sich vor allem selbst organisieren, zu harter Arbeit bereit sein und lernen seine Leistung nicht nur am Tag X – den Tag der größten Träume – abzurufen sondern den Erfolg auch „zu verkaufen" damit man die langjährigen vorgelegten Investitionen eines Tages wenigsten zum Teil wieder ausgleichen kann.

Eins aber ist geblieben: auf dem Weg zum Gipfel müssen viele schwierige Prüfungen erfolgreich bestanden werden. Der „Fulltimejob-Hochleistungstraining" erfordert Geduld und langjährige Entbehrungen.

 

Erfolge im Leistungssport sind an viele Voraussetzungen gebunden

 

Die gegenwärtig inflationäre Verwendung des Talentbegriffs sollte im Rahmen der Kaderbildung des Verbandes und der Landesverbände (Abt. Leistungssport) zu einer anspruchsvolleren Auswahl führen. Auch da ist weniger mehr. Auch wenn man in dieser Hinsicht schon erste Schritte erkennen kann, wird auch deutlich dass das Angebot 2013 noch nicht mehr gestattete.

Nicht die Quantität sondern die Qualität entscheidet über die Konkurrenzfähigkeit der Olympischen Leichtathletik in der Zukunft. Das würde einen neuen Maßstab an die Talentauswahl und Talentausbildung erfordern. Nicht alle die bei Regional- oder Landesmeisterschaften vornweg laufen oder die Kaderaufnahme-normen erfüllt haben werden die Aufgaben und Ziele der Olympischen Leichtathletik erfüllen.

Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Das Sportherz braucht Jahre zu seiner Entwicklung, das zu schwache Bindegewebe muss eines Tages die hohe Belastung ertragen, die heute noch flache Atmung muss eins Tages Sauerstoff-Defizite beim schnellen Laufen verhindern, die muskulären Dysbalancen im Zentrum dürfen nicht mehr die Schrittstruktur, die optimale Schrittlänge und die Schrittfrequenzen in Endphasen begrenzen. Dafür braucht man vielmehr Trainingseinheiten als derzeit üblich.

Ein Leistungsprofil sollte vor der Aufnahme in den C-Kader Stärken und Schwächen offenlegen, Sportmedizinische Untersuchungen sagen ob Kopf und Körper „hochleistungssporttauglich" sind und auch die Bereitschaft zum täglichen Leistungssporttraining ist wichtig weil sonst die vielfältigen Ausbildungsaufgaben bis zum Anschlusstraining selbst von „unglaublichen Trainern" (Donovan Bailey) nicht erfüllbar sind. Letztendlich müssen vor allem die Sprintanlagen und die ererbte aerobe Kapazität früher als bisher für Läufer entscheiden für welche Disziplin ab sofort die Ausbildung erfolgt.

 

Talentarbeit in den LV sichert die Olympische Zukunft

 

Im Neun-Punkteprogramm für eine erfolgreiche Zukunft, das DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop im Rahmen des kürzlich abgehaltenen DLV-Verbandstages vorstellte und „mehr Mut zu Reformen" forderte wurde zwar „die Kinder und Jugendleichtathletik als eine der zentralen Anliegen" genannt, leider vermisste man in diesem Zusammenhang „für den Schlüssel für die Olympische Leichtathletik der Zukunft" Konkreteres zur Talentsuche und Talent-Ausbildung.

Da scheinen neue Kooperationsformen zwischen DLV-Zentrale und wenigstens den Abteilungen Leistungssport bei den Landesverbänden, den Bundestrainern und Leitenden Landestrainern der Disziplinbereiche unausweichlich.

Nur mit neuen und auf höherem Niveau vorbereiteten „Goldkörnchen" aller Disziplinen aus möglichst „allen deutschen Ländern" kann nach den Olympischen Spielen 2016 auch weiterhin die Konkurrenzfähigkeit deutscher Leichtathleten gegen die Weltbesten gesichert werden. Talentsuche und Talentausbildung, die Vorbereitung auf das Hochleistungstraining müsste doch vor allem in den Landesverbänden gelöst werden, wo sonst gibt es Reserven zu erschließen. Fachlich-sachlich gilt doch auch für die Situation im Nachwuchsleistungsport Prokop´s Mahnung:

 

„Es besteht kein Anlass für Übermut oder Rauschgefühle."

