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15
08
2023

Dr. Dr. Lutz Aderhold - Foto: privat

Läuferverletzungen und -beschwerden im Bereich Sprunggelenk und Fuß – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

By GRR 0

Fersensporn

Man unterscheidet zwischen dem hinteren (dorsalen) Fersensporn (auch Haglund-Exostose oder Haglund-Ferse) als Reaktion des Knochens am Achillessehnenansatz am Fersenbein und dem unteren (plantaren) Fersensporn am Ursprung der Fußsohlensehne (Plantaraponeurose). Die Haglund-Ferse betrifft vornehmlich Menschen mit einem Hohlfuß.

Durch erhöhten Zug der Sehnen und permanenten lokalen Druck (schlecht geformte Schuhe) – meist kombiniert mit einer Fehlstatik – kommt es zu Entzündungen, zunächst des Schleimbeutels (Bursitis), dann auch des umgebenden Gewebes. Gleichzeitig kann sich auch eine Achillestendinopathie entwickeln. Es treten knöcherne Anbauten im Bereich der Sehnenansätze auf. Die eigentliche Schmerzursache ist meist nicht der Knochenvorsprung, sondern die Insertionstendinose. Die möglichen Ursachen müssen von Systemerkrankungen (rheumatoide Arthritis, Reiter-Krankheit, Morbus Bechterew, Diabetes mellitus, Osteoporose, Adipositas) abgegrenzt werden. Differenzialdiagnostisch ist auch die Mortonsche Neuralgie und das Tarsaltunnelsyndrom denkbar.

Therapie

Die Behandlung des Fersensporns ist vorzugsweise konservativ. Bewährt hat sich eine Stufentherapie, an deren Beginn eine gewissenhaft durchgeführte Dehngymnastik der Waden- und Fußmuskulatur steht sowie Querfriktionen ausgeführt werden. Bei der Haglund-Ferse ist an eine Schuhzurichtung mit Aussparung in der Fersenkappe zu denken. Grundlegend ist auch die Versorgung mit Schuheinlagen, wobei meist die überlastete mediale Wölbung mit Weichbettung abgestützt wird und gegebenenfalls die Ferse ausgespart bleibt.

In der ersten Phase sind auch die physikalische Therapie (Eis, Ultraschall), Akupunktur, die Gabe von Antiphlogistika und die zurückhaltend anzuwendende Steroidinjektion in Kombination mit Lokalanästhetika hilfreich. In der zweiten Phase kommt die Stoßwellenbehandlung zum Einsatz, deren positive Wirkung in Studien nachgewiesen wurde. Der Erfolg stellt sich in der Regel nach drei bis vier Behandlungen innerhalb eines Monats ein. Als dritte Phase kann die Röntgenreizbestrahlung eingesetzt werden, von der auch gute Ergebnisse berichtet wurden. Bei Einsatz des gesamten konservativen Behandlungsspektrums beträgt die Erfolgsrate 80–90 %.

Bei anhaltenden Beschwerden besteht die Indikation zur operativen Behandlung. Neben der Abtragung des Sporns hat sich beim plantaren Fersensporn zunehmend die Einkerbung der Plantaraponeurose bewährt. Dieser schließt sich eine entsprechende Rehabilitationsphase an.

Der entfernte Fersensporn wird erneut auftreten, wenn die Ursachen (Verkürzung der Muskulatur, Laufstil und Schuhe, Trainingsbelastung) nicht beseitigt werden (Vounatsos 2015).

Sprunggelenkdistorsion (Bänderzerrung)

Die Sprunggelenkverstauchung ist eine der wenigen akuten Verletzungen des Läufers. Beim Umknicken in Richtung der Fußaußenkante kommt es zu einer Kapselzerrung und Überdehnung der Außenbänder des Knöchels. Es treten Gefäß- und Gewebszerreißungen auf. In der Folge kommt es zu Schwellung und Bluterguss im Bereich des Außenknöchels. Auf Druck und bei Dehnung mit passiver Supination des Fußes lassen sich Schmerzen auslösen.

Es gibt auch die Knöchelverstauchung nach innen, die allerdings sehr viel seltener vorkommt.

Jede Distorsion, bei welcher der Bewegungsumfang des oberen Sprunggelenks überschritten wird, führt zu einer Schädigung der stabilisierenden Gewebe.

