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18
03
2017

Analysieren, überdenken und dann besser trainieren als bisher ©Kiefner Foto

Analysieren, überdenken und dann besser trainieren als bisher – Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

Die in den letzten Jahren vollzogenen Veränderungen im internationalen Wettkampf-kalender hin zu ganzjährigen Leistungsabforderungen (Cross, Halle, Straße, Bahn), haben die stürmische Weiterentwicklung der Rekorde in den Laufdisziplinen, die Leistungsdichte im Spitzenbereich befördert.

Die neuen praktischen Erfahrungen aus der Vorbereitung von Spitzenathleten unter diesen „veränderten Bedingungen" und immer öfter Training unter den Bedingungen mittlerer Höhen, zwingen zu einer effektiveren Form, zum neuen Denken innerhalb des Jahrestrainingsaufbaus und zu einem ganzjährig höheren Grundniveau, auch weil sich die Besten schon seit längerem ihre Wettkampfphasen sehr überlegt auswählen.

Besonders die von NEUMANN, WEINECK, MADER, den interessanten, vielfältigen Beiträge aus Übersee und Veröffentlichungen zu sportwissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Physiologie und Sportmedizin, die aus einer verstärkten Zusammenarbeit mit der Trainingspraxis des Hochleistungstrainings entstanden sind, sollten alle anregen ihr bisheriges Vorgehen in Richtung Training für Wettkampfhöhepunkte eines Jahres oder auch innerhalb eines Olympiazyklus zu überdenken und zu modernisieren.

Effizienter trainieren – Anpassungen optimieren – ganzjährig schneller   – Was, wann, wo, wie oft, wie lang, wie schnell, welche Pausen im Laufen

Aus vielen Veröffentlichungen sollte man für die Trainingspraxis schlussfolgern, dass alle sportlichen Aktivitäten zuerst unter dem Gesichtspunkt der Anpassung (Adaptation) a l l e r biologischen Systeme des Organismus (auf der Grundlage der sportmedizinischen, aber auch trainingspraktischer Erkenntnisse) als Grundlage einer Wirksamkeitssteigerung des Leistungstrainings, gesehen werden müssen.

Dies führt zu der Notwendigkeit, auf einer möglichst hohen konditionellen Basis dem speziellen, qualitativen Teil der Trainingsbelastung, als wichtigste Voraussetzung für die sportliche Spitzenleistung, mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Dies beinhaltet auch darüber nachzudenken, ob es richtig sein kann, z.B. für Mittelstreckler in Phasen der Grundlagenausdauerentwicklung bestimmte für den Wettkampf notwendige Systeme und Muskelstrukturen durch eine vor allem aerobe Schwerpunktlegung aus dem Trainingsprozess fast ganz auszuklammern und so zulässt, dass das ererbte, notwendige oder bereits erarbeitete Niveau z.B. in der Muskelstruktur  (schnelle FT-Fasern)  sowie im Muskelstoffwechsel vorwiegend in einer bestimmten Richtung gefordert wird.

Zwingend ist über die Effektivität der Ausbildung in den verschiedenen zurückliegenden Entwicklungszeiträumen der Sportler (Schüler-Talentausbildung, Jugendtraining, Anschlusstraining, Hochleistungstraining) oder das absolvierte Training in den zurückliegenden Makrozyklen oder sogar Jahren zu analysieren.

Auch durch bessere Nutzung z.B. der Trainingseinheiten („Mischtraining" mit verschiedenen Aufgaben und Intensitäten im Lauftraining: niedrige – hohe – mittlere Intensität, Kraftausdauer und/oder Schnellkrafttraining) oder Individualisierung auf der Grundlage der unterschiedlichen Leistungsstände, kann man das Entwicklungstempo erhöhen.        

