Hakone mit dem Fujiyama im Hintergrund, die Zwischenstation nach dem ersten Tag. © NTV
93. Hakone Ekiden (Japan) am 2./3. Januar 2017: Die Aoyama Gakuin University schafft das Triple – Helmut Winter berichtet
Der 93. Hakonen Ekiden, ein Staffellauf über 217,1 km mit 21 Teams von 10 Läufern der Universitäten aus dem Großraum Tokyos war wieder das erwartete Großevent. Der Lauf aus dem Zentrum Tokyos in die Sommerfrische Hakone und zurück, ist alljährlich der Höhepunkt der Straßenläufe in Japan.
Großartig von Nihon TV in Szene gesetzt, verfolgen mehrere 10 Millionen Zuseher das Geschehen landesweit am Bildschirm, mehrere Millionen Zuschauer (und diese Zahlen sind belastbar) stehen in mehreren Reihen am überwiegenden Teil der Strecke.
Sportlich sah die perfekt organisierte Veranstaltung den dritten Sieg der Aoyama Gakuin University in Folge, wobei die Siegerzeit von 11:04:10 Stunden allerdings bis auf das Jahr 2013 deutlich hinter den Resultaten der Vorjahre zurückstand, in denen die Siegerteams jeweils die volle Distanz in unter 11 Stunden absolvierten.
Dass es in diesem Jahr etwas langsamer werden könnte, deutete sich schon auf der ersten Etappe vom Kaiserpalast in Tokyo nach Yokohama an, wo in der Regel vom Start weg ein hohes Tempo eingeschlagen wird. Doch an Stelle der üblichen km-Splits von unter 3 Minuten lag man schon bei 3 km in 9:47 sehr deutlich über dieser Vorgabe, 5 km wurde nach 16:08, 10 km nach 30:41 passiert. So langsam hatte man den Hakone seit Jahren nicht mehr angelaufen.
Erst dann erhöhte sich das Tempo, wobei vor dem ersten Wechsel noch 9 Teams zusammenlagen. Hazuma Hattori wechselte für die Toyo University nach 1:03:56 als Erster, die vermeintlichen Favoriten von der Waseda und Aoyama Gakuin University lagen knapp dahinter. Zum Vergleich, im letzen Jahr wechselte das erste Team bereits nach 1:01:22, das war über 2 Minuten schneller.
Auf der zweiten Etappe starten traditionsgemäß die vermeintlich stärksten Läufer aller Teams. Schon nach 5 km in 14:22 und 10 km nach 28:54 war klar, dass man nun deutlich schneller unterwegs war. Kengo Suzuki von der Kanagawa University war auf diesem Abschnitt in 1:07:17 der Schnellste, Aoyama lag hier noch 38 Sekunden zurück. Auf der dritten Etappe glänzte Yuhi Akiyama von Aoyama Gakuin und brachte sein Team mit einem Vorsprung von 1:22 Minuten in Führung vor der Waseda University.
An dieser Konstellation änderte sich auf der vierten Etappe wenig, bevor es dann in der letzten Etappe des ersten Tages hinauf nach Hakone ging. In den letzten Jahren war dieser Abschnitt für den Ausgang am Ende stets von entscheidender Bedeutung. In den beiden letzten Jahren war es Daichi Kamino, der „God of the Mountains", der hier für eine Vorentscheidung für Aoyama Gakuin sorgte. Kamino war zwar auch diesmal vor Ort, graduierte aber im letzten Jahr und fungierte als einer der vielen Ko-Kommentatoren in der aufwenig produzierten TV-Übertragung, die sich insgesamt über etwa 13 Stunden erstreckte.
Der neue Mann bei Aoyama Gakuin Yusuke Sadanaga startete zunächst vielversprechend mit einem Vorsprung von fast 2 Minuten, bevor es in den Berg hinauf nach Hakone mit einer Passhöhe von 874 m ging. Hier begann er nachzulassen, doch er konnte bis ins Ziel einen Vorsprung von 33 Sekunden auf die Waseda University retten. Damit lief für den zweiten Tag alles auf einen Zweikampf Aoyama Gakuin gegen Waseda University hinaus.
Zwischenstand nach 5 Etappen von Tokyo nach Hakone:
(Streckenlänge: 107,5 km – 2. Januar 2017)
1. | Aoyama Gakuin University | 5:33:45 |
2. | Waseda University | 5:34:18 |
3. | Juntendo University | 5:36:09 |
4. | Toyo University | 5:36:25 |
5. | Komazawa University | 5:37:46 |
Anmerkung: 5:33:45 Stunden für 107,5 km entspricht Mittel von 3:06,3 Minuten/km.
Der Rückweg von Hakone nach Tokyo am zweiten Tag. (c) Screenshot NTV
Am zweiten Tag fokussierte sich die Entscheidung schon auf die sechste Etappe, die erste des zweiten Tages, auf der es über 20,8 km wieder von Hakone zurück an die Küste mit einem Höhenunterschied von ca. 800 m ging. Yuji Onoda von Aoyama Gakuin bestand aber diese Prüfung in 58:48 MInuten glänzend und konnte den Vorsprung auf Waseda auf 2:08 Minuten ausbauen.
Schnellster auf dem abschüssigen Teilstück war allerdings Kiyohito Akiyama von der Nittai University, der in phänomenalen 58:01 Minuten einen Streckenrekord aufstellte und dabei sein Team von Platz 13 auf Platz 7 nach vorne lief. Diesen Platz sollte sein Team bis zum Ende halten.
Der zehnte und letzte Läufer von Aoyama Gakuin, Yuya Ando, in Tokyo-Shinagawa kurz vor dem Ziel. (c) Screenshot Youtube
Der „Rest" des Hakonen ist schnell berichtet. Wie erwartet, hatte auf den letzten Etappen Aoyama Gakuin schon auf dem Papier die schnellsten Leute, die ihre Leistungen auch konsequent erbrachten und das Team zum dritten Mal in Folge in 11:04:10 zum Sieger machten.
Mit einem Rückstand von über 7 Minuten konnte die Toyo University in 11:11:31 Waseda mit 11:12:26 noch von Platz 2 verdrängen. Während Aoyama Gakuin auch am zweiten Tag in 5:30:25 das schnellste Team stellte, verlor Waseda hier in 5:38:08 sehr deutlich; das war in der Tageswertung nur Platz 9.
Die Platzierungen der einzelnen Teams während des 93. Hakone Ekiden. Ganz oben der erste Platz, den Aoyama Gakuin (grün) auf der dritten Etappe errang und bis ins Ziel verteidigte, ein deutliches Zeichen für die Überlegenheit des Teams. (c) wa_coming
Endstand 93. Hakone Ekiden:
(Streckenlänge: 217,1 km in 10 Etappen – 2. und 3. Januar 2017)
1. | Aoyama Gakuin University | 11:04:10 |
2. | Toyo University | 11:11:31 |
3. | Waseda University | 11:12:26 |
4. | Juntendo University | 11:12:42 |
5. | Kanagawa University | 11:14:59 |
6. | Chuo Gakuin University | 11:15:25 |
7. | Nittai University | 11:15:39 |
8. | Hosei University | 11:15:57 |
insgesamt 21 Team am Start |
Anmerkung: 11:04:10 Stunden für 217,1 km entspricht Mittel von 3:03,6 Minuten/km.
Helmut Winter
Ein ausführlicher Bericht über den 93. Hakone Ekiden findet sich in englischer Sprache von Brett Larner auf der GRR Homepage:
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