HEUTE: Der Traum von Olympia – Die Nazi-Spiele von 1936 - Reportage & Dokumentation - Montag, dem 18. Juli 2016 um 21 Uhr 45 ©Bildarchiv Heinrich von der Becke im Sportmuseum Berlin.
HEUTE: Der Traum von Olympia – Die Nazi-Spiele von 1936 – Reportage & Dokumentation – Montag, dem 18. Juli 2016 um 21 Uhr 45
Als Adolf Hitler am 1. August 1936 die Olympischen Sommerspiele von Berlin eröffnet, ist das zugleich der Startschuss für eine perfekte Inszenierung. Zwei Wochen lang präsentiert sich das Deutsche Reich als modernes Land, in dem sich Teilnehmer, Zuschauer und Berichterstatter aus der ganzen Welt wohlfühlen sollen.
Inszenierung der Nazi-Diktatur
Die knapp 4.000 Athleten aus 49 Nationen erleben ein Sportfest der Superlative: Der olympische Fackellauf feiert ebenso Premiere wie der Medaillenspiegel. Erstmals überträgt das Fernsehen die Wettkämpfe live. Das Olympische Dorf ist eine eigene, komfortable Stadt. In den Restaurants und Kneipen von Berlin wird ausgelassen Swing und Jazz getanzt.
Der "Führer" hat die Fassade des NS-Reichs auf Hochglanz polieren lassen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Sports werden die Spiele von der Politik missbraucht. Die Nazi-Diktatur inszeniert sich unter dem Deckmantel des olympischen Gedankens. Seit den Spielen in Berlin weiß die Politik, welche Propaganda-Möglichkeiten ein sportliches Großereignis bietet.
Der Traum wird zum Alptraum
"Der Traum von Olympia" erzählt diese Geschichte konsequent aus der Sicht von zwei Menschen, die damals dabei waren – und deren Traum sich in einen Alptraum verwandelte:
Wolfgang Fürstner (gespielt von Simon Schwarz), Kommandant des Olympischen Dorfes, ist eigentlich ein überzeugter Anhänger des Systems. Doch im Zuge seines Einsatzes für Hitlers Olympia-Projekt fällt sein Weltbild schleichend in sich zusammen. Das System, das er so verehrt, richtet sich gegen ihn, weil herauskommt, dass Fürstner jüdische Vorfahren hat. Am Tag nach den Spielen schießt Fürstner sich am Ufer des Teichs im Olympischen Dorf eine Kugel in den Kopf.
Als Jüdin ausgeschlossen
Gretel Bergmann (gespielt von Sandra von Ruffin) gehört zu den besten Hochspringerinnen im Deutschen Reich. Obwohl die Jüdin ihren Sportverein aufgrund ihres Glaubens schon früh verlassen musste, wird ihr in Aussicht gestellt, in Berlin für Deutschland starten zu dürfen. Erst wenige Tage vor der Eröffnung erfährt Bergmann, dass man sie nicht aufstellen wird. Ihr Traum von einer Teilnahme zerplatzt von einer Minute auf die andere.
Wolfgang Fürstner und Gretel Bergmann erzählen uns ihre persönlichen Geschichten von Olympia 1936. Durch ihre Augen sehen wir, was in Berlin damals wirklich geschehen ist und wie perfide die Nazis das Sportfest missbrauchten. Der Film macht die enorme Diskrepanz zwischen der perfekten Inszenierung und der erschreckenden Realität deutlich. Ein Zustand, der aktueller ist denn je.
Ob in Peking 2008, in Sotchi 2014 oder bei der Fußball-WM in Katar 2022: Auch heute noch werden Sport-Events als willkommene Propaganda-Bühne zweckentfremdet.
Von Mira Thiel und Florian Huber
Quelle: ARD
Heute im Tagesspiegel:
Kurt Sagatz schreibt in der heutigen Rezension im Tagesspiegel unter der Überschrift: "Ein Albtraum von Olympia": Wie authentisch kann ein Doku-Drama über die Spiele von 1936 sein? Eine Annäherung.
Wolfgang Fürstner über das Doku-Drama – Ein Albtraum von Olympia