„Mehr Wissen" für den Mehrjahresaufbau der 6 olympischen Lauf-Disziplinen – Der neuen Lauftrainer-Generation alle Unterstützung bei der U20-Teamarbeit

Das Hochleistungstraining erfordert von den Trainern umfassende Kenntnisse zur Trainingsmethodik, der biologischen Gesetzmäßigkeiten der Anpassung, sowie der Gesetzmäßigkeiten der Spezialisierung des Organismus für eine der Disziplinen des Laufbereichs, in einem langfristigen Leistungsaufbau.

Damit ist auch das Wissen verbunden, welche Trainingsbelastung für welche Ziele, mit welchen Pausen, einschließlich der notwendigen Regenerationszeiten, für welche benötigte Fähigkeit erforderlich ist und an welcher Stelle des Jahrestrainingsaufbaus in welchem Zeitraum die jeweiligen Fähigkeiten auszuprägen sind. Erfahrung ist auch das eine Wiederholung des Trainings aus dem Vorjahr in der Regel zur Stagnation führt.                         

Es ist auch wichtig die jeweils optimalen Zeiträume und Inhalte für das Höhentraining bzw. Höhenketten für 800 m oder die Langstrecken oder den Marathon und das „danach" zu kennen oder „den jeweils Neuen" zu vermitteln.

Zeitverluste in der Leistungsentwicklung lassen sich auch vermeiden, wenn rechtzeitig Übungen oder Inhalte gewechselt werden sobald sich der Organismus in der gewünschten Richtung angepasst hat.

Ein Kernproblem jeder Leistungsentwicklung ist die Lösung des oftmaligen Widerspruches zwischen der durch Training auszulösenden Anpassungen, der dafür notwendigen Trainingsbelastung und der Regeneration in Abhängigkeit von der individuell aktuellen Leistungssituation des Athleten.

In diesem Zusammenhang bedarf es einer optimalen Unterstützung – vor allem mit einer neuen Form der Zurverfügungstellung von Trainingsbedingungen im Vergleich zu den Vorjahren durch den DLV/DOSB – der neuen jungen Trainergeneration in ihrer Arbeit mit dem besten Talenten.

Das Wissen und die Fähigkeiten des Trainers und die ihm zur Verfügung gestellten Bedingungen entscheiden weitestgehend über Tempo, Höhe und Stabilität der Leistungsentwicklung. Deshalb muss er aber auch das absolvierte Training der Athleten kennen (Trainingsprotokollierung).

Zum Schutz des Trainers soll aber auch unterstrichen werden, dass realisiertes Training und dargestellte Leistung vielseitig durch das Leben außerhalb des Trainings beeinflusst, oft keine stabile Abhängigkeit garantiert. Wie soll ein Trainer, der einem Beruf außerhalb des Sports nachgehen muss, einen Profi optimal betreuen der 10-12 x pro Woche trainiert !

So lassen sich Phasen beschleunigter oder auch verlangsamter Leistungsentwicklung bzw. auch längerfristige Stagnationen oder auch die positive oder negative Wirkung eines Höhentrainings „wissenschaftlich" oft nicht hinreichend erklären.

Es lässt sich die Erfahrung vermitteln, dass zu geringe Trainingsumfänge oder ungenügende Belastungsfortschritte im Wintertraining für eine nicht ausreichende Wettkampfstabilität in den Sommermonaten verantwortlich gemacht werden können. Das sollte auch mit der Entscheidung verbunden werden welche Wettkampfphasen (Cross, Halle, Straße, Bahn) zugunsten eines zusätzlichen Trainingsschwerpunktes (Gipfel, Trainings-lager, Höhenaufenthalt) zukünftig ausgelassen werden sollten.

Besonders wichtig ist, das jeweils im Frühjahr besser trainiert werden muss als im Herbst/Winter, das dies durch die sportmedizinisch-physiotherapeutische Begleitung auch ermöglicht wird wenn in der Sommer-Haupt-Wettkampfsaison die neuen persönlichen Bestleistungen, in möglichst leistungsstabilen Wettkämpfen, Ziel sind.

Und das könnten ruhig ein paar mehr sein.

Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

 

author: GRR

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