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2021

Skilanglauf - Symbolbild - swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

Skilanglauf und Biathlon vor dem Weltcup-Start 2021: Wieviele Norweger sind eigentlich Asthmatiker? Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Volle Breitseite! „Ich kann nicht glauben, dass die Erfolge der norwegischen Biathletin Tiril Eckhoff im letzten Winter ohne medizinische Hilfe möglich gewesen sind.

Wieviele Norweger sind eigentlich Asthmatiker?

Menschen, die unter Asthma leiden, haben schon beim normalen Gehen Schwierigkeiten. Doch norwegische Asthmatiker gewinnen ständig Weltcup-Rennen im Biathlon und im Skilanglauf“, tobt die 56jährige Russin Anfisa Reszowa. Einst ein Welt-Star – im Biathlon und Skilanglauf. Dreimal Olympiasiegerin. Ertönt ihre Stimme, hört die Szene genau hin. Nicht nur in Russland und Norwegen.

Dass vor allem gesunde Ausdauersportler in Norwegen in geringen Dosen Asthmamedikamente erhalten, wurde spätestens seit den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea nicht mehr geleugnet. Wie diese Medikamente die Leistungsfähigkeit von Profi- aber auch Freizeitsportlern beeinflussen, haben jetzt Wissenschaftler zweier norwegischen Universitäten – in Sogndal und Oslo – untersucht. Die im „British Journal of Sports Medicine“ zu lesende Studie zeigt auf, dass Asthma-Medikamente nicht nur die reine Sprintfähigkeit, sondern auch die reine Kraft, wie sie beim Gewichtheben gebraucht wird, enorm steigern. Im Sprintbereich um drei, bei der reinen Kraftleistung sogar um sechs Prozent! Wobei es auch auf die Verabreichung ankommt – in Form von Tabletten und Syrups bringt es offenbar am meisten.

Bewegen sich norwegische Biathleten und Skilangläufer also im Graubereich zum Doping?

Der russische Biathlon-Olympiasieger Dimitri Wassiljew (59) regte sich schon am Ende der letzten Saison über den kometenhaft aufgestiegenen norwegischen Biathleten Sturla Holm Lägreid auf: „Wie konnte er von einem mittelmäßigen Athleten plötzlich zu einem Star werden? Da frage ich mich, wann wurde die Grenze der therapeutischen Ausnahmen überschritten?“ Norwegens französischer Erfolgstrainer Siegfried Mazet schoss prompt zurück: „Mister Wassiliew, wenn du aus einem Lande kommst, dass eine bestimmte Vergangenheit hat, wäre es besser, die Klappe zu halten.“

Schnee von gestern? Von wegen.

Der norwegische Verband hat am letzten Wochenende schon mal einen lammfrommen Lägreid zu Worte kommen lassen, und der Shooting-Star des letzten Winters hat sich auch so geäußert, wie man es im Verband wohl gewünscht hatte: „Ich bin doch kein Klon der Überläufer Tarjei Boe oder Johannes Bö. Ich muss die Dinge, die sie tun, an meinen Körper anpassen.“ Das allein sei schon schwierig genug.

Und dann hat der norwegische Verband letzten Sonntag gleich noch eins drauf gesetzt und mit dem 23jährigen Sivert Guttorm Bakken auch noch ein neues Biathlon-Talent präsentiert, das auf der Loipe allen anderen norwegischen Weltcup-Gewinnern, Weltmeistern und Olympiasiegern „wie eine Rakete davon raste“ (Dagbladet) und am Schießstand mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs ins Schwarze getroffen haben soll. Danach hatte er dem staatlichen norwegischen Fernsehen NRK gesagt: „Es ging mir diesmal nur darum zu sehen, dass überhaupt ging.“

„Was die Norweger betreiben“, wettert zu allem Elena Välbe, die kettenrauchende Chefin des russischen Ski-Verbandes, „ist doch nichts anderes, als legales Doping.“ Und davon lasse sie sich auch nicht abbringen. Doch was ist mit den russischen Dopingsündern, Elena? Wenn in Russland Urin- und Blutproben manipuliert worden seien, dann ganz gewiss ohne ihr Wissen.

Auch ihre Sportler seien frei von jeder Schuld. „Noch nie hat irgendeiner von ihnen um irgendein Medikament gebeten.“

Wirklich nicht, Elena?

Klaus Blume
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