Blog
13
06
2015

Luz Long – eine olympische Sportlerkarriere im Nationalsozialismus - Sohn Kai-Heinrich porträtiert den Vater, der starb, als er ein Baby war - Die Rezension von Prof. Detlef Kuhlmann ©arete Verlag - Hildesheim

Luz Long – eine olympische Sportlerkarriere im Nationalsozialismus – Sohn Kai-Heinrich porträtiert den Vater, der starb, als er ein Baby war – Die Rezension von Prof. Detlef Kuhlmann

By GRR 0

Luz Long – diesen Namen verbinden viele mit einem Foto aus dem Olympiastadion in Berlin während der Olympischen Spiele 1936. Dieses (Titel-) Foto gilt bis heute als ein Symbol der Strahlkraft von Freundschaft und Fairness im und durch Sport.

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

 

Es zeigt den US-Amerikaner Jesse Owens als (zukünftigen) Olympiasieger im Weitsprung zusammen mit dem (zukünftigen) Silbermedaillengewinner Luz Long aus Leipzig. Beide lächeln ziemlich entspannt bis fröhlich in die Kamera und liegen mit abgestützten Armen auf dem Rasen in der Nähe der Weitsprunganlage des Olympiastadions.

Sie sind offenbar am Fachsimpeln und Plaudern: „You forced me, to give my best!“ – das sind die Worte, die Jesse Owens wenig später nach seinem Siegersprung (8,06 m) dem unterlegenen Luz Long (7,87 m) zugerufen haben soll, als dieser ihn als erster zum Olympiasieg beglückwünscht. Long und Owens – diese beiden Athleten verkörpern den fairen Wettstreit im Sport – das berühmte Foto in Schwarz-Weiß avanciert zum „schwarz-weißen“ Manifest für soziales Miteinander im sportlichen Duell.

Luz Long – über dessen kurzes Leben und dessen große Karriere im Sport während des Nationalsozialismus ist jetzt ein durchgängig bebildertes Buch erschienen – und man sollte hinzufügen, es handelt sich dabei gleichsam um ein akribisch aufpoliertes Familienalbum mit sehr persönlichen Dokumenten von Luz Long und seiner Familie, die hier im Band erstmals veröffentlicht werden.

Wir verdanken das fakten- und facettenreiche Werk dem im November 1941 geborenen Sohn Kai-Heinrich Long. Allein die Autorenschaft ist nicht ungewöhnlich – aber geradezu tragisch ist dabei die Tatsache, dass Kai-Heinrich Long das Buch konzipieren und schreiben musste, ohne jemals seinen Vater richtig kennen gelernt zu haben: Der einstige Obergefreite Luz Long – so lesen wir auf Seite 194 – wird während des Zweiten Weltkrieges mit seiner Division nach Sizilien verlegt, wo er am 14. Juli 1943 bei einem Artilleriegefecht am linken Oberschenkel getroffen wird und noch an Ort und Stelle verstirbt.

Luz Long – das ist der am 27. April 1913 in Leipzig geborene Carl Ludwig Hermann Long, der erst im VfB Leipzig und dann beim Leipziger Sport-Club Mitglied wird, um seinen sportlichen Neigungen und Begabungen vor allem in der Leichtathletik nachzugehen, die er schon bald mit dem (ersten und von insgesamt sechs) Titeln als Deutscher Meister im Weitsprung krönen kann; im Jahr nach den Olympischen Spielen in Berlin erzielt Luz Long beim I. Internationalen Stadionsportfest an gleicher Stelle in Berlin mit 7,90 m einen Europarekord (das alles und noch vielmehr ist mit Datum und Zahlen nachzulesen im fast 50-seitigen Anhang).

Während seiner Zeit als Aktiver kann Luz Long das Jura-Studium in Leipzig mit der ersten Staatsprüfung erfolgreich abschließen, bevor er zwei Jahre später (am 21. Juli 1939) dort den Grad eines Dr. jur. erwirbt – und zwar mit einer Arbeit über: „Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat, eine entwicklungsgeschichtliche Darstellung“.

Luz Long – sein Lebensweg wird im Buch chronologisch aufbereitet in insgesamt 32 kleinen Kapiteln, von denen das letzte mit „Nachruhm – Nachrufe, Namensgebungen, Ehrungen (1950-2013)“ tituliert ist.

Dazwischen liegen Kindheit und Schulzeit, die Olympischen Spiele … die sportliche Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten z.B. beim „Springen für Volk und Vaterland – Länderkämpfe und SA-Wettkämpfe“ (Kapitel-Überschrift), die Einladung zum Empfang der Medaillengewinner bei Adolf Hitler, die Rolle in Leni Riefenstahls Olympiafilm … und schließlich: „Der viel zu frühe Tod – gefallen auf Sizilien“.

Nur: „Der Mythos um Jesse Owens und Luz Long“ (Kapitel 31) lebt bis in die Gegenwart weiter. Dem besagten Foto sei Dank! Das Buch vom Sohn über den Vater ist die Biografie über die zwei Leben des Luz Long: das Leben vor, über und in der Weitsprunggrube und das Leben unter dem Hakenkreuz. Dabei ist das eine nicht von dem anderen zu trennen.

Kai-Heinrich Long – der Autor des Buches über seinen Vater muss unendlich viele Mühen auf sich genommen haben, um dieses opulente Werk zu vollenden: Tagebücher sichten und lesen, Dokumente finden und auswerten, Zeitzeugen bereisen und befragen etc. Kai-Heinrich Long hat sich dabei auf viele Helferinnen und Helfer verlassen können. Die Namensliste der Danksagung ist entsprechend lang.

Bei der Recherche und Erstellung des Buches wurde er u.a. unterstützt von IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, ferner vom Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Dr. Clemens Prokop, von mehreren Nachfahren aus der Familie von Jesse Owens in den USA – und nicht zuletzt erhielt er Unterstützung aus dem Hause des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) von Dr. Michael Vesper als Vorstandsvorsitzendem und von Ulrich Schulze Forsthövel als Projektleiter „Gedächtnis des Sports“ im DOSB.

Kai-Heinrich Long: Luz Long – eine Sportlerkarriere im Dritten Reich. Sein Leben in Dokumenten und Bildern. Hildesheim 2015: Arete. 272 S.; 19,95 €  

Prof. Detlef Kuhlmann   

Hier die Online-Petition zum Unterstützen gegen die DLV-LAUFMAUT: 

Online-Petition "Stoppt die DLV-Laufmaut"

German Road Races e.V. (GRR) auf facebook:
https://de-de.facebook.com/germanroadraces

German Road Races e.V. (GRR) auf twitter:
https://twitter.com/germanroadraces 

author: GRR

Comment
0

Leave a reply