Eine nette Geste des Veranstalters ist die Vorstellung und angemessene Würdigung der Tempomacher für die Freizeitläufer von 1:30 bis 2:30 Stunden. ©Helmut Winter
8. Mattoni Olomouc/Olmütz Halb Marathon am 24. Juni 2017: Josphat Kiptis und Worknesh Degefa gewinnen die Hitzeschlacht – Helmut Winter berichtet
Im Rennen der Männer startete man im Vergleich zu den Vorgaben mit km-Splits von 2:52, 2:50 und 2:51 für die ersten drei Kilometer angesichts der äußeren Bedingungen zu schnell. Anstelle auf der im Vorfeld anvisierten Zeit von 61 Minuten lag man hier auf Kurs zu fast einer glattenStunde, was schon bald darauf sichtbare Konsequenzen auf die Spitzengruppe hatte, die sich zunehmend auseinanderzog. Vier Athleten zusammen mit den beiden Tempomachern Vedic Cheruiyot und Boniface Kongin hatten die ersten 5 km nach 14:20 noch nicht absolviert, da gab es bereits die erste Überraschung.
Der als einer der Shooting Stars der globalen Laufszene und Mitfavorit gehandelte Brite Callum Hawkins verlor schon zuvor den Anschluss und danach schnell an Boden auf die Spitze. Auch danach kam der Brite nie ins Rennen und stieg frustriert nach etwa 17 km aus dem Rennen. Damit ging für eine große Hoffnung der britischen Leichtathletik die Generalprobe für den WM-Marathon im August dieses Jahres gründlich daneben.
Ob er nun ggfs. noch ein Testrennen über 10 km vor der WM bestreitet wird, war am Abend nach dem Lauf noch nicht sicher.
Bereits vor der 10 km-Marke konnten sich Josphat Kiptis (rechts) und Kenneth Keter absetzen. (c) H. Winter
Auf dem Weg zur 10 km-Marke war eine weitere Vorentscheidung gefallen. Denn nachdem sich zunächst das kenianische Trio Josphat Kiptis, der das Rennen in Olomouc bereits im Jahr 2015 gewinnen konnte und danach lange an diversen Verletzungen laborierte, Kenneth Keter und Amos Kurgat von den Mitstreitern absetzen konnte, hatten Kiptis und Keter bei 10 km in 28:59 einen Vorsprung von 3 Sekunden auf Kurgat, der sich schnell vergrößerte. Die restliche Konkurrenz lag hier schon deutlich zurück und sollte im weiteren Teil des Rennens keine Rolle mehr spielen.
Die beiden Athleten an der Spitze vom RunCzech Running Team liefen nun einige Zeit zusammen, durch km-Abschnitte von 2:55 bis 2:58 war man bereits auf ein Tempo auf über 61 Minuten abgesackt.
Als es in die sehenswerten Smetana Gärten ging, sorgten km-Splits von jeweils 2:51 von 14 km nach 16 km dafür, dass sich Kiptis von Keter lösen konnte. Zuvor hatten die beiden noch die 15 km-Marke nach 43:37 passiert, womit sie auf Kurs von 1:00:21 lagen.
Dabei forderte die Hitze kurz darauf doch ihren Tribut und das Tempo sackte zunehmend ab, obwohl an der Spitze Kiptis seinen Vorsprung schnell ausbauen konnte. Als der Spitzenreiter die Kilometerabschnitte zur 20 km-Marke nur noch in 3:01 zurücklegen konnte, war sogar eine Endzeit von unter 62 Minuten in Gefahr. Kiptis raffte sich aber noch einmal auf und lief mit dem Ziel im Zentrum der pittoresken Altstadt vor Augen den Kilometer nach 21 km in 2:56. Danach erreichte er das Ziel nach 1:01:50
Josphat Kiptis gewinnt auf dem Marktplatz von Olomouc in 1:01:50. (c) H. Winter
Mit deutlichem Rückstand von 24 Sekunden erreichte Kenneth Keter als Zweiter nach 1:02:14 das Ziel. Amos Kurgat belegte Platz 3 und verlor mit 1:03:21 1 ½ Minuten auf den Sieger. Auch die weiteren Plätze waren mit Festus Talam in 1:04:19, Felix Kandie in 1:04:55 und den ehemaligen Paris-Marathon-Gewinner Peter Some in 1:05:10 fest in kenianischer Hand. Mit einer Zeit von 1:05:26 wurde der Spanier Javier Guerra bester Europäer. Hinter Paulo Paula (BRA) in 1:05:26 wurde der Sieger der „Nacht im Grünauer Forst“, Roman Romanenko (UKR) Neunter in 1:06:04.