Diagnostisch müssen in erster Linie Bänderrisse und Frakturen ausgeschlossen werden (Röntgen, CT, MRT).

Therapie

Die Behandlung der akuten Verletzung erfolgt nach der Pech-Regel (s.u.) sowie je nach Grad der Verletzung (GOTS Expertenmeeting Sprunggelenksinstabilität 2012; Engelhardt u. Doyscher 2017).

Sie sollten die sportliche Tätigkeit sofort unterbrechen, den Bereich kühlen, einen Kompressionsverband anlegen und den Fuß hoch lagern.

Ob gegebenenfalls eine Schienung des Fußes erforderlich ist, muss der Arzt entscheiden. Unterstützend können Retterspitz-Umschläge und Antiphlogistika eingesetzt werden.

Mit sportlicher Betätigung sollten Sie erst wieder bei völliger Schmerzfreiheit beginnen. In der ersten Zeit kann ein Tape-Verband oder eine Bandage hilfreich sein. Anhaltende Schmerzen im Sprunggelenk nach einer Distorsion können durch unvollständige Rehabilitation, Verletzungen im Gelenk mit Knorpelschaden, freie Gelenkkörper und Arthrose bedingt sein. Eine Koordinationsschulung (Wackelbrett) und die Kräftigung der Muskulatur wirken prophylaktisch (Taube 2012). Übungen auf dem Wackelbrett entwickeln die kleinen Fußmuskeln, das Balancegefühl sowie die Reaktionsschnelligkeit. Auch die Schuhauswahl sollte kritisch überprüft werden. Ergänzend kann auch Flossing eingesetzt werden.

Bänderriss im Sprunggelenk

Bei einem heftigen Umknicken in Richtung der Fußaußenkante (Inversions-Supinations-Trauma) werden die drei Außenbänder des Knöchels überdehnt und können einreißen. Auch das umgebende Bindegewebe und die Gefäße werden dabei geschädigt. Am häufigsten betroffen ist das vordere Band zwischen Waden- und Sprungbein. Am zweithäufigsten tritt eine kombinierte Verletzung mit den beiden anderen Bändern (mittleres Band zwischen Wadenbein und Fersenbein und hinteres Band zwischen Wadenbein und Sprungbein) auf. Selten kommt es zu einer isolierten Verletzung des mittleren Bandes, das hintere Band ist so gut wie nie einzeln betroffen. Beim Umknicken nach innen mit Außendrehung der Fußsohle (Pronationstrauma) kann das Innenband (Lig. deltoideum) verletzt werden. Dieses Band verbindet als dreieckförmige Platte den Innenknöchel mit dem Sprungbein und dem Fersenbein. In den meisten Fällen kommt es zu einem inkompletten Einriss. Bei einer gewaltsamen Außendrehung des Vorfußes bei gleichzeitigem Umknicken der Ferse nach innen ist ein Einriss der Syndesmose, einer straffen Bandverbindung zwischen Schien- und Wadenbein, möglich. Es kommt zu Schwellung und Bluterguss mit Schmerzen auf Druck und Bewegung im Bereich des Sprunggelenks.

Therapie

Als erste Behandlung sollten Sie die Sofortmaßnahmen nach der Pech-Regel vornehmen, nämlich Unterbrechung der sportlichen Betätigung, Kühlung, Anlegen eines Kompressionsverbandes und Hochlagerung des Fußes. Durch klinische und röntgenologische Untersuchung müssen andere Verletzungen wie Frakturen, Syndesmosenverletzungen und Bänderdehnungen ausgeschlossen werden. Typischerweise lässt sich mit einer gehaltenen Röntgenaufnahme durch die aufklappende Knöchelgabel die Bandruptur nachweisen. Bandverletzungen des oberen Sprunggelenks sollten nicht vernachlässigt werden, da nur eine korrekte Behandlung die vollständige Wiederherstellung gewährleistet. Die Behandlung erfolgt nach der Basler-OSG-Distorsionsgraduierung (Grad I-IV), GOTS Expertenmeeting Sprunggelenksinstabilität 2012; Engelhardt u. Doyscher 2017).

Ergänzend können Antiphlogistika und Enzyme eingesetzt werden. Danach sollte Physiotherapie mit Kräftigungs- und Koordinationsübungen folgen. Bei einer Gelenkinstabilität muss eine Operation mit anschließender Ruhigstellung (ca. sechs Wochen) erwogen werden.