 

Nicht neues Personal oder Namensänderungen allein sind Garant für Leistungs-fortschritte sondern neue Organisationsformen, ein neues Denken und höhere Führungs-, Ausbildungs- und Ergebnisansprüche werden entscheiden ob 2016 eine neue leistungsfähigere Nachwuchsgeneration – mit mehr Goldkörnchen durchsetzt – in die A & B – Kader drängen. Das ist Voraussetzung wenn das DLV-Ziel immer – ohne Rückschläge – zu den besten Teams der Welt gehören will.

 

Eigentlich müsste die Vorbereitung auf die Europameisterschaften 2018 in Berlin die verantwortlichen Nachwuchs-Bundestrainern in der Zentrale bereits unruhig machen.

 

Talente, besser Goldkörnchen brauchen zuerst Trainingszeit! Der vom Präsidenten Prokop angesprochene Handlungsbedarf besteht auch in diesem Zusammenhang. Vor allem auch darin den Athleten die Sponsoren zu „organisieren" die den notwendigen Freiraum für das Training und hauptamtliche Trainer ermöglichen. Mein heimlicher Wunsch wäre wenn alle ab sofort jede ihrer Aufgaben mit dem Prädikat „Q u a l i t ä t" versehen würden und mehr als bisher vor Ort echte Hilfen zum schnelleren funktionieren der vom DLV beschlossenen Bundesleistungszentren leisten würden.

 

Der Trainer ist die wichtigste Bezugsperson für den Athleten.

 

Er plant und steuert, organisiert und motiviert im Prinzip täglich vor Ort das Training und die Bedingungen damit über die Belastung und Erholung die Leistungsentwicklung möglichst ohne Verluste möglich wird, kurz – er konzipiert das Training und setzt es durch. Das setzt voraus dass ihm ein hilfreiches Umfeld zur Organisation des Ausbildungsprozess zur Verfügung steht und er selbst sein Wissen um das moderne Hochleistungstraining ständig optimiert.

 

Da muss man auch einmal fragen dürfen ob die vor Jahren mit viel Optimismus gegründeten Olympiastützpunkte überall ihre Aufgaben erfüllen.

 

Am besten sie wenden sich einem Sportwissenschaftlichen Institut zu das sie mit modernem trainingsmethodischem Wissen auf der Basis eigener Forschung versorgen kann – und nicht mehr nur mit den Erkenntnissen aus den 70/80iger Jahren agiert. Die Qualität der Fortbildung und die Bereitschaft modernes Wissen im Training mit Talenten einzusetzen sind die Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft.

Das schließt im modernen Hochleistungstraining mit hohen Wettkampferwartungen ein dass der Trainer über psychologisches Wissen verfügt und es anwenden kann. Die Erziehung des jungen Talents zur Persönlichkeit die – am besten jährlich – beim Jahreshöhepunkt gegen die Besten bestehen will, erfolgt selbstverständlich im täglichen Training und im Zusammenhang mit Erfolgen und selbstverständlich auch Niederlagen bei Wettkämpfen.

 

Man darf nicht Angst haben zu verlieren – man muss gewinnen wollen

 

Alle notwendigen Aktivitäten die mit der Vermittlung der Wettkampflehre verbunden sind und zum Aufbau der mentalen Stärke für den Kampf um Siege führen erfordern Geschick und Gefühl beim Aufbau des Selbstvertrauens vor allem in Momenten höchster Anspannung des Athleten. Dabei wird oft übersehen dass Niederlagen Teil des Sports und wichtige Helfer auf dem Weg zum kompletten Leistungsathleten sind.

Wettkampfvorbereitung, Wettkampfeinstellungen, Wettkampfverlauf, Wettkampfergebnis, Wettkampfanalyse sind nicht nur wichtige Teile der Ausbildung in Vorbereitung auf das Hochleistungstraining sondern wichtige Teile der Persönlichkeitsentwicklung im Sport die oberhalb des Trainings anzusiedeln sind. „Man muss lernen seine Gegner zu lesen wenn man sie beim entscheidenden Wettkampf schlagen will" (Henry Maske 2013).