Die Erstplatzierten beim 8. Mattoni Olomouc Halbmarathon: Keter, Kiptis und Kibiwott (v.l.). (c) H. Winter
Die beiden Erstplatzierten gehören dem RunCzech Team an, eine Trainingsgruppe von Eliteathleten, die von den Begründern der RunCzech Serie – Zane Branson und Carlo Capalbo – ins Leben gerufen wurde. Diese Team stellt einen Pool von internationalen Topathleten dar, der die Basis des Elitesegments für die RunCzech-Veranstaltungen selbst, aber auch für andere Events darstellt. Dazu gehören vor allem Trainingsgruppen in Kenia, die vor Ort durch erfahrene Trainer und Manager unterstützt werden. Dieses Konzept erweist sich so schlüssig wie erfolgreich und dürfte in den kommenden Jahre noch für (weitere) Furore sorgen.
Auch bei den Frauen hinterließ das Wetter am Ende seine Spuren. Immerhin konnte die Dubai-Marathon Siegerin dieses Jahres in 2:22:36, Worknesh Degefa, mit 1:09:19 eine Zeit unter 70 Minuten erzielen. Ganz ähnlich wie bei den Männern reduzierte sich die Spitzengruppe der Frauen bereits früh zu einem Trio bestehend aus Degefa, Netsanet Gudeta (beide ETH) und die nun für Bahrain startende gebürtige Kenianerin Rose Chelimo. 5 km passierte das Trio nach 15:51 und lag damit auf Kurs zu einer Zeit von knapp unter 67 Minuten und schien damit – ganz in der Tradition der Rennen der Frauen bei den RunCzech-Events in diesem Jahr – für Furore zu sorgen.
Als kurz darauf Chelimo das Tempo nicht mehr mithalten konnte, setzten sich die beiden Äthiopierinnen von Chelimo ab und passierten 10 km nach 31:59 mit einem Vorsprung von bereits fast einer Minute auf die Verfolgerin. Das Trio rannte nun um den Sieg mit Kurs zu einer Zeit von 67:30 Minuten. Bis gut 15 km blieben die Beiden zusammen, wobei dort nach 48:38 die Fahrt erheblich nachgelassen hatte, die prozierte Ziel im Ziel lag nun nur noch bei knapp 68:30. So forderten auch hier die hohen Temperaturen und die Schwüle ihren Tribut. Dabei hatte Degefa am Tag zuvor über Beschwerden an der Leiste geklagt, die einen Start sogar kurzfristig in Frage stellten.
Worknesh Degefa (ETH) gewann überlegen den Halbmarathon in Olomouc. (c) H. Winter
Als es jedoch um den Sieg ging waren die Beschwerden vergessen und Degefa konnte sich von ihrer Landsfrau lösen und das Rennen unangefochten in 1:09:19 mit einem Vorsprung von 44 Sekunden gewinnen. Dabei hatte offensichtlich die übermäßige Hitze dazu geführt, dass es ihr in den Laufsocken so heiß wurde, dass sie unmittelbar nach Überqueren der Ziellinie nichts anderes zu tun hatte, als sich schnellstens mit Unterstützung eines Helfers der Socken zu entledigen.
Auf Nachfrage erklärte die Siegerin, dass diese Schwierigkeiten dazu führten, dass sie zwischen 10 km und 11 km etwa 20 Meter hinter Gudeta zurückfiel. Diesen Rückstand machte sie aber sehr schnell wieder gut. Auf Platz 2 lief Gudeta in 1:10:03, Rose Chelimo in 1:10:33 komplettierte das Podium. Vierte wurde in 1:10:36 knapp dahinter Lucy Cheruiyot.
