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08
2022

Hat sich für die EM in München eigentlich einiges vorgenommen: Weitspringerin Malaika Mihambo  - 2019 World Outdoor Championships Doha, Qatar Sept27-Oct 06, 2019 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com

Corona-Infektion nach WM-Sieg: EM-Start von Weitsprung-Star Mihambo ungewiss – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Dem deutschen Leichtathletik-Team droht für die anstehende Heim-Europameisterschaft in München der nächste herbe Verlust: Weitspringerin Malaika Mihambo lässt ihren Start vorerst offen.

Obwohl Malaika Mihambo in Eugene (Oregon) zum zweiten Mal Weltmeisterin im Weitsprung geworden ist, war sie von ihrer Leistung dort enttäuscht. Auf 7,12 Meter steigerte sie sich beim letzten Sprung – 18 Zentimeter kürzer als ihre Bestweite von der Weltmeisterschaft 2019 in Doha.

Ihr Ziel, die Form ihres Lebens, in der Bundestrainer Uli Knapp sie sah, zu konservieren und bei der Europameisterschaft in München für den Flug zu neuen Bestmarken zu nutzen, scheint gescheitert.

Auf der Rückreise aus Amerika steckte sich die Olympiasiegerin und Europameisterin bei einem Mitglied der deutschen Mannschaft mit dem Coronavirus an und musste pausieren. „Es war zwar ein milder Verlauf, aber ich habe mich müde und schlapp gefühlt und zehn Tage nicht trainiert“, teilte Mihambo am Dienstag über ihr Management mit: „Die Quarantäne und die Symptome haben eine optimale Wettkampfvorbereitung leider unmöglich gemacht.“ Ihr letztes richtiges Training habe sie vor der WM gehabt.

Entscheidung am Freitag

Dennoch ist sie am Dienstag in Erding zur deutschen Mannschaft gestoßen. Am Freitag wollen sie und Trainer Knapp entscheiden, ob sie zur Qualifikation am Dienstag antreten wird; der Wettkampf, in dem sie ihren Titel von Berlin verteidigen will, findet am Donnerstagabend statt. Sie werde, obwohl sie wohl nicht an ihr Leistungsniveau von Eugene anknüpfen könne, ihr Bestes geben, versprach die 28 Jahre alte Athletin. Die dreimalige Sportlerin des Jahres ist eine von vielen deutschen Leichtathleten, die kein Hehl daraus gemacht haben, dass München, obwohl in Eugene der bedeutendere Wettkampf stattfand, für sie der emotionale Höhepunkt der Saison werden sollte. Nun bereitet sie sich mit leichtem Kraft- und Lauftraining, einer Art Reha-Sport, darauf vor.

Für den Deutschen Leichtathletik-Verband wäre eine weitere Absage bitter.

Vor Mihambo haben bereits die Titelkandidaten Christin Hussong (Speerwurf), Gesa Krause (Hindernislauf) und Johannes Vetter (Speer) ihre Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Ob die Geher Christopher Linke und der Olympia-Zweite Jonathan Hilbert nach Corona-Erkrankungen, die sie ihre WM-Teilnahme kosteten, startbereit sind, scheint noch offen.

München soll die Stimmung nach dem weitgehend als enttäuschend wahrgenommenen Abschneiden der deutschen Mannschaft in Eugene – neben Mihambo gewannen allein die Sprinterinnen mit Platz drei in der Staffel eine Medaille – aufhellen.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 9. August 2022

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