Swiss Orienteering Week in Arosa - Foto: Veranstalter
Steilvorlage für den deutschen Berg- und Traillauf? Ein Blick über den Zaun: Was andere Verbände in anderen Ländern für eine Belebung in Teilbereichen des Laufsports tun – Wilfried Raatz schaut über den Tellerrand
2400 Teilnehmern bei der Swiss Orienteering Week in Arosa
In Arosa drehte sich Ende Juli alles rund um den Orientierungslauf. Die Bündner Eventdestination blickt dabei auf acht erfolgreiche Eventtage mit über 2400 Teilnehmer (!) aus 23 Nationen zurück. Genauso vielfältig wie die Bergwelt von Arosa waren die sechs Etappen der Swiss Orienteering Week 2021.
Nach dem Waldsprint für Jung und Alt durch den Eichhörnliwald. folgten abwechslungsreiche Etappen über unterschiedlichen Distanzen und in unterschiedlichen Terrains. So war zum Beispiel die Etappe drei, im abgelegenen Urdental, nicht nur für die Teilnehmenden, sondern auch für die Organisatoren der Infrastruktur eine grosse Herausforderung.
In anderem Gelände, aber sicher nicht weniger spektakulär folgten die Postensuchen rund um das Weisshorn oder in der Isel. Das gute Wetter, genauso wie der Elan und die Motivation von Jung und Alt, zogen sich über alle Etappen weiter.
Die Swiss O Week lebt von der Diversität. Sowohl bei den Teilnehmern als auch bei den Helfern sind von jungen Schülern bis zu 80jährigen Großeltern alle Generationen und Leistungskategorien vertreten. Die Schweizer Topelite war bei zwei Etappen der Swiss O-Week am Start und ermittelte dabei die Startplätze für das Weltcup-Aufgebot des Schweizer Teams für den Mitte August in Schweden stattfindenden OL-Weltcup und die World Ranking Events. Bei den Damen entschied Sabine Hauswirth den Langdistanzlauf für sich. In den Berghängen zwischen dem Brüggerhorn und der Mittelstation der Weisshornbahn distanzierte die 33jährige ihre Konkurrentinnen um eineinhalb Minuten und mehr. Die weiteren Podestplätze sicherten sich die Russin Natalia Gemperle und die Finnin Lotta Karhola. Dem Rennen der Herren drückte Matthias Kyburz seinen Stempel auf: Der amtierende Mitteldistanz-Weltmeister lief sich einen Vorsprung von über drei Minuten heraus. Zweiter wurde Joey Hadorn vor Martin Hubmann.
Im anspruchsvollen Bergwald rund ums «Grüenseeli» östlich von Arosa wurde die Mitteldistanz gestartet. Dabei hatte Lotta Karhola das Gelände am besten im Griff und siegte mit knapp 50 Sekunden Vorsprung auf Sabine Hauswirth. Auf Rang drei folgte Paula Gross. Bei den Herren Elite lieferten sich gleich mehrere Athleten ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss. Am Ende setzte sich knapp B-Kader-Athlet Christoph Meier durch. Lediglich zehn respektive 25 Sekunden hinter Meier klassierten sich die beiden A-Kader-Athleten Martin Hubmann und Florian Howald.
Ganz nach dem Swiss O Week Motto „eine Woche Sport mit einer Prise Abenteuer“, durfte natürlich die Entdeckung der Aroser Natur- und Kulturhighlights nicht fehlen. Am Mittwoch hatten die Teilnehmenden somit die Möglichkeit, die vielfältigen Arosa Highlights noch besser kennenzulernen. Das OL-Special stieß einmal mehr auf große Begeisterung.
Nach kleineren OL-Veranstaltungen und der Durchführung des OL-Weltcup-Finals im Jahr 2015 war die Swiss O Week nicht der erste OL-Anlass in Arosa. „Ein toller Event geht zu Ende und wird uns in guter Erinnerung bleiben. In Arosa ist man nach der Swiss O Week sicher offen, auch in Zukunft weitere OL-Veranstaltungen durchzuführen“, meint Tourismusdirektor Roland Schuler zufrieden. „Neben Skisport, Wandern, Traillaufen und Biken, bietet sich die vielfältige Natur in Arosa ausgezeichnet für den Orientierungslauf an. „Die vielen Höhenmeter in Arosa und die legendären 365 Kurven von Chur ans Talende stellten uns vom Organisationskomitee allerdings schon vor einige Herausforderungen“, lacht OK-Präsident Marcel Schiess. Dass sich das gelohnt hat, zeigt sich nicht nur im zufriedenen OK, sondern auch an den begeisterten Gesichtern aller Teilnehmer.
Die Veranstalter zogen eine rundum positive Bilanz. Es gab keine großen Umfälle und der erste wirkliche Großanlass im Kanton Graubünden mit dem Corona bedingten Schutzkonzept funktionierte tadellos. 600 Corona-Tests wurden unter der Woche für nicht geimpfte Teilnehmer fachkundig durchgeführt und an neuralgischen Stellen wie bei Start und Ziel wurde konsequent eine Maskenpflicht durchgesetzt.
Eine derartige Veranstaltung stünde auch dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) als willkommene „Werbeplattform“ für das naturnahe Laufen, insbesondere aber für den Berg- und Traillauf, gut zu Gesicht.
Bei dieser Gelegenheit ließe sich Laufen mit Experten in Theorie und Praxis bestens praktizieren, selbst Qualifikationen wären dabei zu integrieren, vorausgesetzt, das Terrain bietet sich für eine Selektion an.
Im Verbund mit Medizinern, Trainingswissenschaftlern und Trainern, aber auch im Einklang mit angesagten Unternehmen aus dem Bereich der Sportindustrie könnte ein umfassendes, interessantes Paket geschnürt werden, bei dem der DLV seine Kompetenz in Sachen Laufen unter Beweis stellt.
Wilfried Raatz