Blog
08
10
2017

Der LT Bernd Hübner versammelt sich vor dem Schloß ©Monika Hübner

Zwischen dem goldglänzenden Engel und der tagträumenden Eule – Impressionen vom 10. Great 10 Berlin von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Der Tag heute beginnt mit nachlassendem Regen am Morgen. Ich fahre mit dem Fahrrad zu meinem nun schon fünften Acics – nein seit letztem Jahr Great 10 – Lauf.

Mein Weg führt allerdings durch die Wälder im Berliner Norden. Die Ausmaße des Sturm Xavier sind selbst an den Autostraßen noch sichtbar. Gut, dass die Sägerserie I im Hermsdorfer Forst gestern vom Veranstalter abgesagt wurde.

An einigen Stellen trete ich schneller in die Pedale, da hängen große Äste lose in den Bäumen. Oder ganze Bäume stehen nicht mehr gerade, sondern ziemlich bedenklich windschief.

Dann kommt am Schloss Charlottenburg sogar die Sonne zum Vorschein. Fototreff mit dem Lauftreff Bernd Hübner im besten Sonnenschein.

7000 Läufer*innen starten um 12 Uhr vor dem Schloss zum schnellen Sightseeinglauf durch Charlottenburg. Wir laufen auf die Siegessäule zu, im Berliner Volksmund Goldelse genannt, strahlt die Viktoria – einst römische Siegesgöttin – heute besonders golden auf die Läufer*innen herab vor strahlend blauen Herbsthimmel.

Errichtet wurde sie nach dem Sieg der Preußen über die Dänen im Jahr 1864. Ist unsere Welt heute friedlicher? Gerade hat mich ein Läufer überholt, der das – nun schon so oft getragene – #FREE DENIZ T-Shirt lobt und mich als die Schreiberin der GRR-Artikel erkannt hat.

Da schwirren sie wieder, die Laufgedanken: Die türkische Staatsanwaltschaft fordert 15 Jahre Haft für den Berliner Menschenrechtsaktivisten Peter Steudtner, er sitzt im gleichen Gefängnis wie Deniz Yücel.

Die evangelische Gethsemanegemeinde im Prenzlauer Berg, in der Peter Steundtner zu Hause ist, bittet jeden Abend um 18 Uhr in einer Andacht für ihn. Möge das helfen! Danke, Viktoria, für diese Laufgedanken!

Dann bin schon im Zoo und halte Ausschau nach den Tieren, das Nashorn steht – wie jedes Jahr – gelangweilt auf seinem Sandplatz, in diesem Jahr entdecke ich einen wunderschönen schwarzen Panther, zum Glück kann er nur in seinen Käfig hin und her laufen, nimmt er die vielen Läufer*innen war, würde er gern in Freiheit uns hinterherlaufen?

Und dann sitzt auf einem dicken Ast eine wunderschöne grau-weiße Eule und träumt, vollkommen unbeeindruckt von dem, was vor ihrem Käfig passiert.

Und schon geht es durch das lustige Elefantentor hinaus auf den Breitscheidplatz. Hier glänzen vier Türme in der Herbstsonne: Die beiden Gedächtniskirchtürme und die zwei noch neuen Hotelhochhäuser. Dann führt uns der Lauf direkt an der Stelle des Weihnachtsmarktattentates vom letzten Dezember vorbei. Die Stelle ist von einem Bauzaun umgeben. Ob schon an dem Denkmal gebaut wird, das im Dezember eröffnet werden soll?

Weiter geht es über die Kantstraße zurück zum Schloss, Zieleinlauf durch ein blaues Tor vor der grünen Schlosskuppel.

Eng wird es hinter dem Zieleinlauf, die Läufer*innen bleiben – wie jedes Jahr – am Durchlass zu den Versorgungs- und Kleiderbeutelständen einfach stecken, weil es zu eng ist. Ich schlüpfe durch die Absperrung gleich zu meinem Fahrrad. Umziehen und auf ins Brauhaus Lemke. Dort treffen sich die Hübis, bei Bier und Brezel werden die Handys gezückt und da gibt es viel zu feiern!

Unser Johann hat Platz EINS in der Alterswertung belegt. Herzlichen Glückwunsch! Dazu gibt es noch viele schnelle Läufer*innen unter den Hübis, die wir hoch leben lassen. Das Tolle ist, dass die schnellen und die langsamen alle zusammen sitzen und über ihre ganz persönlichen Lauferlebnisse sich austauschen und die nächsten Läufe planen und über das Leben so überhaupt philosophieren. Frisch gestärkt geht es mit dem Fahrrad nach Hause, vorbei an vielen Sonntagsspaziergängern.

Nach diesem schönen Laufsonntag zwischen der Goldelsenviktoria und der Eule im Zoo kann es geflügelt in die neue Woche gehen!

Dr. Erdmute Nieke

author: GRR

Comment
0

Leave a reply