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04
2015

2013 IAAF World Outdoor ChampionshipsMoscow, Russia, August 10-18 2013Photo: Victah Sailer@PhotoRunVictah1111@aol.com631-741-1865www.photorun.NET

Homiyu Tesfaye: Maryam motiviert mich, neue Ziele zu erreichen! Das Interview von Wilfried Raatz

By GRR 0

Am Ende hat für Homiyu Tesfaye nur eine kurze Sekundensequenz gefehlt, dann wäre der 22 Jahre alte Streckenrekord von Carsten Eich beim Paderborner Osterlauf und damit auch der deutsche 10 km-Rekord Geschichte.

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Mit der Nettozeit von 27:51 Minuten sorgte der 22jährige 1500 m-Spezialist nach der Enttäuschung bei den Hallen-Europameisterschaften jedoch für einen Paukenschlag in der noch jungen „Freiluftsaison".

Herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim Paderborner Osterlauf. Um vier Sekunden haben Sie allerdings den Streckenrekord und damit auch den deutschen Rekord von Carsten Eich verpasst. Was überwiegt in diesem Augenblick, die Freude über den Sieg oder der Ärger über den verpassten Rekord?

Homiyu Tesfaye: Schade, dass ich nicht gewusst habe, dass ich so dicht am Rekord war. Nach einer Durchgangszeit von 14:10 über 5 km waren wir ja auch viel zu langsam für eine Rekordzeit. Dann muss ich eben im nächsten Jahr noch einmal wiederkommen!

Wir müssen sehr lange zurückblicken, um den letzten deutschen 10 km-Sieger beim Paderborner Osterlauf auszumachen. Mit welcher Renntaktik sind Sie denn ins Rennen gegangen, schließlich waren einige Läufer unter oder um 28 Minuten am Start?

Homiyu Tesfaye: Mein Trainer hat mir eine defensive Renngestaltung empfohlen, das habe ich bis 9 km eingehalten. Ich habe mich unterwegs sehr gut gefühlt, war aber zuerst erschrocken, wie viele das Tempo mithalten konnten. Dann habe ich einen langen Spurt angezogen… Ich habe mir gedacht, dass ich gegenüber dem Kenianer besser sprinten kann. Auf den letzten 400, 500 m musste ich einfach alles geben! Ich bin vielleicht am klügsten gelaufen. Das ist das, was mein Trainer von mir auch fordert!

Ist es nicht ungewöhnlich, dass ein ausgewiesener 1500 m-Spezialist, der gerade erst in der Halle seine Weltklasse unter Beweis stellen konnte, kurze Zeit später über 10 km auf der Straße ebenfalls eine Weltklasseleistung abliefern kann?

Homiyu Tesfaye: Ich war drei Wochen lang in Kenia! Die 10 km sollten für mich wie auch für die gesamte Trainingsgruppe einfach einmal ein Test sein. Ich habe in Iten viel für meine Ausdauer getan. Dabei bin ich erstmals im Training bis 20 km gelaufen. Es war schon hart, aber mein Trainer hat aufgepasst, dass alles im Rahmen blieb.

Es spricht natürlich für eine mentale Stärke, wenn ein Läufer drei Wochen nach der enttäuschend verlaufenen Hallen-EM mit einer derart überzeugenden Vorstellung zurückkehren kann. Oder wie bewerten Sie Ihren Start in Paderborn?

Homiyu Tesfaye:  Ich habe eine Woche gebraucht, um die Enttäuschung wegzustecken. Heute habe ich aber gezeigt, was ich wirklich laufen kann. Ich bin mit einer Erkältung in Prag gelaufen und hatte im Finale etwas Husten. Aber eigentlich war ich richtig fit. Meine beiden ersten Wettkämpfe waren schlecht, dann wurde es immer besser. Sonst wäre ich in Stockholm und in Wien nicht so schnell gelaufen.

Mit 27:51 gehören Sie auch über 10 km zur erweiterten Weltklasse. Heißt das vielleicht, dass wir künftig einen Homiyu Tesfaye auch auf längeren Strecke und auf der Straße sehen werden?

Homiyu Tesfaye: Bis zu den Olympischen Spielen in Rio werde ich auf den 1500 m bleiben. Bei der EM 2018 in Berlin kann ich mir gut vorstellen, 5000 m oder 10.000 m zu laufen. Auf der Straße fühle ich mich wohl, glaube auch, dass ich irgendwann deutschen Rekord laufen kann. Warum nicht auch einmal über Halbmarathon oder Marathon!

Bleiben wir jedoch bei den Nahzielen – und betrachten wir die 1500 m-Konkurrenz. Welche Chancen sehen Sie auf dieser Strecke?

Homiyu Tesfaye: Mein Saisonziel sind natürlich die Weltmeisterschaften in Peking. Da ist die Konkurrenz natürlich härter als bei einer Europameisterschaft. Ich werde versuchen, in Topform zu sein und dann schauen, was möglich ist. Aber bis dahin ist es noch Zeit. Wir gehen nächste Woche für vier Wochen nach Flagstaff ins Trainingslager. Mein erstes Rennen wird bei den World Relays auf den Bahamas sein, dort werde ich die Meile laufen. Meine 1500 m-Bestzeit steht seit 2014 bei 3:31,98 Minuten – und ich konnte mich in jedem Jahr um drei, vier Sekunden verbessern. 2015 kann meine Geschichte weiter gehen…(und lacht vielsagend!)

Welche Rolle spielt Maryam Jamal, die zweifachen 1500 m-Weltmeisterin und Olympiadritten, mit der Sie in Frankfurt eine gemeinsame Wohnung haben?

Homiyu Tesfaye: Maryam ist ein Geschenk für mich! Sie ist eine Weltklasseläuferin, hat viel erreicht und besitzt viele Erfahrungen, die sie mir weiter geben kann. Sie fordert mich, damit ich zusammen mit meinem Trainer noch mehr erreichen kann. Ich bin von Natur aus ein Kämpfer und setze mir immer neue Ziele. Und Maryam motiviert mich, damit ich diese Ziele auch schaffen kann. .

Wilfried Raatz für „leichtathletik.de"

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