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01
08
2016

2015 Frankfurt Marathon Frankfurt, Germany October 25, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Olympia-Vorschau 2016 (1): Das deutsche Marathon-Frauenteam in Rio

By GRR 0

Anja Scherl, Anna und Lisa Hahner – dieses Trio startet bei den Olympischen Spielen für Deutschland im Marathon. Das Rennen über die klassischen 42,195 km wird am 14. August um 9.30 Uhr Ortszeit gestartet.

Nachfolgend stellen wir die drei deutschen Marathonläuferinnen kurz vor, die zudem ihre eigene Einschätzung zum Rennen in Rio geben.

Anja Scherl

Verein: LG Telis Finanz Regensburg
Bestzeit: 2:27:50
Alter: 30

Anja Scherl ist die Aufsteigerin im deutschen Marathonlauf im Olympiajahr.

Obwohl sie voll berufstätig ist, unterbot sie nicht nur die Olympianorm von 2:30:30 Stunden sondern war zugleich die schnellste deutsche Marathonläuferin im Qualifikationszeitraum für die Spiele. Man soll mit Superlativen vorsichtig sein, doch ihr Lauf beim Hamburg-Marathon war schlichtweg sensationell. Mit Rang drei in 2:27:50 Stunden steigerte sie sich gleich um 8:41 Minuten!

Innerhalb von rund zwei Jahren verbesserte Anja Scherl ihre Marathon-Bestzeit sogar um gute 20 Minuten.

Vor zwei Jahren lief sie ihr Debüt in Hamburg noch in 2:48:13 und belegte Rang 16, dann folgte ein Jahr später die Steigerung auf 2:36:31 als Neunte in Hamburg, nun lief sie 2:27:50. Es war die schnellste Zeit einer deutschen Frau seit 2014. Und sie erreichte dieses Ergebnis ohne den Einsatz eines Tempomachers. Dies dürfte für Anja Scherl ein Vorteil sein im Hinblick auf das Meisterschaftsrennen in Rio, bei dem es natürlich keine Tempomacher gibt.

Angestellt bei einem Unternehmen das im Software-Bereich tätig ist, steht sie werktags um 5.45 Uhr auf, um rechtzeitig bei der Arbeit zu sein. Bis 16 Uhr ist Anja Scherl berufstätig. Zeit für das Training, das von ihrem Mann Marco Scherl gesteuert wird, ist in ihrer Heimatstadt Bayreuth erst am frühen Abend. Erst im vergangenen Winter absolvierte Anja Scherl erstmals ein Trainingslager. Das zahlte sich umgehend aus: Beim Barcelona-Halbmarathon steigerte sie sich im Februar auf 71:17 Minuten. Danach war klar, dass sie entgegen der ursprünglichen Planungen einen Marathon laufen würde, um die Rio-Norm zu unterbieten.

Im vergangenen Monat war Anja Scherl mit einem guten 17. Platz die beste deutsche Halbmarathonläuferin bei den Europameisterschaften. Damit zeigte sie, dass sie auf einem guten Weg ist in Richtung Olympia. Wenn sie mit dem warmem, feuchtem Wetter zurecht kommt, könnte Anja Scherl in Rio eine gute Platzierung erreichen.

Anja Scherls persönliche Einschätzung vor dem Olympia-Marathon: „Über eine Platzierung möchte ich hier und heute nicht spekulieren, da die klimatischen Bedingungen in Rio sicher nicht leicht sind. Ich freue mich auf jeden Fall auf einen spannenden Wettkampf und werde mein Bestes geben. Drückt mir die Daumen!“

Anna und Lisa Hahner

Verein: Run2Sky / Gengenbach
Bestzeiten: 2:26:44 (Anna) und 2:28:39 (Lisa)
Alter: 26

Zum ersten Mal wird Deutschland mit Zwillingen in einem olympischen Marathon vertreten sein: Lisa und Anna Hahner unterboten im vergangenen Jahr die später angepasste deutsche Olympia-Norm. Anna lief 2:30:19 in Berlin, Lisa ließ eine persönliche Bestzeit von 2:28:39 in Frankfurt folgen.

Es ist erst gut vier Jahre her, da lief Anna Hahner ein viel versprechendes Marathondebüt in Düsseldorf. Mit 2:30:14 Stunden verpasste die damals 22-Jährige die deutsche Olympia-Norm um lediglich 14 Sekunden.

Sie wurde damals nicht nominiert, obwohl noch ein Platz im Marathon-Team für London frei gewesen wäre.

Die unglücklich verpassten Spiele waren für Anna Hahner mit Blick in Richtung Rio 2016 ein Ansporn. 2014 war ihr bisher bestes Jahr. Beim Vienna City Marathon gelang ihr ein Sensationssieg in 2:28:59 Stunden. Im Herbst steigerte sie sich dann in Berlin auf 2:26:44.

