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25
04
2025

Aderhold L. Klartext Gesundheit! Ernährung – Bewegung – Entspannung - Denken Die besten Strategien für mehr Gesundheit, Energie und Wohlbefinden. Jena: Vopelius 2024.

Probiotika, Präbiotika und Postbiotika – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

By GRR 0

Eine ganze Reihe von Lebensmittel wird heute mit den Begriffen probiotisch und präbiotisch beworben. Was steckt nun wirklich hinter diesen Begriffen und mit welchen Wirkungen kann gerechnet werden?

Probiotika sind Mikroorganismen, insbesondere Milchsäure- und Bifidobakterien (Lactobacillus und Bifidobakterium), die mit Nahrungsmitteln in den Darm gelangen, sich dann dort ansiedeln und positive gesundheitliche Wirkungen erzielen sollen. Es handelt sich um natürlich im Darm vorkommende Bakterien.

Es können nur solche Bakterien eingesetzt werden, welche die Magen-Darm-Passage teilweise überstehen und eine Resistenz gegenüber Magensäure, Gallensäuren und Verdauungsenzymen aufweisen. Probiotika werden zunehmend in Milchprodukten eingesetzt.

Präbiotika (=Prebiotika) sind unverdauliche Oligosaccharide (Kohlenhydrate), die von der menschlichen Verdauung nicht aufgeschlossen werden können. Präbiotika sollen die Anzahl oder Aktivität der Milchsäure- und Bifidobakterien steigern. Zu den Präbiotika zählen Inulin und Oligofruktose. Eine Kombination aus Probiotika und Präbiotika wird auch Synbiotika genannt.

Nur ein Teil der den Probiotika und Präbiotika zugesprochenen gesundheitlichen Wirkungen sind wissenschaftlich gesichert. Die natürliche bzw. optimale Darmflora soll gefördert werden, krankmachende Bakterien werden unterdrückt. Die Darmtätigkeit wird normalisiert es kommt zu weniger Durchfallerkrankungen und Verstopfung. Probiotika und Präbiotika sollen krebsvorbeugend wirken. Tatsächlich wurde eine Senkung der Konzentration gesundheitsschädlicher und krebsfördernder Substanzen im Dickdarm nachgewiesen. Der Darm stellt einen wichtigen Teil unseres Immunsystems dar. Über Probiotika und Präbiotika soll das Immunsystem gestärkt werden und damit weniger Infektionskrankheiten, Allergien und Autoimmunkrankheiten auftreten. Im Darm entstehen nämlich auch IgA-Antikörper, die dann in die Schleimhäute der Atemwege wandern, wo sie die Bindung von Viren und Bakterien an die Zellen verhindern. Untersuchungen zur Infektionsprophylaxe sind allerdings nicht einheitlich. Die Laktoseverdauung wird gefördert. Der Cholesterinspiegel soll gesenkt und die Mineralstoffresorption verbessert werden. Damit wird der Fettstoffwechsel günstig beeinflusst und Osteoporose vorgebeugt.

Probiotika müssen lebend, in ausreichender Zahl und regelmäßig in den Darm gelangen, nur dann können sie positive Wirkungen entfalten. Die Bakterien können sich nämlich nur für eine begrenzte Zeit im Darm halten. Der einmalige oder sporadische Verzehr genügt also nicht. Probiotische Bakterien sind empfindlich gegenüber Hitze. Die Kühlkette der Milchprodukte darf deshalb nicht zu lange unterbrochen werden. Bei empfindlichen Menschen können Präbiotika zu Durchfall führen.

Zur Gesundheitsprophylaxe gehört der Verzehr von natürlichen Produkten mit Probiotika (Sauerkraut, Joghurt, Kefir, Hütten und Parmesankäse, saure Gurken, Kimchi, Brottrunk, Apfelessig, Tempeh, Natto, Sojasauce, Kombucha-Tee). Fermentation ist die älteste und gesündeste Technik, um Essen haltbar zu machen. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel mit Probiotika ist möglich, wobei es kein „Allroundpräparat“ gibt und immer noch heftig wissenschaftlich darüber diskutiert wird, welcher Prozentsatz dieser „künstlichen“ Probiotika tatsächlich nach Zufuhr im Darm hängen bleibt.

Ballaststoffe aus Gemüse und Früchten (z.B. Inulin und Flohsamenschalen) stellen dagegen das natürliche Futter (Präbiotika) für unsere Darmflora dar. Die Darmbakterien helfen uns bei der Verdauung und der Aufnahme der Nährstoffe sowie bei der Instandhaltung der Darmschleimhaut (Barriere, die den Darminhalt vom Rest des Körpers getrennt hält). Sie zerlegen Pflanzenfasern (Ballaststoffe) in kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure (Butyrat), Essigsäure (Acetat) und Propionsäure. Die Darmzellen verwenden diese kurzkettigen Fettsäuren zur Energiegewinnung.

