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28
07
2014

31.08.2013, Sportpark, Berlin, GER, Berlin, LSB, Sport im Olympiapark, 19. Kinder-und Jugendfestival, im Bild Foto Juergen Engler - 0 1 7 2 - 3 0 1 5 5 9 0 - K u r f u e r s t e n s t r a s s e 6 0 - 1 0 7 8 5 B e r l in m i t 7 % M w - S t e u e r , H o n o r a r p f l i c h t i g S t e u e r - N r . : 3 4 - 2 7 7 - 5 1 5 9 9 F i n a n z a m t M i t t e / T i e r g ar t e n C o m m e r z b a n k K o n t o - N r . : 4 0 3 0 4 6 10 0 B L Z 1 0 0 8 0 0 0 0 I B A N : D E 0 8 1 0 0 8 0 0 0 0 0 4 0 3 0 4 6 1 0 0 B I C : D r e s D E F F 1 0 0 w w w . p r e s s e f o t o - e n g l e r . d e P r e s s e f o t o - e n g l e r @ t - o n l i n e . d e

Olympische Spiele – Herausforderung und Chance für Berlin – Klaus Böger, LSB-Präsident in SPORT in BERLIN

By GRR 0

 

Olympische Spiele sind ein Weltereignis, das Milliarden Menschen erreicht, bewegt und begeistert. Ein Sportfest, das Völker und Kulturen im friedlichen Wettstreit zusammenführt und in einem unvergleichlichen Projekt vereint.

Angesichts der Emotionen und der Erfahrungen bei den Sommerspielen in London hat am Tag nach der Schlussfeier eine deutsche Tageszeitung mit der Schlagzeile aufgemacht: „Holt die Spiele nach Deutschland.“

Berlin hat Interesse bekundet – im Augenblick nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wir haben einen attraktiven und guten Namen in der Welt. Wir sind ein Schaufenster Deutschlands und tragen als Bundeshauptstadt Mitverantwortung  für das Erscheinungsbild und den Erfolg des ganzen Landes. Wer also, wenn nicht auch wir als anerkannte Sportmetropole, sollte eine solche Bewerbung anstreben?         

Es gibt neben den sportlichen Motiven viele gute Gründe für Olympische Spiele in Berlin. Dafür nur wenige Beispiele: Bilder aus der Bundeshauptstadt gehen mit einem unbezahlbaren Kommunikationseffekt um die Welt, werben Touristen, Investoren und Veranstaltungen. Olympia stärkt den Wirtschaftsstandort und schafft Arbeitsplätze.

Die Paralympics bringen  enorme Fortschritte in Richtung barrierefreie und behindertengerechte Stadt. Das Olympische Dorf schafft in der Nachnutzung Tausende von bezahlbaren Wohnungen. Die Herausforderung der Spiele setzt politisch und gesellschaftlich Energien und kreative Kräfte frei, die ansonsten in den Mühen des Alltags oftmals brach liegen. 

Die Stadtgesellschaft zeigt, was sie kann und wird – wie schon bei anderen Anlässen –  ein großartiger Gastgeber sein. Wir können das.

Olympische Spiele sind immer auch Anstoß und Kraftquelle zur Verbesserung der alltäglichen Lebensbedingungen der Menschen vor Ort und für die soziale Stadtentwicklung, wenn man es gut macht.

Ich nehme die kritischen Einwände und sorgenvollen Bedenken in der öffentlichen Debatte und in Teilen der Bevölkerung ernst. 

Im Mittelpunkt stehen Fragen nach den Kosten sowie nach der problematischen Rolle und den Anforderungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Dazu einige Anmerkungen: Ja, es muss sich einiges ändern beim IOC. Notwendige Reformen sind mit der Agenda 2020 aber bereits eingeleitet. Es ist erkannt, dass mehr Transparenz und Nachhaltigkeit nötig sind, dass ausufernder Gigantismus nicht mehr zeitgemäß und in demokratischen Gesellschaften auch nicht hilfreich ist. Die Chancen für einen positiven Wandel im IOC sind da. Ergebnisse werden im Dezember des Jahres erwartet. Warten wir es ab, bevor wir uns ein Urteil bilden.

Berlin will Modell für sozialverträgliche und nachhaltige Spiele sein. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sollen profitieren. Zahlreiche Trainings- und Wettkampfstätten sind bereits vorhanden, die notwendigen Hotelkapazitäten ohnehin. Ein Olympiastadion müssen wir nicht neu bauen. Temporäre Anlagen werden bestehende Lücken teilweise schließen und natürlich ist es sinnvoll unsere Nachbarn in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit dort vorhandenen Sportstätten einzubeziehen, z. B. bei den Ruder-, Kanu- und Segelwettbewerben und im Fußball.

