Wie aus diversen Quellen zu erfahren war, plant der Sportartikel-Hersteller Nike mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Oregon im kommenden Jahr ein „Breaking2“-Projekt.
Mit legalen, ggf. auch nicht ganz regelkonformen Mitteln soll im Rahmen dieses Vorhabens ein Mensch erstmals unter 2 Stunden einen Marathon absolvieren. Und die „Menschen“ , die dieses Unterfangen unter Umständen stemmen sollen, sind auch schon ausgewählt (selektiert) und bei Nike unter Vertrag.
Während der Topstar der Marathonszene Eliud Kipchoge (KEN) sicherlich erste Wahl ist, kann man sich bei den anderen beiden Mitstreitern Zersenay Tadese (ERI), der aktuelle Inhaber des Weltrekords über die halbe Marathon-Distanz, und vor allem auch bei Lelisa Desisa (ETH), zweifacher Boston Marathon-Sieger und Gewinner in Dubai, fragen, ob sich für die das Training auf dieses Event hin überhaupt lohnt.
Vor allem Tadese hat in den letzten Jahren immer wieder demonstriert, dass der (volle) Marathon augenscheinlich nicht sein Disziplin zu sein scheint. Mit Tadeses Bestzeit aus dem Jahr 2012 von 2:10:41 beim London Marathon erscheint eine Jagd in Richtung 2 Stunden nahezu aberwitzig.
Es sei denn, Tadese ist dazu ausersehen, im ersten Teil für das entsprechend nötige (Höllen-)Tempo zu sorgen.
Einen Marathon in 2 Stunden, d.h. 42195 Meter in 7200 Sekunden, zu laufen, erfordert einen Schnitt von 5,8604 Meter pro Sekunde oder 21,0975 kmh. Jeder Kilometer ist somit in 2:50,64 Minuten zu laufen. Gewaltige Vorgaben, mit noch außergewöhnlicheren Splits: 5 km in 14:13, 10 km in 28:27, den Halbmarathon (trivialer Weise) in 1 Stunde, 25 km in 1:11:06 und 30 km in 1:25:19. Und während die Dinge bis zum Halbmarathon sowie 25 km noch machbar scheinen und diese Zeiten auch schon gelaufen wurden, wird es spätestens bei 30 km eng. Liegt doch diese Zeit fast 2 Minuten unter dem aktuellen Weltrekord auf dieser Distanz, den Wilson Kipsang erst im September in Berlin aufstellte.
Wann die Tempojagd über die Bühne gehen soll, hat man bisher noch nicht verraten.
Es scheint aber sicher, dass dies nicht im Rahmen eines etablierten Marathon erfolgen soll. Der bereits gemeldete Start von Kipchoge im April beim London Marathon und das mit Spannung erwartete Duell gegen Kenenisa Bekele wird somit wohl dieser Idee geopfert werden. Eigentlich schade, zumal die Hatz sogar weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen könnte. Dabei ist auch nicht geklärt, ob überhaupt die Regeln für eine Anerkennung dieser Ausnahmeleistung eingehalten werden.
Dazu einer der verantwortlichen Manager für dieses Projekt Tony Bignall: “We want to show that it’s within the capability of human physiology. At the end of the day, we just want to show it can be done.”
Im Augenblick bleibt nur Abwarten und auf weitere Nachrichten zu warten. Für genug Gesprächsstoff in Fachkreisen hat das „Breaking2“-Projekt schon jetzt gesorgt. Man kann nur hoffen, dass neben dem Marekting-Gag der Sport nicht zu kurz kommt. Es dürfte sicher sein, dass die beteiligten Topathleten finanziell derart gut alimentiert werden, dass sie die Absage beim einem lukrativen Frühjahrs-Marathon locker verschmerzen können. Wie die sportliche Bilanz am Ende aussehen wird, muss sich zeigen.
Aber wie dem auch sei, ein Gewinner der Aktion scheint schon heute festzustehen: Nike.
Wird fortgesetzt
Helmut Winter