Postbiotika sind bioaktive Verbindungen, die von probiotischen Bakterien während ihres Stoffwechsels produziert oder nach deren Absterben freigesetzt werden. Sie umfassen eine Vielzahl von Substanzen, darunter:

  • Kurzkettige Fettsäuren (SCFA) wie Butyrat, Acetat und Propionat

  • Peptide und Enzyme, die immunmodulierende Effekte haben können

  • Zellwandbestandteile von Bakterien, die das Immunsystem beeinflussen

  • Vitamine und Aminosäuren, die für verschiedene Stoffwechselprozesse wichtig sind

Im Gegensatz zu Probiotika (lebende Mikroorganismen) und Präbiotika (Nahrungsbestandteile, die das Wachstum guter Bakterien fördern) sind Postbiotika nicht lebendig, aber sie haben dennoch positive Effekte auf die Darmgesundheit und das Immunsystem. Sie können beispielsweise Entzündungen reduzieren, die Darmbarriere stärken und das Mikrobiom positiv beeinflussen. Da sie nicht lebendig sind, haben sie Vorteile in der Anwendung: Sie sind stabiler, einfacher zu lagern und bergen weniger Risiko für immungeschwächte Personen.

Zusammenfassung:

Probiotika, Präbiotika und Postbiotika unterstützen die Darmgesundheit auf unterschiedliche Weise:

1. Probiotika – „Die guten Bakterien“

Probiotika sind lebende Mikroorganismen (z. B. Lactobacillus, Bifidobacterium), die, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden, einen gesundheitlichen Nutzen bieten. Sie helfen:

  • Das Gleichgewicht der Darmflora zu unterstützen,
  • Die Verdauung und Nährstoffaufnahme zu verbessern,
  • Das Immunsystem zu stärken,
  • Entzündungen zu reduzieren und
  • Beschwerden wie Durchfall oder Reizdarmsyndrom zu lindern.

Quellen: Joghurt, Kefir, Sauerkraut, Kimchi, Kombucha, fermentierte Lebensmittel.

2. Präbiotika – „Das Futter für die guten Bakterien“

Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe, die als Nahrung für Probiotika dienen: Sie fördern das Wachstum und die Aktivität der guten Darmbakterien. Vorteile:

  • Fördern eine gesunde Darmflora,
  • Unterstützen die Verdauung,
  • Reduzieren Blähungen und Verstopfung und
  • Können das Risiko für chronische Krankheiten senken.

Quellen: Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Bananen, Chicorée, Hafer, Flohsamenschalen.

3. Postbiotika – „Die positiven Stoffwechselprodukte“

Postbiotika sind bioaktive Verbindungen, die durch Probiotika entstehen (z. B. kurzkettige Fettsäuren, Enzyme, Vitamine). Sie wirken:

  • Entzündungshemmend,

  • Immunstärkend und

  • Unterstützend für eine gesunde Darmbarriere.

Quellen: Fermentierte Lebensmittel (Sauerkraut, Kimchi), Produkte mit kurzkettigen Fettsäuren (Essig)

Fazit:

Probiotika bringen gute Bakterien in den Darm.
Präbiotika füttern diese Bakterien.
Postbiotika sind die nützlichen Stoffe, die durch Probiotika entstehen.

Eine Kombination aus allen dreien ist ideal für eine gesunde Verdauung und ein starkes Immunsystem.

Probiotika können bei Infekten helfen, insbesondere bei:

1. Magen-Darm-Infektionen

  • Verkürzen die Dauer von Durchfall (z. B. bei Reisedurchfall oder Antibiotika-assoziiertem Durchfall),
  • Unterstützen die Darmflora nach einer Antibiotika-Therapie,
  • Wirksam gegen Rotavirus-Durchfall bei Kindern.

Empfohlene Stämme: Lactobacillus rhamnosus GG, Saccharomyces boulardii

2. Atemwegsinfektionen (Erkältung, Grippe)

  • Reduzieren die Häufigkeit und Schwere von Erkältungen,
  • Verkürzen die Krankheitsdauer durch Immunstärkung,
  • Fördern die Produktion von Antikörpern.

Empfohlene Stämme: Lactobacillus casei, Lactobacillus plantarum, Bifidobacterium lactis

3. Harnwegsinfekte (Blasenentzündung)

  • Hemmen das Wachstum von E. coli (häufigster Erreger von Blasenentzündungen)
  • Unterstützen die natürliche Schutzbarriere der Harnwege

Empfohlene Stämme: Lactobacillus crispatus, Lactobacillus rhamnosus

4. Infekte durch geschwächtes Immunsystem

  • Regulieren das Immunsystem (z. B. bei Stress oder Antibiotikatherapie),
  • Können das Risiko für Infektionen senken.

Besonders hilfreich für: Ältere Menschen, Kinder, Personen mit chronischen Erkrankungen

Fazit:

Probiotika können das Immunsystem stärken und die Anfälligkeit für Infekte reduzieren. Besonders bei Darm-, Atemwegs- und Harnwegsinfektionen zeigen sie positive Effekte. Die Wirkung hängt aber stark vom richtigen Bakterienstamm und einer regelmäßigen Einnahme ab!

Probiotika, Präbiotika und Postbiotika haben positive Wirkungen auf die Darmflora und sind deshalb zu empfehlen, denn ein gesunder Darm ist eine Bedingung für Gesundheit und Wohlergehen. Die Verträglichkeit kann allerdings individuell sehr unterschiedlich sein. Daneben ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen von Bedeutung.

Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

Literatur:

Aderhold L. Klartext Gesundheit! Ernährung – Bewegung – Entspannung – Denken Die besten Strategien für mehr Gesundheit, Energie und Wohlbefinden. Jena: Vopelius 2024.

 

author: GRR