Eine Bestandsaufnahme wird gegenwärtig erstellt: Was ist vorhanden, was müsste saniert und modernisiert, was neu oder temporär errichtet werden. Erst nach der Bestandsaufnahme kann seriös über erste Kostenschätzungen gesprochen werden.

Dabei darf jedoch nicht unterschlagen werden, dass mit Olympischen Spielen nicht nur Ausgaben, sondern auch erhebliche Einnahmen verbunden sind. Durch IOC-Zuwendungen, Sponsoren, Fernseh- und Eintrittsgelder werden aktuell rund zwei Milliarden Euro generiert, die überwiegend in den lokalen Wirtschaftskreislauf und den regionalen Arbeitsmarkt gehen.

London hat z. B. über IOC Contribution, den Paralympics Zuschuss, Ticketverkäufe u. a. insgesamt 2,4 Milliarden Euro eingenommen. Noch eine Nebenbemerkung zu den Bewerbungskosten, weil hier einige Phantasiezahlen im Umlauf sind. London hat für die Bewerbung 36,3 Millionen Euro aufgewendet, wovon ca. ein Drittel von privaten Sponsoren getragen worden ist.

Außerdem sehen die IOC-Reformen auch Änderungen beim Bewerbungsverfahren vor, das einfacher und preiswerter werden soll. Alle Ausrichterstädte der letzten Jahrzehnte konnten über die Einnahmen die Organisations- und Durchführungskosten der Spiele mehr als decken und in diesem Bereich sogar schwarze Zahlen schreiben.

Warum sollte es Berlin nicht gelingen? Kritiker mögen bitte Beispiele nennen, mit welcher anderen Veranstaltung eine Stadt solche Einnahmen generieren und solche Vorteile erzielen kann.

Etwas anderes sind die Investitionen in die Infrastruktur der Stadt. Hier entstehen die wirklichen Kosten im Kontext von Olympischen Spielen, wobei dabei strikt zu unterscheiden ist, welche Ausgaben sportbezogen sind und welche Kosten der allgemeinen Stadtentwicklung zugeordnet werden müssen. Im Ergebnis sind es jedoch Investitionen in die eigene Zukunft und in die Lebensqualität der Stadt. 

In dem Zusammenhang muss Berlin im Dialog mit den Bürgern entscheiden, was es sich leisten muss, kann und will und was im bereits existierenden „Stadtentwicklungskonzept Berlin  2030“ ohnehin vorgesehen ist. Bitte nicht vergessen, es wird hier über generationsübergreifende Planungs- und Realisierungszeiträume von mindestens 10 Jahren bis hin zu 18 Jahren gesprochen, wenn es mit einem Zuschlag für die Spiele für 2024, 2028 oder 2032 überhaupt klappen soll.

In diesem Rahmen ist auch über ein Investitionsprogramm für den Breiten-, Gesundheits- und Jugendsport nachzudenken. Denn die Durchführung von Olympischen Spielen ist nicht vorstellbar bei gleichzeitigem Mangel oder Verfall von Sportgelegenheiten und Bewegungsräumen für breite Kreise der Bevölkerung. Anders als von einigen vermutet, sind Olympische Spiele dafür kein Hindernis, sondern Impulsgeber.

Berlin hat keinen Grund verzagt zu sein. Ich bin überzeugt, dass wir die Herausforderung stemmen und große Chancen zur Gestaltung von Zukunft für unsere Stadt gewinnen, wenn wir denn im ersten Schritt als möglicher Bewerber ausgewählt werden und eines Tages den Zuschlag erhalten sollten.

Ein solches Projekt braucht die Unterstützung des gesamten organisierten Sports in der Stadt. Deshalb werden wir mit den Fachverbänden in den Dialog treten und sie um Unterstützung bitten.

Ein solches Projekt kann auch nur unter Mitwirkung und Unterstützung der Bevölkerung gelingen. Die Bürgerinnen und Bürger müssen mitentscheiden, ob und unter welchen Bedingungen Berlin die Durchführung von Olympischen Spielen in Angriff nimmt.

Dazu braucht es Vertrauen und Zutrauen in die Institutionen der Stadt, ein solches Weltereignis erfolgreich entwickeln und realisieren zu können. Wir haben schon mehrfach gezeigt, dass wir so etwas können und sollten mehr als zuversichtlich sein.

Packen wir es an.

 

Klaus Böger, LSB-Präsident in SPORT in BERLIN, Juli-August 2014

author: GRR

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