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13
08
2016

Eine riesen Enttäuschung für Robert Harting: Er schaffte es nicht unter die besten zwölf Athleten. ©Victah Sailer

Olympia in Rio Diskuswerfer Harting scheitert in der Qualifikation – Michael Reinsch, Rio de Janeiro in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Diesmal war es der Rücken. Nach einer anderthalb Jahre langen Serie von Verletzungen, die mit einem Kreuzbandriss im Knie begann, ist Olympiasieger Robert Harting am Freitag in der Qualifikation des Diskuswerfens gescheitert.

Deutlich behindert von einem Hexenschuss machte der Berliner zwei missratene Versuche ungültig; nicht einmal der Wechsel der Schuhe half danach noch: Im dritten Versuch erreichte Harting lediglich 62,21 Meter und war damit, als Fünfzehnter beider Qualifikationsgruppen, ausgeschieden.

Sein Bruder Christoph Harting hatte mit 65,41 Meter den drittbesten Wurf der Qualifikation, auch der Wattenscheider Jasinski erreichte mit 62,82 Meter den elften von zwölf Plätzen im Hauptfeld. Bester Diskuswerfer der Qualifikation war Weltmeister Pjotr Malachowski aus Polen. Er erreichte 65,89 Meter. Der Kampf um die Medaillen findet an diesem Samstagnachmittag um 15:50 Uhr statt.

Abschied von Olympia

„Ich hatte gestern einen Hexenschuss. Mit Spritzen wurde das hingebogen“, sagte Harting. „Ich habe mir den Hexenschuss beim Licht ausmachen geholt. Ich habe keine Erklärung dafür, es tut mir leid.“ Trotzdem, fand er, hätte ein Wurf von 63 Meter und damit die Qualifikation „rauskullern“ müssen.

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Das Ausscheiden in Rio ist der Abschied des dreimaligen Weltmeisters Harting von Olympia. Die Europameisterschaft in seiner Heimatstadt Berlin im nächsten Jahr werde definitiv sein letzter Wettkampf sein, kündigte er an. „Irgendwann hat man keine Kraft mehr“, sagte Harting, „drei Comebacks gingen noch, das vierte jetzt aber nicht mehr. Mit einem Hexenschuss lassen sich manche Leute drei Wochen krankschreiben.“

Für die EM 2018 will er sich neu motivieren. „Ich muss schon eine neue Idee haben, wie man das bis dahin gestaltet“, sagte er. „Es ist ein ernüchternder Prozess, immer das Gleiche zu trainieren, zu wiederholen. 2018 ist dann Schluss.“ Er sei enttäuscht, „aber auch froh, dass es endlich vorbei ist. Man merkt, dass die menschlichen Ressourcen begrenzt sind“, sagte Harting.

Harting hatte sich vor anderthalb Jahren bei einem Sturz das Kreuzband gerissen; um das Knie zu schonen, verzichtete er auf die Titelverteidigung bei der Weltmeisterschaft in Peking. Kaum war das eine Knie verheilt, entzündete sich das andere. Im Frühjahr zerrte Harting sich durch die Fehlhaltung beim Wurf den Brustmuskel. Sein Comeback bei der deutschen Meisterschaft in Kassel war spektakulär. Im letzten Wurf besiegte er seinen Bruder. Der Verzicht auf die Europameisterschaft in Amsterdam diente der Vorbereitung auf Rio.

Gleichzeitig ging die erste Goldmedaille in den leichtathletischen Wettbewerben mit einem unglaublichen Weltrekord weg. Die Äthiopierin Almaz Ayana unterbot im Rennen über 10 000 Meter in 29:17,45 Minuten die 23 Jahre alte Bestleistung der Chinesin Junxia Wang (29:31,78) um mehr als 14 Sekunden. ping angefeuert haben. Junxia Wang gehörte der berüchtigten „Army“ des ebenso berüchtigten Trainers Ma an; er nannte Schlangenblut sein Geheimnis, seine Läuferinnen berichteten, dass sie Dopingmittel nehmen mussten. Hinter der Äthioperin gewann mit deutlichem Rückstand die Kenianerin Vivian Cheruiyot (29:32,53) Silber vor der äthiopischen Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba (29:42,56). Beide sind von einer Babypause zurückgekommen.

Welt- und Europameisterin Christina Schwanitz hatte derweil das Kugelstoß-Finale problemlos erreicht. Mit 19,18 Meter übertraf die 30-jährige Chemnitzerin die geforderte Qualifikationsweite von 18,40 Meter locker. Qualifikation im ersten Stoß – das war der Plan“, sagte die 30-Jährige, die aber Probleme mit dem Regen hatte: „Die Kugeln hier sind nigelnagelneu, wenn da ein Tropfen draufkommt, sind die wie in Seife gebadet und glitschig.“

Deutlich weiter als die deutsche Gold-Favoritin stieß am Freitag Olympiasiegerin Valerie Adams aus Neuseeland mit 19,74 Meter.

Michael Reinsch, Rio de Janeiro in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Freitag, dem 12. August 2016

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