Nils Schulmann 2000 Olympic Games Sydney,Australia Photo:Victah@Photo Run
Die ewigen Bestenlisten deutscher Läufer lassen uns staunen – West & Ost waren einst in allen LA-Disziplinen in der Weltspitze – Von Lothar Pöhlitz
Wer derzeit einmal einen unvoreingenommenen Rückblick in die Neuzeit der Leichtathletik – in die Zeit nach dem 2.Weltkrieg wagt wird sich wohl mit mir die Augen reiben – nicht nur deutsche Läufer gehörten in mehr als 60 Jahren in den Laufdisziplinen von 800 m bis zum Marathonlauf, sondern auch Sportler in allen anderen leichtathletischen Disziplinen immer wieder zur Weltspitze.
Sie holten Medaillen, wurden Europameister, Weltmeister oder auch Olympiasieger. Sie erzielten in vielen Disziplinen Leistungen die sie heute noch konkurrenzfähig machen würden. Und sie kamen bis 1990 aus der Bundesrepublik und aus der DDR.
Wählt Vorbilder für Eure Ziele und erstrebt ihnen zu folgen, vielleicht Olympiasieger Nils Schumann oder Uta Pippig?
Mehr als 40 Jahre beflügelte der kalte Krieg auch im Sport die Leistungen in Ost & West mit lauteren und unlauteren Mitteln. Die im letzten Jahr wieder einmal geführte Diskussion um die Dopingproble-matik offenbarte nicht neu dass die einen flächendeckend gut organisiert gedopt, die anderen mehr in Privataudienz, aber nicht weniger wirksam zu Spitzenleistungen kamen.
Die Diskussion flammt sicher kurz vor den nächsten Olympischen Spielen erneut auf auch weil es weltweit unkontrollierbar, außerordentlich schwer ist die erzielten Ergebnisse in die Rubriken „sauber“ oder „unsauber“ einzuordnen. Die geringe Anzahl der weltweit „erwischten“ widerspiegelt die Qualität des Wada – Dopingkontrollsystems. Dabei ist historisch belegt: keine leichtathletische Disziplin ist vom Verdacht auszuschließen.
Nicht wenige wurden verdächtigt, wenige erwischt, andere gejagt und wieder andere sogar in wichtigen Gremien bis heute unbehelligt geduldet oder erst kürzlich wieder nach einer Sperre rehabilitiert. Das alles galt immer für Sportler und Trainer, weniger für Funktionäre, die ja ihre führenden Positionen auch den Leistungen solcher Sportler zu verdanken haben. Ein Glück das sich das alles etwas beruhigt hat.
Auch weil die internationalen Gremien wie IOC, IAAF, EAA, viele NOKs oder die Wada lange die meisten glauben ließen das die Verdächtigen vor allem aus dem Ostblock kämen. Heute weiß man dass sie sich in vielen Jahren keinen Zugang zu allen ihren Mitgliedsländern in OST – WEST-SÜD und NORD verschafft haben oder vielleicht gar keinen wollen.
Was Deutschlands Vergangenheit betrifft wäre alles vielleicht leichter, offener, fairer und ehrlicher zu diskutieren gewesen, wenn sich zum Zeitpunkt der Wende Herr Prof. Franke nicht nur Zugang zu den „streng geheimen“ Dopingaufzeichnung in Bad Saarow (DDR), sondern auch zu den sportmedizinischen Aufzeichnungen in „xxxxxxx“, sagen wir einmal im Westen, also in der BRD verschafft hätte.
Ein für den dadurch zeitweilig arg belasteten deutschen Spitzensport unsägliches Ergebnis ist leider auch das in den Jahren nach der deutschen Einheit der Nachwuchsleistungs- und Schulsport in Ost und West und damit auch die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unseres Volkes in Gegenwart und Zukunft von unseren Regierungen in Bund und Ländern – den Fußball einmal ausgenommen – nicht mehr wie erforderlich finanziert, manchmal hat man sogar den Eindruck, nicht gewünscht wird. Der Niedergang einer einst großen deutschen Sportnation läuft außerhalb des Fußballs auf vollen Touren.
