2012 Kenya Kenya February 2012 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run Victah1111@aol.com www.photorun.NET
Pacemaker im Training für die p.B. und die Psyche – Von Lothar Pöhlitz*
Was in Afrika normal ist, sollte auch für uns hilfreich sein: gemeinsames Training in leistungsstarken Gruppen schon früh.
Das macht schnellere oder auch längere Belastungen in den TE in einer höheren Qualität, aber auch in den Mikro- bzw. Mesozyklen möglich. Eine wesentliche Steigerung des Lerntempos gelingt durch ein solches Team-leistungs-orientiertes Training, gemeinsames Training, am besten in Gruppen gleichstarker.
Eine wichtige Aufgabe für den Trainer besteht in diesem Prozess der Überzeugungsbildung, der Entwicklung des Selbstvertrauens darin, zu vermitteln, dass jede/r schneller kann, seine mögliche Wettkampfleistung in Teilstrecken schon im Training realisierbar ist.
Die „p.B.“ – persönlichen Bestleistungen – müssen schon im Nachwuchs-leistungstraining von Läuferinnen und Läufern schon im Training als Ziel auf Teil-Strecken im Bereich der individuelle Spezialstrecke, aber auch in den Kraftübungen, in den Mittelpunkt des Denkens. Die p.B. sind aber nicht nur für schnellere Laufgeschwindigkeiten, sondern auch für bes-sere Kraftwerte und höhere oder weitere Sprünge die Aufgaben. Inner-halb einer notwendig ansteigenden sportlichen Form soll i h n e n durch ausgewählte spezielle Trainings-Aufgaben – in denen sich im Vergleich z.B. zum Vorjahr ein möglichst deutlicher Leistungsfortschritt zeigt, die neue Stärke bewusst gemacht werden.
Dabei ist zu bedenken das Charakter- bzw. Verhaltenseigenschaften individuell sind, „mitgebracht“, anerzogen oder im mehrjährigen Training und Wettkämpfen erworben werden. Sie unterstützen verstärkt, die Per-sönlichkeitsentwicklung auf dem Weg zum Spitzenathleten.
Für Olympia 2040 sind mentale Stärke, Durchhaltefähigkeit, Selbst-vertrauen, Risikobereitschaft, Leidenschaft, Steigerungs- und Mobili-sationsfähigkeit für den Wettkampf, anspruchsvollere, den Wettkampfan-forderungen nahe Belastungen im Training zu entwickeln. Sie setzen eine bereits entsprechende sportliche Form nach der VP I voraus, erfordern aber die kämpferische Bereitschaft des Sportlers solche Belastungs-aufgaben auch möglichst optimal lösen zu wollen.
Diese Aufgabe ist aber nicht von heute auf morgen, nicht in wenigen TE zu lösen, sondern verlangt eine längerfristige, auch Erziehungsarbeit durch den Trainer. Es setzt voraus, dass sich der Sportler mit vereinbarten Leistungs- und Trainingszielen identifiziert, sich bewusst ist, welche Anstrengungen, welche Trainingsqualitäten, in Kombination mit optimaler Regeneration, Voraussetzungen, zu dieser Wettkampfleistung sind.
Das Renntempo – mit Führungswechsel – im Training
Eine der Möglichkeiten innerhalb von Trainingsgruppen oder in Trai-ningslagern zur Erfüllung von solchen Geschwindigkeitsaufgaben, neuen Trainingsbestzeiten, der jeweils aktuellen Leistungszielge-schwindigkeiten immer längerer Trainingsprogramme, ist der täglich wechselnde Einsatz von Läufern / Läuferinnen der Gruppe als „pacemaker“. Dies hilft nicht nur ihnen die Leistungsfortschritte zu verdeutlichen, sondern auch der Psyche, der Überzeugungsbildung, des Selbstvertrauens und neuer Bereitschaft auf dem Weg zu neuen p.B. in den Wettkämpfen.
Traineraufgabe ist deshalb die bevorstehenden Aufträge klar, präzise und mit den gewünschten Anforderungen verbunden konkret zu formu-lieren: was soll wann, wie oft, mit welcher Streckenlänge, welcher Ge-schwindigkeit und welchen Pausen realisiert werden. Ziel sollte ein gleichmäßiger Lauf-Rhythmus mit geringen Abweichungen (0,5 – 1 Se-kunde pro 400m) vom Ziel-Tempo sein.
Tempomacher, Partner- oder Gruppentraining haben den Vorteil das man mal träumen kann, einfach nur mitschwimmt, anstatt ständig selbst das Tempo puschen zu műssen, was der Hauptgrund fűr’s pacemaking ist. Am Ende sollen alle „noch einen Schuß im Spurt“ frei haben, auf den letzten 130m die Mittelstreckler und 280m die Langstreckler. Das Prinzip fordern ohne zu zerstören, hilft allen auch im Training.
Eine Vorbereitung auf spätere Wettkampfhöhepunkte und auf die angestrebte persönliche Jahres-Bestleistung, verlangt eine bewusste, gezielte Entwicklung auch der psychischen Wettkampfeigenschaften in angekündigten Trainingseinheiten in der VP II, die den Wettkampfan-forderungen nahekommen. Sie schaffen Überzeugungen und bekämpfen die Angst. Dazu zählt bereits die möglichst gute physische und psychische Vorbereitung der Sportler auf solche Trainingseinheiten.
Die hohe Konzentration vom ersten Lauf an und eine hohe Bereitschaft die Auf-gabe „Renntempo“ gleichmäßig gut erfüllen zu wollen. Darin eingeschlos-sen ist zum Ende der TE, wie beim Wettkampf, noch einmal letzte Reser-ven zu mobilisieren. Dafür gibt´s Motivations-Trainer.
Nur wenn der Sportler davon überzeugt ist, dass sein Training ihn auch zur geplanten Wettkampfleistung befähigt, wird sich in seinem Wettkampfverhalten auch die Leidenschaft, die Kampfbereitschaft um diese Leistung zeigen und er wird sich nicht mehr ganz hinten einreihen wenn es losgeht.
Lothar Pöhlitz
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*© Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / Trainer, Cheftrainer / Nachwuchs-Verbandstrainer / 1971 – 1979 Leiter des Wissen-schaftlichen Zentrums für Lauf – Trainingsmethodik der DDR / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Mittelstrecke – Langstrecke – Marathon / 3x Olympiatrainer für Deutschland – 1984 in Los Angeles, 1988 in Seoul und 1996 in Atlanta