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Geschlecht und Fairness – Testosteron- und andere Klassen – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Aber in die Richtung ging es schon bei der Bitte um eine Reaktion auf die Nachricht vom Leichtathletik-Weltverband IAAF, dass er das höchste Schiedsgericht des Sports, den Cas, wieder mit der Frage des Hyperandrogenismus beschäftigen wolle. 2011 hatte die IAAF eine unwürdige Diskussion über den Sieg der 19-jährigen sowie in Caster Semenyas Disziplin, dem 800-Meter-Lauf.
Sie stellen aber auch fest, dass etwa im Sprint diese medizinische Kondition keine Vorteile, womöglich sogar Nachteile, bringt. bei der WM 2009 von Berlin und ihren Grad von Weiblichkeit und Männlichkeit zu Ende bringen wollen, indem sie Frauen mit „männlichen“ Testosteronwerten ausschloss. Zum Angebot
Der Grenzwert von 10 Nanomol (pro Liter Blut) hielt der Überprüfung durch den Cas nicht stand, als die indische Sprinterin Dutee Chand klagte – ihr Verband hatte sie unter Berufung auf die Regel aus der Mannschaft geworfen. Zwei Jahre Zeit bekam die IAAF, Argumente zu finden. Unglücklicherweise kündigte sie die Untersuchung, deren Ergebnisse nun veröffentlicht sind, unter der Schlagzeile an: „Levelling the playing Field in Female Sport.“
Dies ist der falsche Zungenschlag, denn die Formulierung vom Ebnen des Spielfelds, vom Angleichen der Bedingungen, wird meist im Zusammenhang mit Doping-Bekämpfung benutzt. Das erklärt Semenyas unwirsche Reaktion. Die Wissenschaftler stellen fest, dass hohe Testosteronwerte positive Auswirkungen auf die Leistung in Hammerwurf, Stabhochsprung und 400-Meter-Lauf haben sowie in Caster Semenyas Disziplin, dem 800-Meter-Lauf. Sie stellen aber auch fest, dass etwa im Sprint diese medizinische Kondition keine Vorteile, womöglich sogar Nachteile, bringt.
Caster Semenya hat nach einem Tief ihre Karriere fortgesetzt, ist durch die Disqualifikation einer Russin bei den Spielen von London und ihren Sieg von Rio Doppel-Olympiasiegerin und erweckt stets den Eindruck, dass sie um des lieben Friedens willens ihre Stärke gar nicht ausspielt. Längst ist sie ein Symbol geworden für die Uneindeutigkeit in Gender-Fragen; es gibt eben mehr als zwei Geschlechter. Soll sie für absolute Fairness, analog zu den Gewichtsklassen der Kampfsportarten, eine Testosteron-Einteilung in Kategorien fordern?
Und, wenn man schon dabei ist, über Gewicht und Hormone hinaus vielleicht auch noch Klassen für Sprint- und Ausdauer-Muskulatur, lange und kurze Arme und Beine, für den Intelligenzquotienten und die Sauerstoffaufnahme? Größtmögliche Ausdifferenzierung würde schon gar nicht zu gleichen Bedingungen führen.
Zumal Talent, das weiß jeder, absolut unfair verteilt ist.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 11. Juli 2017
Autor: Michael Reinsch, Korrespondent für Sport in Berlin.