Für Spitzen – Leistungen erfand Robert Harting nun eine Lotterie
Heute kann man davon ausgehen dass vom DOSB und DLV alle in den Bestenlisten aufgeführten Leistungen, ob damals in Leipzig, Dresden, Erfurt, Berlin oder in München, Köln, Stuttgart, Düsseldorf erzielt, geprüft, anerkannt und auch als Rekorde gültig und damit Maßstab sind, auch unter den inzwischen völlig veränderten Leistungssport-bedingungen.
Wir haben zwar einen Olympischen Sportbund aber keine zu früher (vor 1990 in Ost – und West) vergleichbaren Vorbereitungs-bedingungen für Athleten und Trainer auf Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften. Eine schöne Einkleidung macht noch keine Medaillen. Es musste in den Jahren „seid alle für Deutschland starten“ ja auch nicht mehr „die DDR oder die BRD“ besiegt werden.
Allein die Tatsache das Sportler auf den Gedanken gekommen sind „für ihren Leistungsanspruch“ eine Lotterie gründen zu müssen um sich eine entsprechende olympische Vorbereitung zu ermöglichen bedarf doch keines weiteren Kommentars.
Der DOSB hat keine Gegner mehr im eigenen Lande und es sich offensichtlich in Frankfurt/M bequem gemacht. Am besten „wir“ organisieren wieder einmal Olympische Spiele das lenkt über viele Jahre von den eigentlichen Leistungssport-Aufgaben und Zielen ab.
Man kann nur staunen dass sich bis 1990 unter den jeweils 10 Besten Läufer aus „beiden deutschen Staaten“ mit Leistungen platzierten die heute noch zur Teilnahme an Olympischen Spielen ausreichen würden.
Solche Ziele soll sich unser Nachwuchs heute mit amateurhaften, unprofessionellen Möglichkeiten der Vorbereitung vornehmen und muß sich schließlich von den Medien nach U18 / U20 / U23 – EM / WM immer öfter sagen lassen dass sie wieder nicht oder nicht genug Gold gewonnen haben.
Alle Sportarten klagen über die Nachwuchsproblematik, Reaktionen dazu aus dem DOSB bleiben aus.
Bei den DM in Ulm 2014 kommentierte Wolf-Dieter Poschmann im ZDF anlässlich der Ergebnisse des 5000 m Laufs der Frauen: „die Leistungsbreite deutscher Läufer ist derzeit erschreckend“
1. 10. 20. 30. Platz
——————————————————————————–
800 m Männer 1:43,65 1:44,80 1:45,15 1:45,80
1500 m Männer 3:31,58 3:33,92 3:36,23 3:36,81
5000 m Männer 12:54,70 13:14,85 13:24,40 13:30,00
10000 m Männer 27:21,53 27:50,27 28:09,56 28:17,93
Marathon 2:08:47 2:11:54 2:12:41 2:13:27
3000 m Hindernis 8:09,48 8:18,57 8:23,19 8:26.83
———————————————————————————————————–
800 m Frauen 1:55,26 1:57,57 1:58,36 1:59,25
1500 m Frauen 3:57,71 4:02,66 4:04,60 4:05,96
5000 m Frauen 14:42,03 15:21,90 15:35,13 15:46,38
10000 m Frauen 31:03,62 32:00,26 32:35,90 33:02,02
Marathon 2:19:19 2:28:02 2:30:17 2:33:20
3000 m Hindernis** 9:18,54 10:00,58 10:16,56 10:22,69
** erster Eintrag 2001
Stand: 20.7.2014
Leistungen auf den Plätzen 1 – 10 – 20 – 30 der ewigen deutschen DLV-Bestenlisten
NUR EIN AUSWEG AUS DEM NIEDERGANG ATHLETENFÖRDERUNG DURCH LOTTERIE? INITIATIVE ROBERT HARTING – GELD ALLEIN MACHT ABER KEINE SIEGE & MEDAILLEN
Lothar Pöhlitz
Leichtathletik Coaching-Academy
Weitere Beiträge von Lothar Pöhlitz:
Läufer – Talent – Goldkörnchen – Genie – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik-Coaching Academy
Der DLV, die Athleten, die Medien und Sponsoren – alle müßten Gold wollen – Lothar Pöhlitz
Zu wenige zu langsame Kilometer verhinderten lange dass „trainiert" wird. Lothar Pöhlitz