Sportliche Aktivitäten sollten Sie erst wieder aufnehmen, wenn keine Schmerzen mehr bestehen und ein normaler Bewegungsablauf möglich ist. Je nach Grad der Verletzung kann eine vier- bis zwölfwöchige Trainingspause erforderlich sein.

Alternatives Training sollte mit dem Arzt abgestimmt werden. In der ersten Zeit des Lauftrainings sollte ein Tape-Verband oder eine Bandage zur Stützung angelegt werden.

Laufen! Vom Einsteiger bis zum Ultraläufer – Lutz Aderhold – Mit Beiträgen von Stefan Weigelt – ELSEVIER Verlag

Fußdeformitäten

Ein normal geformter Fuß erfüllt in aller Regel problemlos seine Funktion im Rahmen des Sports. Die komplexe Fußarchitektur muss unser gesamtes Körpergewicht tragen. Hieran sind 28 Knochen, 19 Muskeln und an die 100 Bandverbindungen beteiligt. Der Fuß hat eine doppelte Gewölbekonstruktion. Das Längsgewölbe, zu erkennen beim Blick auf die innere Seite des Fußes, beginnt hinter der Großzehe und reicht bis zur Ferseninnenseite. Das Quergewölbe wird von der Fußsohlenfettschicht ausgefüllt und ist daher von vorn kaum zu erkennen. Sehr häufig findet sich eine Abflachung der Fußgewölbe. Bei einer Abflachung des Längsgewölbes spricht man von einem Senkfuß, ist das Quergewölbe abgeflacht liegt ein Spreizfuß vor.

Spreizfuß

Die Funktion des Quergewölbes des Vorfußes besteht in einer elastischen Unterstützung. Während der Stütz- und Abdruckphase beugen sich die mittleren Mittelfußknochen und die Zehen nach unten. Beim Spreizfuß (Pes planotransversus) ist das Quergewölbe abgeflacht, insbesondere das 2. und 3. Mittelfußköpfchen werden stärker belastet und neigen zu einer Entzündungsreaktion. In der Folge kann es zur Ausbildung von Hammerzehen und eines Hallux valgus kommen. Als Ursachen kommen eine Überlastung durch ständiges Laufen auf harten und unebenen Strecken, schlecht angepasste Laufschuhe und eine angeborene Bindegewebsschwäche in Betracht. Es treten Schmerzen unter Belastung und beim Abtasten im Bereich des Fußballens auf. Meist liegen Schwielen im Bereich der Mittelfußköpfchen vor. Außerdem kann es zu Hühneraugen und einem Taubheitsgefühl kommen. Röntgenologisch muss eine Stressfraktur ausgeschlossen werden.

Durch Druck der Mittelfußknochen auf die Nerven kann es zu einer Verdickung (Neurom) und Entzündung des Nervs kommen (Mortonsche Neuralgie). Es treten Schmerzen im Bereich des Fußballens und Taubheit der Zehen (vor allem 3. und 4. Zehe) bei Belastung auf.

Therapie

Im akuten Stadium helfen kühlende Umschläge und Eismassagen. Der Arzt kann entzündungshemmende Medikamente (Antiphlogistika) verordnen. Ausgetretene Schuhe sollten ausgemustert werden. Das abgeflachte Quergewölbe muss durch eine Einlage aufgerichtet werden. Auch eine gute Fußpflege mit Bädern, Hornhautentfernung und Salben ist wichtig. Barfußgehen und gezieltes Training – z. B. durch Greifübungen mit den Zehen – stärken die Fußmuskeln und damit das Quergewölbe.

Eine Neuralgie kann mit Neuraltherapie (Lokalanästhesie mit Kortikoiden) behandelt werden. Ein Neurom muss bei anhaltenden Beschwerden ggf. chirurgisch entfernt werden.

