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19/05/2007-Kahlert: 35. Rennsteiglauf / (TA-Foto: Sascha Fromm / DIGITAL)

50 Jahre Ausdauer laufgruppe beim USV Jena e. V. – Dr. Hans-Georg Kremer

By GRR 0

Als vor 50 Jahren, am 9. Oktober 1975, in Jena zur ersten Trainingsstunde in Vorbereitung auf den 4. GutsMuths-Rennsteiglauf 1976 eingeladen wurde, konnte Niemand ahnen, dass diese Trainingszeit, immer am Donnerstag um 17.00 Uhr, bis zum heutigen Tage erhalten bleiben würde.

Mit Ausnahme von Feiertagen gab es nicht eine „Ausfallstunde“. „Entsprechend der Auswertung des GutsMuths-Gedenklaufes 1975 und der starken Nachfrage unter Jenas Volkssportlern wird im Oktober eine Trainingsgruppe „GutsMuths-Rennsteigläufer“ gebildet.

Unter Anleitung eines erfahrenen Übungsleiters und unter ständiger medizinischer Kontrolle können sich Interessenten auf den GutsMuthslauf 1976 vorbereiten“, konnte man in der örtlichen Presse lesen. Die erste Übungsstunde, zu der 18 Männer gekommen waren, übernahm ich selbst. Damals gehörte ich der Sektion Orientierungslauf der Hochschulsportgemeinschaft (HSG heute USV Jena) der Friedrich-Schiller-Universität Jena an.

Diese Abteilung, die Ende der 1960er Jahre entstanden war, gilt als Keimzelle der größten Sportveranstaltung im Lande Thüringen, des GutsMuths-Rennsteiglaufs. Schon in der Vorbereitung auf den Rennsteiglauf 1975, der mit fast 1000 Anmeldung zum eigentlichen Start der Erfolgsgeschichte des Massenlaufs wurde, hatten sich Laufinteressenten anderer Sportarten unserer Orientierungslaufgruppe angeschlossen. Sektionsleiterin war anfangs Barb Obstfelder, später Gabriele Schölling, die sich aber nicht in die Entwicklung der Laufgruppe einmischten.

Beim Rennsteiglauf selbst, unmittelbar nach erfolgreicher Abwicklung aller organisatorischen Aufgaben, die 1975 bei der HSG Uni Jena lagen, gingen auch alle Studenten meiner Gruppe, die zum Organisationsstab gehörten, an den Start. Wenige Tage nach dem 3. Rennsteiglauf begann nicht nur die konzeptionelle Weiterentwicklung des Laufs sonders auch die Vorbereitung einer speziellen Trainingsgruppe. Der Sportmediziner der Universität um Prof. Dr. Scheibe halfen bei der Zusammenstellung von ersten Trainingsplänen und erklärten sich bereit, alle Teilnehmer der Übungsgruppe kontinuierlich zu untersuchen, woraus einige sportmedizinische Publikationen entstanden.

Die Trainingsgruppe entwickelte sich ganz stabil, bestand aber anfangs nur aus Männern. 1976 gab es erste Anfragen von Frauen, ob sie nicht mittrainieren könnten. Dieses Problem konnte geklärt werden. Zuerst wurde ein zusätzlicher Umkleideraum und Duschen benötigt, die im Sportinstitut, wo wir immer starteten, vorhanden waren. Beim Training blieben wir anfangs weitestgehend immer zusammen. Erst nach und nach entstanden differenzierte Leistungsgruppen, was besonders durch den stetigen Zuwachs an Mitgliedern begünstigt wurde.

Die enge Zusammenarbeit zum GutsMuths-Rennsteiglauf blieb bis in die 2000er Jahre, als Rüdiger Grunow, den dem USV vertraglich zustehenden Platz im Präsidiums des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste. Von der Jenaer Laufgruppe hatten vor allem Hans-Georg Kremer, Jens Wötzel, Wolf-Dieter Wolfram, Klaus Hobrack, Rolf Schoder, Bernd Löschner, Rüdiger Grunow und Gerhard Rötzschke in verschiedenen Funktionen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung des Rennsteiglaufs.

1977 hatte die Laufgruppe als herbstliches Gegenstück zum Rennsteiglauf den Jenaer Kernberglauf gegründet, der bald mit über 1000 Teilnehmern an seine organisatorischen Grenzen stieß. Der erste Gesamtleiter war der Pathologe Dr. Andreas Schmidt, bevor der im vergangenen Jahr verstorbene Heinrich Fricke bis Anfang der 1990er Jahre die Leitung des Kernberglaufs übernahm.

Bis 1980 gehörte die Laufgruppe organisatorisch zu den Orientierungsläufern, bevor die Leitung der Hochschulsportgemeinschaft einer Verselbstständigung als eigenständige Abteilung genehmigte. Bei der Konstituierung als eigene Sektion übernahm Dr. Rolf Schoder die Leitung. Weitere Vorstandsmitglieder waren Jens Wötzel, Ekkehard Gläser, Matthias Günther und Heinrich Fricke.

Weitere kleine Laufveranstaltungen wie die Obergneuser Geländeläufe, Fackelläufe von Buchenwald nach Jena über 30 Kilometer, Meilenläufe, Stundenläufe u. ä. gehörten zu den Aktivitäten der Laufgruppe, die inzwischen eine weitere Trainingszeit am Dienstag anbieten konnte. Die Mitgliederzahl stieg auf über 80. Ableger der Laufgruppe entstanden bei anderen Sportgemeinschaften in Jena, die teilweise von Mitgliedern der Abteilung unterstützt wurden. Sogar die Gründung der Laufgruppen in Schwarza (Chemie) bei Rudolstadt (Schwarzatallauf) und in Gera (Wismut, Silvester- und Städtelauf)) gehen auf das Konto der Jenaer Ausdauerläufer.