An eine derartige Form kam sie danach nicht mehr heran. Obwohl sie die avisierte Zeit von klar unter 2:30 Stunden verpasste, gelang die Qualifikation für Rio. In der Vorbereitung auf die Spiele hatte Anna Hahner Pech, da sie sich bei einem Sturz mit dem Rennrad leicht verletzte und dadurch Trainingszeit verloren ging.

Lisa Hahner hatte über einen längeren Zeitraum immer wieder Verletzungspech. Nachdem sie sich im Oktober 2013 in Frankfurt auf 2:30:17 Stunden gesteigert hatte, dauerte es zwei Jahre, bis sie wieder bei einem Marathon ins Ziel kam: Im vergangenen Oktober lief sie das bisher beste Rennen ihrer Karriere und wurde in Frankfurt Deutsche Meisterin in 2:28:39. Auch Lisa Hahner konnte an diese Leistung in diesem Frühjahr nicht anknüpfen, doch die Nominierung für Rio war nicht gefährdet.

Zum Laufsport fanden die Hahner-Zwillinge erst relativ spät, mit 17 Jahren. Das war damals ein Zufall. Denn sie gingen beide zu einem Vortrag des Musikers und Freizeit-Ausdauersportlers Joey Kelly in Fulda. Es ging unter anderem um das Thema Motivation, und dabei spielte das Laufen eine Rolle. „Das hat uns damals derartig motiviert, dass wir mit dem Laufen anfingen“, erzählen Lisa und Anna Hahner.

Die Zwillinge wurden zunächst vom deutschen Langstreckentrainer Wolfgang Heinig an die Marathonstrecke herangeführt.

Bis Anfang 2013 war er ihr Coach. Im Frühjahr 2013 wechselten Anna und Lisa Hahner dann zum Italiener Renato Canova. „Für Athleten wie Anna und Lisa sind Zeiten von etwa 2:24 Stunden möglich. Es wird keine Leistungsexplosion geben, aber es ist möglich, dass sie sich jedes Jahr um etwa eine Minute steigern“, sagt der italienische Erfolgscoach.

Lisa Hahners persönliche Einschätzung vor dem Olympia-Marathon: „Jede Läuferin, die mit uns an der Startlinie des olympischen Marathons stehen wird, gehört zu den Schnellsten ihres Landes. Das ist eine Ehre und ich freue mich riesig, dass Anna und ich zusammen im deutschen Team sind. Im Rennen werde ich mein Bestes geben und ich weiß, dass ich dann zufrieden im Ziel sein werde.“

Anna Hahners persönliche Einschätzung vor dem Olympia-Marathon: „Der olympische Marathon ist ein ganz besonderer für mich. Ich stehe an der Startlinie und habe mein Ziel schon erreicht. Denn genau für diesen Moment habe ich die letzten vier Jahre gelebt und trainiert. Es ist eine Ehre für mich, eine von wenigen Frauen weltweit zu sein, die sich für diesen Marathon qualifiziert haben. Somit kann ich völlig unbeschwert und frei den Marathon laufen und meine bestmögliche Leistung zeigen. Mein Radunfall sieben Wochen vor dem olympischen Marathon hat meine Vorbereitung etwas durcheinander gebracht und mir ungewollt zwei sehr ruhige Trainingswochen verschafft. Und ich bin der Überzeugung, dass alles seinen Sinn hat.

Ich habe im Training etwas gebraucht, bis mein Körper wieder voll leistungsfähig war und mittlerweile fühle ich mich kraftvoll und leistungsfähig. Die Harry-Potter Narbe an der Stirn wird mein Glücksbringer in Rio sein und mir extra Energie verleihen.“

race-news-service.com

Petition unterschreiben – Schreiben an das IOC – Julia Stepanowa für Rio:

"Whistleblower nicht bestrafen"

 

Die historische Olympia-Laufserie:

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (I): 800 Meter der Frauen – Erste Goldmedaille in Amsterdam 1928 für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (II): 10.000 m der Männer – Seit 1912 im Programm – Hans Grodotzki mit Silber in Rom – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (III): 10.000 m der Frauen – Seit 1988 im Programm – Kathrin Ullrich, Uta Pippig und Sabrina Mockenhaupt – Horst Milde berichte

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (IV): Marathon der Frauen – Erst seit Los Angeles 1984 im Programm – Kathrin Doerre mit Bronze, einem vierten und fünften Platz – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (V): 800 Meter der Männer – Nils Schumann mit der Goldmedaille und drei Bronzemedaillen für Deutschland seit Beginn der Olympischen Spiele 1896 – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (VI): 3000 Meter Hindernis der Frauen – Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause im Endlauf in London 2012 – Horst Milde berichtet

Die historische Olympia-Laufserie 1896 – 2012 (VII): 1500 Meter der Frauen – Drei Silber- und eine Bronzemedaille für die deutschen Frauen – Horst Milde berichtet

author: GRR

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