Senk- und Plattfuß

Störungen der Gewölbestruktur des Fußes können zu erheblichen Beschwerden führen. Bei einer Abflachung des Längsgewölbes spricht man von einem Senkfuß. Die Fußstatik ist durch die Überpronation gestört. Bei einem sehr flachen Längsgewölbe kann der Fußinnenrand tiefer liegen als der Fußaußenrand, weshalb eine Außenrotation der Mittelfußknochen und Zehen resultieren. Beim Plattfuß (Pes planus) ist zusätzlich auch das Quergewölbe abgeflacht. Es kommt zu einem erhöhten Druck auf alle Fußgelenke und einer starken Spannung der Plantaraponeurose. Von einem Knickfuß spricht man, wenn eine Hyperpronation im unteren Sprunggelenk vorliegt. Als Ursachen kommen statische Überlastungen durch lange Läufe, Übergewicht, eine konstitutionelle Bindegewebsschwäche und schlechtes Schuhmaterial in Betracht.

Oft bestehen überhaupt keine Probleme. Möglich sind ein Müdigkeitsgefühl in den Füßen sowie Ruhe- und Belastungsschmerzen in den Mittel- und Vorfußgelenken. Nach längeren Läufen kann es aufgrund der veränderten Statik auch zu Schmerzen im Hüft-, Knie- und Sprunggelenk kommen. Im Bereich hoch belasteter Stellen der Fußsohle treten Hornhautschwielen auf. Läufer mit Plattfüßen neigen zur Überpronation. Der Fuß ist zu beweglich, was zu Instabilitätsproblemen wie Sehnenentzündung, Plantarfasziitis und Kniebeschwerden führen kann. Ein Anzeichen für eine Gewölbesenkung ist die Größenveränderung der Schuhe. Wenn Sie beim nächsten Schuhkauf eine Nummer größer benötigen, liegt das nicht daran, dass die Füße gewachsen sind, sondern dass sich das Gewölbe abgeflacht hat.

Therapie

Bei akuten Beschwerden helfen kühlende Umschläge und Eismassagen. Ausgetretene und abgelaufene Schuhe sollten ausgemustert werden. Das abgeflachte Längsgewölbe muss durch eine Einlage aufgerichtet werden (Pronationsstütze). Beim Plattfuß ist zusätzlich eine Quergewölbestütze notwendig. Auch eine gute Fußpflege mit Bädern, Hornhautentfernung und Salben ist wichtig. Regelmäßige Fußgymnastik und Dehnübungen stärken die Fußmuskeln und damit auch die Fußgewölbe. Zusätzlich sollten Sie ein Beweglichkeitstraining und Dehnungsübungen der Sprunggelenke und Wadenmuskeln durchführen.

Hohlfuß

Der Hohlfuß (Pes cavus) ist eine angeborene Fußdeformität mit einem sehr hohen Längsgewölbe. Die Beweglichkeit und Elastizität aller Fußgelenke sind eingeschränkt. Dadurch wird die Belastung für den Unterschenkel, das Knie- und das Hüftgelenk größer. Durch die reduzierte tragende Sohlenfläche kommt es zu lokalen Druckspitzen. Auch die Plantaraponeurose ist stark angespannt. Ein Hohlfuß begünstigt auch die Entstehung eines Fersensporns.

Bei längeren Läufen treten Schmerzen im gesamten Fuß, insbesondere am Fußaußenrand, auf. Es bilden sich Hornhautschwielen am Fußaußenrand. In der Folge kann es zur Ausbildung von Hammerzehen kommen.

Therapie

Bei akuten Schmerzen helfen kühlende Umschläge und Eismassagen. Der Arzt kann entzündungshemmende Medikamente (Antiphlogistika) verordnen. Bei stärkeren Beschwerden muss eine Laufpause eingelegt werden. Alternatives Training (Aqua-Jogging und Radfahren) ist meist möglich. Die Laufschuhe sollten individuell angepasst werden (Schuhe mit guter Dämpfung). Auch eine gute Fußpflege mit Bädern, Hornhautentfernung und Salben ist wichtig. Regelmäßig sollten Fußgymnastik und Dehnübungen durchgeführt werden, bei Beschwerden ist auch Physiotherapie angezeigt. Mit diesen Maßnahmen kann die Flexibilität verbessert werden. Insgesamt ist dieser Fußtyp wegen der mangelnden Beweglichkeit am schwierigsten zu behandeln.

Hallux valgus

Als Folge einer Kombination von Senk- und Spreizfuß tritt häufig eine schiefe Großzehe, der Hallux valgus, auf. Ursachen sind eine übermäßige mechanische Beanspruchung durch langes Stehen oder starke Beanspruchung durch Laufen auf dem Vorfuß und spitz zulaufende Schuhe mit hohen Absätzen. Die letztere Ursache erklärt, warum doppelt so viele Frauen wie Männer von einem Hallux valgus betroffen sind. Als Ursache kommen auch eine angeborene Bindegewebsschwäche und die rheumatische Polyarthritis in Betracht.