Der jährliche Arbeitsplan der Abteilung sah neben dem Training den regelmäßigen Start bei Laufveranstaltungen in Thüringen und teilweise darüber hinaus vor, dazu kamen einige „gesellige“ Läufe, wie das gemeinsame Ostereiersuchen, immer am Gründonnerstag. Besonders leistungsstarke Läuferinnen und Läufer gehörten zu den Teilnehmern des 100km-Laufs in Grünheide, dem Sportfest-Marathon in Leipzig und sogar Läufen in der CSSR.

Als Beispiel hier ein Jahresprogramm der Abteilung aus der Vorwendezeit:

Dr. Rolf Schoder führte als Abteilungsleiter mit Hilfe vieler ehrenamtlicher Funktionäre und Übungsleiter die Abteilung 20 Jahre lang, bis Dr. Peter Losso und später Stefan Kasper das „Heft“ in die Hand nahmen. Inzwischen ist aus der Trainingsgruppe eine mittelgroße Abteilung über 100 Mitgliedern in Thüringens größtem Mehrspartenverein, dem USV Jena e. V. geworden.

Als eine wichtige Quelle zur Gewinnung neuer Mitglieder wurde ab Mitte der 1980er Jahre die Organisation von Anfängerlaufkursen, die jeweils einmal wöchentlich für ein Vierteljahr angeboten. Zu den Akteuren zählten hier Rolf Schoder, Jens Wötzel und Eckehard Gläßer. Zeitweilig nahmen an diesen Kursen weit über 50 Anfänger teil, von denen einige feste Mitglieder der Abteilung wurden. Bestes Beispiel hierfür war der über 50zig jährige bis dahin „unsportliche Raucher“ Eugen Hainlein, der dann bis weit über 80jährig zu einem der aktivsten und erfolgreichsten Altersklassenläufer wurde.

Die grundhafte Sanierung des Gebäudes des Instituts für Sportwissenschaft führte zum Umzug der Abteilung Ausdauerlauf und des Jenaer Kernberglaufs im Jahre 1993 in die Oberaue, was für den Lauf fast einen Neuanfang bedeutete. Einige der bisherigen Organisatoren standen wegen beruflicher Neuorientierung nach der Wiedervereinigung nicht mehr oder nur noch bedingt zur Verfügung. Die bisher unterstützenden Lehrkräfte aus dem Bereich Studentensport, waren größtenteils in den Ruhestand gegangen und aus der Organisation ausgeschieden. Nach einer kurzen aber wichtigen Zwischenlösung mit der ABM-Kraft des USV Angela Nüske, als Gesamtleiterin übernahm Dr. Peter Fuchs diese Funktion.

Die organisatorischen Probleme des neuen Start- und Zielortes, besonders der Streckenführung, konnten gelöst werden, und das neue Gelände in der Oberaue bot im Rahmen des schrittweisen Ausbaus immer günstigere Voraussetzungen für die Neukonzipierung des Kernberglaufs als größte Laufveranstaltung in Ostthüringen.

Neben der Abteilung Ausdauerlauf gab es seit Mitte der 1970er Jahre Laufgruppen im Pflichtstudentensport und heutigem Hochschulsport, die auf Grund des Studienjahresablaufs nicht in die normale Abteilungsstruktur einzuordnen waren. Übungsleiter waren hier außer mir noch Manfred Rosemann, Manfred Thieß, Alfred Wehner und Betina Justus. Heute sind dies Doreen Ullrich und Ondra Stranik. Zu weiteren saisonal oder befristeten existierenden Laufangeboten des Hochschulsports existieren meist keine Kontakte zur Abteilung Ausdauerlauf/Walking.

Die Zusammenarbeit mit dem 1990 gegründeten GutsMuths-Rennsteiglaufverein erreichte nach der Wende eine neue Qualität, indem außer der Öffentlichkeitsarbeit auch eine Reihe Sonder- oder Rekordläufe organisiert wurden, beginnend 1990 mit dem Gesamtdeutschen Rennsteiglauf, dem Rennsteig-Rekord-Walking über 170km, dem Rennsteig-Staffellauf, dem „Weltrekordlauf 100 laufen 100km“ und andere.

Im Herbst 1995 gründete der USV Jena zusammen mit einer Krankenkasse und unter Schirmherrschaft des Olympiadesiegers Hartwig Gauder einen Walkingkurs, der anfangs semestrich angeboten wurde. Erste Übungsleiterin war Jana Leidenfrost. Später waren zeitweilig Günter Scharffenberg und Maik Masuhr für die Walkingkurse zuständig, die sich nach einer Stabilisierungsphase der Abteilung Ausdauerlauf unter Leitung von Erhard Grahmann anschlossen.

Die Walker treffen sich auch heute noch jeden Dienstag und Donnerstag im Universitätssportzentrum. Die Walker des USV sorgten mit Hartwig Gauder auch dafür, dass 1995 auf der 50km-Distanz (Neuhaus-Blankenstein) ins Rennsteiglaufprogramm aufgenommen wurden.

2001 übernahm Peter Losso die Leitung der Abteilung Ausdauer als Nachfolger für Rolf Schoder, der nach 20jähriger erfolgreicher Tätigkeit seine Funktion abgegeben hatte.

Peter Losso war zeitweilig auch noch ab 2003 Gesamtleiter des Jenaer Kernberglaufs, welche Funktion er auch heute noch ausfüllt. Seine Funktion als Abteilungsleiter übernahm dann 2007 Stephan Kasper.

Dr. Hans-Georg Kremer
Ziegenhainer Str. 77
07749 Jena
Tel.: 03641-363094

 

 

 

 

author: GRR