„Wettkampferfolge sind auch von der psychophysischen Belastbarkeit, der mentalen Stärke, einem positiven Denken in Bewährungssituationen abhängig. Diese Fähigkeiten sind vor allem in Trainingseinheiten zu erarbeiten die in Geschwindigkeit und Streckenlänge wettkampfnah sind, dem Athleten die Überzeugung vermitteln das er die ihm gestellten Wettkampfaufgaben „schneller" auch erfüllen kann und konkurrenzfähig sein wird. Hilfreich können auch Verhaltensweisen und mentale Techniken sein, die die Voraussetzungen für optimale Leistungen verbessern und ihn bestärken, negative Einflüsse auf das Leistungsergebnis aus seinem Leben zu verbannen. Ist eine Niederlage trotz allem unvermeidlich ist alles zu tun zum nächsten Rennen „stärker" zurück zu kommen". (LCA Pöhlitz 7/2013)

Wer eine Medaille will muss um Gold kämpfen wollen

„Fit für die Medaille beim Ernstfall"

Abb.: Umfeld – Voraussetzungen für Spitzenleistungen von Talenten

 

Olympiasieger werden früh ausgewählte Hochbegabte – GENIES – mit dem besten Kopf und dem besten Training in einem hochleistungsorientierten Umfeld. An der Spitze aller notwendigen Erfolgs-Voraussetzungen steht ein Profi-Trainer und die erforderliche Trainingszeit.

In jeder Region gibt es Talente, man muss sie finden und früher als derzeit komplex ausbilden. „Ausnahmeläufer" suchen sich Spitzentrainer mit Hochleistungserfahrung und lernen nebenbei ihre Leistung „zu verkaufen" damit sie nie in finanzielle Not kommen und ausreichend Zeit für ihre meist duale Wunsch-Karriere haben. Dafür bedarf es nicht nur psychophysischer Anlagen sondern auch einer gewissen Intelligenz, auch Verzicht um in jeder Phase der Ausbildung alle Aufgaben auch zeitnah lösen zu können.

Das wahre Leben in Familie beginnt spätestens gleich nach dem Hochleistungssport und es wäre fatal – und unserem Staat nicht würdig – wenn Spitzenathleten nach 10 – 20 oder mehr Jahren Hochleistungstraining sich kein Leben in Wohlstand – mindestens vergleichsweise mit den Funktionären im DOSB – für die sie ja auch die Arbeitsplätze sichern – leisten könnten.

 

Es gibt nur einen Weg aufs WM- oder OS-Podium: Hochleistungstraining

 

Nur wer gut und allseitig vorbereitet die Schwelle zum Hochleistungstraining früh überschreitet kann es in einem Olympiazyklus aufs Podium schaffen. Dafür müssten der DOSB und der Spitzenverband endlich ein allumfassendes System zur Optimierung der Leistungen – wenigstens für „Goldkörnchen die das auch wollen" – schaffen.

Sie müssten sich mehr als bisher als verantwortungsbewusste Serviceorganisation verstehen. Die große Kunst besteht im Hochleistungssport darin das physische & psychische Potential so auszuprägen das beim jeweiligen Jahreshöhepunkt – am Tag X – die beste Leistung abzurufen ist. Dafür sind nicht nur der Athlet & kompetente Trainer, sondern alle am Prozess beteiligten gleichermaßen verantwortlich! Die Vorbilder und offene Trainings- und Organisations-Geheimnisse findet man derzeit nicht nur in Afrika, Japan und den USA.

 

Und noch eine Erfahrung, ein Tipp zum Schluss für alle die dem Erfolg nahe sind:

 

Nehmt es nicht so ernst wenn Euch nach Erfolgen viele auf die Schulter klopfen die vorher nicht Eure hilfreichen Partner oder in Eurer Nähe waren. Sie verdrängen Gewissensbisse und glauben damit am Erfolg teilzuhaben. Sie machen um Euch wieder einen Bogen wenn ihr demnächst wieder einmal verlieren solltet. Am besten ihr geht vor allem mit Euch selbst verantwortungsvoll um.

Nicht aufgeben, wenn ihr die Goldmedaille habt kommt auch das Geld! Die Aufgabe bis dahin besteht darin weiter siegen zu wollen und zum nächsten Rennen besser vorbereitet zurück zu kommen. Eure Familie, die Trainer und die echten Freunde bleiben.

 

Lothar Pöhlitz

 

Leichtathletik Coaching-Academy

 

 

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