Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Patellaspitzensyndrom ©privat
Patellaspitzensyndrom – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Beim Patellaspitzensyndrom (Kniescheibenspitzensyndrom; „jumper`s knee“) handelt es sich um eine lokale Entzündungsreaktion am Ursprung der Patellasehne.
Ursächlich ist die starke Beanspruchung durch den Streckmechanismus (van der Worp et al. 2011), wobei degenerative Veränderungen die Verletzungswahrscheinlichkeit vergrößern. Es handelt sich also um eine Sehnenansatzreizung (Tendinose) durch Überlastung (Aderhold und Weigelt 2012).
Auch das Einklemmen der Sehne bei der Beugung wird als Ursache diskutiert.
Durch spezielle Ultraschalluntersuchung wurden sogenannte Neogefäße in der schmerzhaften Sehne entdeckt, die von feinen schmerzvermittelnden Nerven begleitet werden. Es treten belastungsabhängig zunehmende Schmerzen mit einer Druckempfindlichkeit über dem unteren Patellapol im Ansatzbereich der Patellasehne auf. Mitunter ist der Druckschmerz ausgeprägter, wenn bei vollständig gestrecktem Knie auf den oberen Patellapol gedrückt wird.
Die Patellasehne kann verdickt sein. Es können entzündliche Schwellungen auftreten. Die Oberschenkelmuskulatur ist oft gleichzeitig verspannt. Hinter dieser Symptomatik kann auch eine Teilruptur der Sehne stecken, was mit einer Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt oder ausgeschlossen wird.
Diffenrenzialdiagnostisch müssen eine Schleimbeutelentzündung, die Chondropathia patellae und bei Jugendlichen der Morbus Osgood-Schlatter (aseptische Knochennekrose) abgegrenzt werden.
Therapie
Therapeutisch geht man konservativ vor. In der akuten entzündlichen Phase bieten sich physikalische Maßnahmen wie Kühlung (Eis), Elektrotherapie, Ultraschall, Magnetfeldtherapie an, unterstützt durch antiphlogistische Medikamente.
Ein exzentrisches Krafttraining leistet wertvolle Hilfe. Sie sollten das Training mit 3-mal 15 Wiederholungen und 2-mal pro Tag für mindestens 12 Wochen täglich durchführen. Diese lange Zeit ist erforderlich, da die Zellerneuerung in Sehnen sehr langsam abläuft. Bei dem exzentrischen Krafttraining (schmerzhaft!) erfolgt eine tiefe Kniebeuge in Schrittstellung.
Durch das exzentrische Krafttraining verschwinden die pathologischen Neogefäße samt schmerzleitender Nerven. Auf die Haut aufgebrachtes Nitroglycerin (Herzmedikament) als Spray (2 x 2 Hübe pro Tag) soll den Kollagenstoffwechsel günstig beeinflussen. Stoßwellentherapie soll ähnlich wie das exzentrische Krafttraining zu einer Reduktion der Neogefäße führen. Auch die gezielte Sklerosierung dieser Gefäße mit einem Verödungsmittel (Polidocanol) ist in therapeutischer Anwendung, aber noch kein Standardverfahren.
Physiotherapeutische Maßnahmen wie Querfritktion, Training auf dem Wackelbrett, Trampolinspringen und Kreisel bzw. der Einsatz von Thera-Band® und Zugapparat sind angezeigt. Die neuraltherapeutische Behandlung durch lokale Infiltrationen (Lokalanästhetika, homöopathische Komplexmittel, Steroide) erfolgt strikt paratendinös.
Spezielle Schienen und auch Tape-Techniken helfen, die mechanische Beanspruchung zu vermindern. Die Einnahme von Kieselsäurepräparaten (ULTRA Protect Ackerschachtelhalmextrakt) unterstützt die Regeneration des Sehnengewebes. Nach Ausschöpfung der konservativen Behandlungsmaßnahmen, muss eine Operation (Sehnendebridement) in Erwägung gezogen werden.
Der Sportler sollte schmerzhafte Situationen vermeiden, sein Training anpassen bzw. unterbrechen. Als Alternativtraining bieten sich Radfahren und Aqua-Jogging an.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
van der Worp H, van Ark M, Roerink S, Pepping GJ, van den Akker-Scheek I, Zwerver J. Risk factors for patellar tendinopathy: a systematic review of the literature. Br J Sports Med 2011; 45: 446-52.
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