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05
08
2021

Sifan Hassan triumphiert über 5.000 m und gewinnt ihre erste olympische Medaille in Tokio. Sie könnte noch zwei weitere gewinnen und olympische Leichtathletik-Geschichte schreiben. 2021 Tokyo Olympic Games - Tokyo, Japan   July 30 - Aug 08, 2021 Photo: Andrew McClanahan@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET #victahsailer

Sifan Hassan: 24,5 Wettkampf-Kilometer in nur sechs Tagen – KLAUS BLUME fragt Jos Hermens

By GRR 0

„Tokio“, hat Sifan Hassan in einem Gespräch mit der Fitness-Zeitschrift „Capitol Sports“ behauptet, „wird für mich nicht schwer.“ Nicht schwer? Fünf Rennen in nur sechs Tagen – über 1500, 5000 und 10 000 Meter – ergeben mit allen Vor-, Zwischen- und Endläufen immerhin 24,5 scharfe Wettkampf-Kilometer.

An diesem Freitag startet die 28jährige Niederländerin übrigens über 1500 Meter gegen die kenianische Olympiasiegerin Faith Kipyegon, tagsdrauf über 10 000 Meter gegen die äthiopische Weltrekordlerin Letesenbet Gidey.

Spannend, weil die gebürtige Äthiopierin Sifan Hassan sich nicht ausnahmslos im Mittel- oder Langstreckenbereich tummelt, sondern von der Mittel- bis zur Langstrecke alles querbeet läuft, was ihr in den Sinn kommt. Und das alles auch noch furchtbar schnell.

Keine andere Läuferin bewegte sich jemals in einem derart  unglaublichen Spektrum wie Sifan Hassan: Von 800 Meter (1:56,81 Minuten) bis zum Halbmarathon (1:05:15 Stunden) reichen ihre persönlichen Bestmarken, und allesamt bedeuten sie Weltklasse.

Man müsse die 10 000 Meter, wenn‘s denn gefordert wird, auch schon mal unter 29 Minuten laufen können, sagt sie jetzt, und ihre deutsche Trainingskollegin Constanze Klosterhalfen, antwortete dazu in den USA: „Es ist schon sehr krass, was da gerade jetzt bei uns abgeht.“ Wobei Sifan Hassan in erster Linie mit dem 34jährigen. Coach Tim Rowberry zusammen arbeitet, einst Assistent des für vier Jahre gesperrten umstrittenen Nike-Trainers Alberto Salazar.

Es sei ziemlich krass, was im Frauen-Langstreckenlauf derzeit abgehe, bemerkte nicht nur Konstanze Klosterhalfen. Wobei der Fokus von Sifan Hassan jetzt vor allem auf die 10 000-Meter-Distanz gerichtet ist. Vor knapp zwei Monaten hatte sie den Weltrekord auf dieser Strecke im niederländischen Hengelo um mehr als zehn Sekunden verbessert. Inzwischen steht die neue Marke bei irrwitzigen 29:01,03 Minuten, aufgestellt von der Äthiopierin Letensenbet Gidey.

Was Sifan Hassan allerdings besonders wurmt. „Ich weiß, dass ich in der Lage bin, als erste Frau unter 29 Minuten zu laufen. Aber mein Trainer hat gesagt: Jetzt arbeiten wir für eine Zeit unter 29 Minuten, damit du in Tokio ohne große Mühe mit 29:17 Minuten die Goldmedaille gewinnen kannst.“ Aber dann fügt sie noch an, sie habe ja gelernt, Geduld zu haben. „Irgendwann werde ich mir einfach den Weltrekord holen.“

Auch ihr niederländischer Manager Jos Hermens, einst selbst Stunden-Weltrekordläufer, glaubt längst, dass Sifan Hassan „recht bald“ die 10 000 Meter unter 29 Minuten zurück legen wird. Er erklärt: „Sifan ist gut vorbereitet, sie ist in guter Verfassung. Ich denke also, es ist möglich, dass eine Frau unter 29 Minuten geht. Nicht nur Sifan, auch Letensenbet Gidey kann so etwas schaffen. Sie sind ja schon jetzt sehr nah dran.“

Jos Hermens – Foto: GlobalSportsCommunication

Zur Erklärung: Nur zehn Distanzläuferinnen haben bislang mindestens drei olympische Medaillen gewonnen. Sifan versucht nun, in nur sechs Tagen gleich drei goldene zu gewinnen. Ein schwieriges Unterfangen, zumal nur sieben Frauen in der gesamten Leichtathletik drei olympische Goldmedaillen überhaupt gewonnen. haben.

Übrigens, die einzige Frau, die bisher bei denselben Olympischen Spielen dreimal gewann, war ebenfalls eine Niederländerin: Fanny Blankers-Koen. Sie siegte 1948 in London über 100 und 200 Meter sowie über 80 Meter Hürden.

Sie war obendrein auch Weltrekordlerin im Weit- und Hochsprung, durfte jedoch, den damaligen Regeln gemäß, nur an drei olympischen Wettbewerben teilnehmen.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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