Die Erstplatzierten bei den Frauen: Gudeta, Degefa und Chelimo (v.l.). (c) H. Winter
Beste Läuferin aus dem Land der Veranstaltung wurde Eva Vrabcová in 1:12:01. Damit war sie drei Minuten schneller als zuvor auf dem Kurs in Olomouc und zeigte sich sehr optimistisch, dass man bei entsprechenden Bedingungen hier durchaus Rekorde laufen kann.
Insgesamt nahmen 6200 Läufern am Halbmarathon teil, weitere 3500 im „dm Family Run“.
Sehen Sie die Highlights des Rennens hier.
Sehen Sie eine Wiederholung des vollständigen Rennens hier.
Ergebnisse Halbmarathon der Männer: |
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1. | Josphat Kiprop | Kiptis | KEN | 01:01:50 |
2. | Kenneth | Keter | KEN | 01:02:14 |
3. | Amos Kibiwott | Kurgat | KEN | 01:03:21 |
4. | Festus | Talam | KEN | 01:04:19 |
5. | Felix Kipchirchir | Kandie | KEN | 01:04:55 |
6. | Peter | Some | KEN | 01:05:10 |
7. | Javier | Guerra | ESP | 01:05:21 |
8. | Paulo Roberto | Paula | BRA | 01:05:26 |
9. | Roman | Romanenko | UKR | 01:06:04 |
10. | Jiří | Homoláč | CZE | 01:06:29 |
11. | Philimon Kipkorir | Maritim | KEN | 01:07:27 |
12. | Crippa | Nekagenet | ITA | 01:09:13 |
13. | Vít | Pavlišta | CZE | 01:09:31 |
14. | Oleksandr | Sitkovskyy | UKR | 01:10:17 |
15. | Pavel | Dymák | CZE | 01:10:59 |
16. | Yared | Shegumo | POL | 01:11:19 |
Ergebnisse Halbmarathon der Frauen: |
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1. | Worknesh | Degefa | ETH | 01:09:19 |
2. | Netsanet | Gudeta | ETH | 01:10:03 |
3. | Rose | Chelimo | BRN | 01:10:33 |
4. | Lucy | Cheruiyot | KEN | 01:10:36 |
5. | Eva | Vrabcová-Nývltová | CZE | 01:12:01 |
6. | Polinne Wanjiku | Njeru | KEN | 01:13:24 |
7. | Olga | Skrypak | UKR | 01:13:45 |
8. | Olha | Kotovska | UKR | 01:14:26 |
9. | Sonia | Samuels | GBR | 01:14:39 |
Die inoffiziellen Splits des führenden Läufers: (c) H. Winter
distance | split | last km | last 5 km | projection |
1 km | 2:52 | 2:52 | 1:00:29 | |
2 km | 5:42 | 2:50 | 1:00:08 | |
3 km | 8:33 | 2:51 | 1:00:08 | |
4 km | 11:26 | 2:53 | 1:00:18 | |
5 km | 14:20 | 2:54 | 14:20 | 1:00:29 |
6 km | 17:18 | 2:58 | 1:00:50 | |
7 km | 20:15 | 2:57 | 1:01:02 | |
8 km | 23:13 | 2:58 | 1:01:14 | |
9 km | 26:08 | 2:55 | 1:01:16 | |
10 km | 28:59 | 2:51 | 14:39 | 1:01:09 |
11 km | 31:50 | 2:51 | 1:01:03 | |
12 km | 34:49 | 2:59 | 1:01:13 | |
13 km | 37:44 | 2:55 | 1:01:14 | |
14 km | 30:40 | 2:56 | 1:01:17 | |
15 km | 43:37 | 2:57 | 14:38 | 1:01:21 |
16 km | 45:37 | 3:00 | 1:01:28 | |
17 km | 49:35 | 2:58 | 1:01:32 | |
18 km | 52:36 | 3:01 | 1:01:39 | |
19 km | 55:37 | 3:01 | 1:01:45 | |
20 km | 58:38 | 3:01 | 15:01 | 1:01:51 |
21 km | 1:01:34 | 2:56 | 1:01:51 | |
HM | 1:01:50 | 0:16 |