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17
09
2016

Marianne Buggenhagen wirft den Diskus zu Silber ©Ralf Kuckuck/DBS

Paralympics Rio 2016 – Marianne Buggenhagen wirft den Diskus zu Silber – 63-Jährige beendet ihre Karriere nach sieben Paralympischen Spielen

By GRR 0

Marianne Buggenhagen hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro Silber im Diskuswurf der Klasse F55 gewonnen und damit bei ihren siebten Spielen wieder eine Medaille geholt.

Der 63-Jährige vom PSC Berlin, die von Dr. Ralf Otto trainiert wird, warf den Diskus gleich im ersten Versuch auf 24,56 Meter – doch die Chinesin Feixia Dong, die als einzige überhaupt schon mal so weit geworfen hatte, konterte mit 25,03 Metern im zweiten Versuch. Bronze ging mit 22,66 Metern an die Lettin Diana Dadzite, die in Trier Rollstuhlbasketball spielt.

„Es ist schon erstaunlich, dass die Chinesin hier 25 Meter wirft und dass ganze Jahr immer nur 22 irgendwas hatte. Wir hätten eher die Lettin auf dem Schirm gehabt“, sagte Otto.

Weltrekordhalterin Buggenhagen, die von 1992 bis 2008 immer Paralympics-Siegerin geworden war und der in London nur Silber im Kugelstoßen blieb, konnte so eine weitere Medaille zu ihrer einmaligen Sammlung hinzufügen: Gold 1992 in Barcelona im Kugelstoßen, Diskuswurf, Speerwurf und Fünfkampf, Gold 1996 in Atlanta im Diskuswurf und Kugelstoßen und Bronze mit dem Speer, Gold 2000 in Sydney und 2004 in Athen im Kugelstoßen, dazu 2004 Silber mit dem Diskus, Gold 2008 in Peking im Diskuswurf und Bronze im Kugelstoßen, Silber 2012 in London im Kugelstoßen, dazu etliche Welt- und Europameistertitel.

Es wird definitiv die letzte ihrer großartigen Karriere sein. „Das war meine letzte Medaille, mein letzter Wettkampf. Die jungen Athletinnen müssen an mir vorbeikommen, ich habe heute noch mal gezeigt, was möglich ist, wenn man hart an sich arbeitet. Es ist nie zu spät, Sport zu treiben.“

Mit den Spielen in Rio war Buggenhagen zufrieden: „Ich war heute zum ersten Mal im Stadion und habe von der Stadt selbst noch nichts gesehen, aber es gab schon bessere Spiele, aber auch viel, viel schlechtere.“

Zwei Schulen sind nach Marianne Buggenhagen benannt: „Um sie will ich nun kümmern und sie begleiten.“

Heinrich Popow springt zu Weitsprung-Gold – 33-Jähriger belohnt sich nach Rang vier über 100 Meter

Heinrich Popow springt mit 6,70 Meter zu Gold ©Ralf Kuckuck/DBS Bild vergrößern Heinrich Popow springt mit 6,70 Meter zu Gold ©Ralf Kuckuck/DBS

Heinrich Popow hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro im Weitsprung der Klasse T42 gewonnen und damit nach Gold 2012 über die 100 Meter seine zweite Goldmedaille bei Paralympics gewonnen.

Der 33-Jährige, der beim TSV Bayer 04 Leverkusen von Karl-Heinz Düe trainiert wird, sprang gleich im ersten Versuch auf 6,70 Meter und sicherte sich so den Lohn für ein starkes Jahr, in dem er gleich zwei Mal den Weltrekord verbessert hatte. „Heute war ich wieder der abgewichste Heinrich. So kann ich die Paralympics-Bühne verlassen. Ich hatte vor, ich haue gleich im ersten Versuch einen raus. Insgeheim wollte ich die magische Sieben-Meter-Marke angreifen, aber bei Paralympics ist das noch mal was anderes und jetzt nach Gold auch egal.“

In einem hochklassigen und packenden Wettkampf, den der Weitsprung in dieser Klasse so wohl noch nie gesehen hat, sprang der Japaner Atsushi Yamamoto mit 6,62 Metern zu Silber, Popows zehn Jahre jüngerer Konkurrent Daniel Wagner holte Bronze mit 6,57 Metern. Der Däne war in diesem Jahr als Erster in der Klasse T42 Weltrekord mit 6,70 Meter gesprungen, Popow hatte dann nachgezogen und war 6,72 und 6,77 Meter gesprungen.

In Rio zeigte Popow gleich, dass er nur eine Medaille will – nämlich die goldene. Mit paralympischem Rekord von 6,70 Metern stieg er in den Wettkampf ein. Wagner wollte kontern, sprang dann aber insgesamt drei Mal 6,57 Meter. Yamamoto sprang 6,62 Meter und im letzten Versuch stockte den deutschen Fans der Atem – doch die Anzeigetafel zeigte auch bei ihm am Ende nur 6,57 Meter, sodass Popow als Paralympics-Sieger feststand.