Wenn die Großzehe zum Fußaußenrand abweicht, ändert sich das Abrollverhalten. Der erste Mittelfußknochen am inneren Rand des Fußes wird stark belastet und baut zusätzliche Knochenmasse auf (Exostose). Über dem Knochen bildet sich zur Polsterung ein Schleimbeutel, der häufig durch mechanische Belastung überbeansprucht wird und sich dann entzündet. Es entstehen die typischen Entzündungszeichen Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerz und Funktionseinschränkung. Es kann zu Schonhaltungen mit Hühneraugen und Blasen- bzw. Schwielenbildung kommen. Durch die Gelenkschiefstellung tritt zunehmend eine Bewegungseinschränkung ein. Am Ende steht eine Arthrose des Großzehengrundgelenks.

Therapie

Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten. Am effektivsten ist es, wenn der Spreizfuß frühzeitig erkannt wird und Einlegesohlen individuell angepasst werden. Fußgymnastik und regelmäßiges Barfußgehen kräftigen die Muskulatur und stabilisieren so das Fußgewölbe.

Hat sich bereits ein Knochenvorsprung (Exostose) gebildet, kann durch eine Abpolsterung der Druck vom Knochenvorsprung genommen werden. Bei schmerzhaften Schleimbeutelreizungen können auch Salbenverbände und lokale Infiltrationen die Beschwerden lindern. Die Beweglichkeit im Großzehengrundgelenk sollte durch passive Bewegungen in alle Richtungen erhalten werden. Außerdem können Nachtschienen die Stellung korrigieren. Durch Taping kann derselbe Effekt erzielt werden. Achten Sie beim Schuhkauf auf ausreichenden Platz im Vorfußraum, damit die Großzehe nicht in die schiefe Position gedrängt wird.

Die weitergehende Therapie wird in Abhängigkeit vom klinischen und radiologischen Befund festgelegt. Die operative Behandlung ist häufig dann angezeigt, wenn die Großzehe in Ruhe über oder unter der zweiten Zehe steht. Dies führt beim Gehen und Laufen zu Druck- und Scheuerstellen sowie zu Hühneraugen. Je nach Beweglichkeit und Arthrosegrad im Grundgelenk werden verschiedene Operationstechniken verwendet. Nach der Operation ist eine längere Ruhigstellung mit Laufverbot notwendig. 9–12 Wochen nach der Operation kann meist mit leichtem Lauftraining begonnen werden. Die Prognose nach Hallux-valgus-Operationen ist insgesamt gut.

Hammer- und Krallenzehen

Die Beugung der Zehen im Grundgelenk führt zu einer Hammerzehenform. Bei einer Überstreckung im Zehengrundgelenk spricht man von einer Krallenzehe. Als Ursachen kommen ein muskuläres Ungleichgewicht, eine Verkürzung der Zehenbeuger und zu kleine Schuhe in Betracht. Auch die Insuffizienz des vorderen Quergewölbes spielt eine Rolle. In der frühen Phase ist die Deformität noch passiv korrigierbar, mit der Zeit entsteht jedoch eine fixierte Fehlstellung. Es treten Hühneraugen, Druckstellen und Hornhautschwielen über den Zehenmittelgelenken auf.

Therapie

Zur Behandlung bieten sich eine Abpolsterung der vorstehenden Stellen, physikalische Maßnahmen (Kälte) und entzündungshemmende Medikamente an. Die Hornhautschwielen können abgetragen werden. Außerdem sollte Zehengymnastik und Barfußtraining durchgeführt werden. Bei passiv ausgleichbarer Fehlstellung eignen sich auch Zügelverbände und Nachtschienen. Bei der Schuhauswahl sollte auf einen weiten Vorfußbereich mit ausreichender Flexionsmöglichkeit geachtet werden. Bei Abflachung des Quergewölbes kann eine Einlage notwendig sein. Lässt sich die Fehlstellung mit diesen Maßnahmen nicht in Griff bekommen und bestehen die Beschwerden weiter, muss eine Operation in Erwägung gezogen werden.

Hallux rigidus

Nach wiederholten geringfügigen Verletzungen der Gelenkfläche des Großzehengrundgelenks kann es zu einer Arthrose des Großzehengrundgelenks (Hallux rigidus) kommen. Prädisponierend sind ein Spreizfuß und Laufen auf dem Vorfuß. Die Schädigung des Gelenkknorpels des Großzehengrundgelenks führt zu einer Arthrose mit eingeschränkter Beweglichkeit. Die fehlende Streckung (Dorsalflexion) zwingt den Läufer kompensatorisch über den Fußaußenrand abzurollen, was wieder Verletzungen in anderen Bereichen zur Folge haben kann.

Unter Belastung treten Schmerzen im Bereich der Großzehe auf. Die Streckung (Dorsalflexion) im Großzehengrundgelenk ist eingeschränkt. Es kommt zu Schwellung und Druckschmerz über dem Gelenkbereich. Im Röntgenbild ist der Gelenkspalt verschmälert und es zeigen sich knöcherne Anbauten (Osteophyten) in Gelenknähe. Differenzialdiagnostisch muss eine Gicht ausgeschlossen werden.

Therapie

Zur akuten Beschwerdelinderung werden physikalische Maßnahmen (Kälte, Wärme, Ultraschall), und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Die Schuhe sollten optimiert und eine Einlage evtl. mit Aussparung angefertigt werden. Bei fortbestehenden Beschwerden kann auch eine Einsteifung über eine Einlage versucht werden. Die operative Einsteifung des Gelenks führt zwar meist zur Beschwerdefreiheit, ist aber funktionell für den Läufer nicht immer befriedigend. Es gibt für diese Erkrankung bisher keine verlässlich wirksame Behandlung. Starke Belastungen, insbesondere durch hohe Laufumfänge, sollten vermieden und auf ausreichende Regenerationszeiten geachtet werden.

Entzündung der Fußsohlensehnenplatte (plantare Fasziitis)

Die Plantaraponeurose, eine derbe Bindegewebsfaszie, die am Fersenbein ansetzt und über die Fußsohle zu den Zehengrundgelenken verläuft, umspannt das Fußlängsgewölbe und unterstützt die Stabilisierung des Vorfußes bei der Abdruckphase. Sie überträgt und verteilt die Wadenkraft auf den Vorfuß (insbesondere die Großzehe) und verstärkt die Hebelwirkung vom Großzehenballen. Die Abflachung des Gewölbes (Senk- und Plattfuß) führt zu einer vermehrten Zugbelastung. Meist durch Überlastung bedingt, auch infolge von Überpronation, treten Schmerzen hauptsächlich im Einstrahlungsbereich innen an der Ferse auf. Auch beim Hohlfuß und der Achillessehnenverkürzung können die Beschwerden auftreten. Ganz typisch ist ein heftiger Schmerz bei den ersten Schritten morgens nach dem Aufstehen.

Die vermehrte Beanspruchung im Sport kann Mikroläsionen induzieren, die zu degenerativen Veränderungen der Sehnen der Fußsohle führen. Ein charakteristisches Zeichen ist die Verdickung der Fußsohlensehne. Die Schmerzen können während des Trainings durch Dehnung der Fußsohle abnehmen und sich dann in Ruhe wieder verschlimmern. Die Beschwerden sind häufig so stark, dass ein geregeltes Training über Wochen, manchmal auch Monate, nicht durchgeführt werden kann. Der Langstreckenlauf ist die mit Abstand am häufigsten betroffene Sportart.

Die gängigen Tests für die Diagnose sind: Stehen und Wippen im Zehenstand, Hochziehen der Zehen und Druck mit dem Finger an der Innenseite der Fußsohle etwa daumenbreit vor dem Knochen der Ferse (Vounatsos 2010). Neben der klinischen Untersuchung kann zum Ausschluss eines Teilrisses der Sehne eineSonografie und Kernspintomografie (MRT) erforderlich sein (Mohseni-Bandpei et al. 2014; Draghi et al. 2017). Abzugrenzen ist auch ein Fersensporn. Bis zu 50 % der Patienten mit einer Entzündung der Fußsehne (Fasciitis plantaris) haben auch einen Fersensporn.