Noch über 100 Meter war Popow enttäuscht, nachdem er seinen Titel aus London als Vierter nicht wiederholen konnte und sogar eine Medaille verpasst hatte, im Weitsprung machte er es besser. Nun will er noch nächstes Jahr bei der WM in London antreten und bei der Heim-EM 2018 in Berlin.

Popows 19-jähriger Teamkollege Leon Schäfer belegte mit 6,06 Metern Rang vier und rechtfertigte so seine Nachnominierung, in dem er die Qualifikationsnorm für Rio im Nachhinein noch abhakte. „Dass ich Vierter werde, ist krass. Nachdem mir zunächst zwölf Zentimeter zur Qualifikation gefehlt haben und ich nur nachnominiert wurde, wollte ich die Norm von 5,84 m überbieten. Das habe ich locker geschafft.“

Über 100 Meter und im Weitsprung verbesserte Schäfer seine persönliche Bestleistung und sprang als fünfter Springer der Klasse T42 über sechs Meter. „Das hat so Spaß gemacht hier zu springen, Wahnsinn“, sagte Schäfer und grinste. Popow sagte lachend über ihn: „Der kann fliegen der Junge, und wenn er im Paralympischen Dorf herumläuft, flippen die Frauen fast aus. Ich habe vor dem Wettkampf zu ihm gesagt: Ich mache es heute und du in Tokio.“

Nachdem Popow die achte Goldmedaille für die deutsche Leichtathletik-Mannschaft geholt hatte, verriet er noch weitere Geheimnisse: „Beim Warm Up haben wir uns vorgenommen, wir müssen noch an den Radsportlern vorbeiziehen. Jetzt sind wir in Goldmedaillen gleich und Markus wird uns heute Abend vorbeibringen.“

Birgit Kober gewinnt Gold im Kugelstoßen – 45-Jährige trotzt dem Verletzungspech und siegt souverän

Birgit Kober hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro im Kugelstoßen der Klasse F36 gewonnen und damit bei ihren zweiten Spielen die dritte Goldmedaille geholt.

Die 45-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen, die nach den Spielen zu 1860 München in ihre Heimat wechselt, stieß die Kugel im sechsten Versuch auf 11,41 Meter. Damit siegte Kober, die von Joachim Lipske trainiert wird, wie schon in London im Kugelstoßen, damals aber noch in einer anderen Startklasse.

Nach ihrem letzten Stoß feierte Kober, die in diesem Jahr schon in Rio trainiert hatte, mit ihrem eigenen Fanclub und bekam einen Brasilien-Hut und eine Deutschlandfahne mit integrierter brasilianischer Flagge zugeworfen. „Als die dann für mich noch eine Laola angestimmt haben und alle aufgestanden sind, war das Gänsehaut pur.“

Qing Wu, die in London in der F36 Gold geholt hatte, blieb mit 10,33 Metern Silber, Bronze ging an Katherine Proudfoot aus Australien mit 9,70 Metern. Juliane Mogge vom TV Wattenscheid wurde mit 9,12 Metern Vierte.

Kober war mit jedem ihrer sechs Versuche besser als die Weite der zweitplatzierten Chinesin, fünf ihrer Stöße gingen gar über elf Meter. Nur an ihren Weltrekord, den sie im Juli in Leverkusen aufgestellt hatte, kam sie nicht heran. „Das wäre die Zugabe gewesen, so wie die letzten Tage gelaufen sind, war nicht mehr drin.“

Für Kober war die Zeit in Rio bislang nicht einfach: Ein entzündeter Daumen verhinderte ein geregeltes Training, dann kam auch noch eine Erkältung dazu. Die Weltrekordhalterin steckte das gut weg – und erfüllte sich ihren Traum. „Eigentlich habe ich diese Woche bei dem Infekt gedacht, das war’s jetzt“, sagte Kober: „Dass es jetzt so geklappt hat, ist unglaublich. Ich habe nur Goldmedaillen in meiner Karriere, keine einzige silberne.“

Das Maskottchen mit den goldenen Haaren bekam Kober dann übrigens von einer Deutschen überreicht: Gertrude Krombholz ist Erfinderin des Rollstuhltanzes und war in Rio, um als Trägerin des Paralympischen Ordens Kober und auch Popow auszuzeichnen.

Quelle:

 Deutscher Behindertensportverband e.V.

Die Newsletter-Ausgabe "Paralympische Momente 11" aus dem Deutschen Haus in Rio de Janeiro steht unter https://www.deutsche-paralympische-mannschaft.de/de/events/rio-2016.html zur Ansicht bereit.

 

 

author: GRR

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