Abzugrenzen ist auch ein Schmerzsyndrom des Fersenfettpolsters, das aus elastischem Fettgewebe in einer bindegewebigen Faszie besteht. Landungen auf der Ferse bei hartem Untergrund können zur Zerrreißung des Bindegewebes und zum Herausdrücken des Fettgewebes führen. Die Schutzwirkung nimmt dadurch ab und die Haut wird bei Belastung schmerzempfindlicher. Beim Laufen kommt es dann zu diffusen Beschwerden unter der Fersensohle. Die Behandlung besteht in der Versorgung mit individuellen Einlagen. Auch an das Einklemmen von Nerven muss differenzialdiagnostisch gedacht werden.

Beim Tarsaltunnelsyndrom eine Schädigung des N. tibialis am Innenknöchel vor. Der Nerv versorgt sensibel den plantaren Vorfuß und motorisch die Muskulatur der Fußsohle und die Zehenbeuger. Es kommt zu Parästhesien (Missempfindungen) und brennenden Schmerzen an der Innenseite des Knöchels mit Ausstrahlung in die Ferse, den Fußinnenrand und die Fußsohle. Im späteren Verlauf kann es auch zu Bewegungseinschränkungen, insbesondere der Zehen, kommen. Bei Läufern wird diese Problematik als Jogger`s Foot bezeichnet (Antoniadis u. Scheglmann 2008).

Therapie

Die Therapie der plantaren Fasziitis ist zunächst immer konservativ. In der akuten Phase lindern Sie mit Entlastung und Kälte die Schmerzen.

Die Behandlung erfolgt konservativ mit Einlagenversorgung und Schuhoptimierung. Die Einlagen sollen eine Fußfehlstellung korrigieren und einen Fersensporn entlasten. Einlagen müssen von orthopädischen Schuhmachern hergestellt und individuell angepasst werden. Weiche Schuhe verschlimmern meist die Beschwerden. Alltagsschuhe sollten deshalb eine stabile Sohle haben.

Auch die Stoßwellentherapie zeigt günstige Ergebnisse (Schmitz et al. 2013; Sun et al. 2017). Physiotherapie mit Querfriktion, Eis, Ultraschall sowie funktionelle Kräftigung und Dehnung haben sich bewährt (Diaz Lopes u. Guzman Carrasco 2014; Akinoglu et al. 2017, Mischke et al. 2017). Die Dehnübungen sollten sowohl die Plantarfaszie als auch die Achillessehne einbeziehen und als exzentrisches Krafttraining an einer Stufe durchgeführt werden. Dieses Training sollte über 12 Wochen täglich mit dreimal 15 Wiederholungen pro Bein durchgeführt werden. Die pathologisch gesteigerte Durchblutung normalisiert sich dadurch wieder, was die Schmerzen reduziert. Fußgewölbemassagen können Sie selbst mit einem Tennisball oder Igelball bzw. einer gekühlten Getränkedose ausführen.

Gelegentlich können auch neuraltherapeutische Infiltrationen (Lokalanästhetika mit Steroiden) am Sehnenansatz Linderung verschaffen (Ang 2015), allerdings werden diese Maßnahmen zunehmend kritisch beurteilt (Engelhardt u. Mauch 2017). Ergänzende Maßnahmen sind die Gabe von Antiphlogistika, Enzymen, Akupunktur, pneumatische Bandagen, Tapen, Flossing, Ultraschallbehandlung und Behandlung mit pulsierendem kalten Rotlicht (Repuls). Eine relativ neue Therapie ist die lokale Injektion von Botulinus-Toxin. Auch die Strahlentherapie wird als Ultima Ratio erfolgreich eingesetzt. Die konsequente Reduzierung oder ein längeres Aussetzen des Trainings ist meist nicht zu umgehen. Als Alternative bietet sich Aqua-Jogging an. Radfahren führt häufig zur weiteren Reizung.

Wenn die Beschwerden über 6–12 Monate anhalten, muss auch an eine operative Therapie gedacht werden).

Vorbeugung

Zur Prävention stehen auch bei der plantaren Fasziitis das exzentrische Krafttraining, Dehnen und Kräftigen, sowie die Erkennung von Fußfehlstellungen mit Korrektur durch Einlagen an erster Stelle.

Weitere Hinweise und das Literaturverzeichnis finden Sie in:

Aderhold L, Weigelt S. Laufen! Vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. München: Elsevier 2018.

Dr. Dr. med. Lutz Aderhold

author: GRR