Berliner 10 km Lauf für Gefangene in der JVA Plötzensee - Logo: GRR
7. Berliner 10 km Lauf für Gefangene am Freitag, dem 5. Mai 2023 – schon eine Tradition in der JVA Plötzensee!
Am Freitag, dem 10. Oktober 2014 fand in der JVA Plötzensee in Berlin eine Premiere statt: Der 1. Berliner 10 km Lauf für Gefangene (damals noch „Knästelauf“) in einer Berliner Justizvollzugsanstalt fand statt. Mit 25 Gefangenen und 12 „externen“ Teilnehmern begann es.
In diesem Jahr wurde der Lauf am 6. Mai 2022 – nach zwei Jahren coronabedingten Ausfällen – erfolgreich wiederbelebt. 46 Gefangene (davon 6 Frauen) und 41 „externen“ Läufer und Läuferinnen nahmen daran teil. Corona hatte leider auch bei den Gefangenen dazu geführt, dass weniger trainiert werden konnte – und deswegen die Teilnehmerzahl gegenüber 2019 (60 Teilnehmer) etwas rückläufig war.
Die siebente Ausgabe dieses außergewöhnlichen Laufes findet am Freitag, dem 5. Mai 2023 mit kleinen organisatorischen Veränderungen statt.
Positive Effekte von sportlichen Aktivitäten von Gefangenen mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten – die über Liegestütze und Kraftübungen hinausgehen – sind unstrittig und bieten eine besondere Motivation. Laufen und Lauftherapie im Gefängnis sind ein Stresspuffer und sollen den Gefängnisstress der Häftlinge mindern. Die antidepressive und stressreduzierende Wirkung des Laufens ist wissenschaftlich bewiesen und deswegen ist Laufen in Gefängnissen ein wichtiger Bestandteil zur Resozialisierung.
Laufen in Gefängnissen ist den JVAs Deutschlands nichts Neues:
Seit 2006 gibt es den „Knastmarathon“ in der JVA Darmstadt mit großem Erfolg. Der Olympiasieger 1992 über 5000 m Dieter Baumann unterstützt seit 2007 einen Staffelwettbewerb („Jugend bewegt sich über Grenzen“), an dem sich inzwischen Gefangene aus Jugendstrafanstalten aus 14 Bundesländern (aber leider ohne Berlin) beteiligen. Die Stärkung eines positiven Selbstbildes und die Verbesserung der Wiedereingliederungschancen durch sinnvolle Freizeitgestaltung im Laufsport in der Haft sind als ein wichtiger Faktor, als therapeutische Maßnahme und als Antidepressivum in der Resozialisierung inzwischen von der Justiz anerkannt.
Der Berliner 10 km Lauf für Gefangene in der JVA Plötzensee kurz nach dem Start – Foto: Horst Milde
Neuerungen für 2023
Für 2023 wird eine 2 x 5 km Staffel für Anfänger:innen auf Wunsch der Sportbediensteten der JVA eingeführt, damit mehr Inhaftierte zum Training angeregt und motiviert werden. Zudem gibt es eine 3-er Mannschaftswertung zum Ansporn der 8 Berliner Anstalten untereinander. Auch sollen mehr Mitarbeiter:innen der einzelnen Anstalten am Lauf teilnehmen, es wird einen Sonderpreis dafür ausgeschrieben.
Die Ehrung in diesem Jahr der Sportbediensteten/Trainer und der Teilnehmer:innen durch die Justizsenatorin Lena Kreck höchstpersönlich wurde sehr erfreut von Teilnehmenden und Besuchern zur Kenntnis genommen.
Sebastian Brux und Benedikt Lux, zwei Teilnehmer des Berliner Abgeordnetenhauses, waren als prominente „externe Läufer“ erfolgreich dabei. Sogar ein Schweizer Gastläufer aus Basel, Benedikt Morandi, nahm einen Berlinbesuch wahr, um als ein erfahrener Marathonläufer, an einem nicht alltäglichen Lauf unter besonderen Bedingungen teilzunehmen.
Die Laufstrecke ist eine 1.000m-Runde auf dem Gelände der JVA Plötzensee und der Jugendstrafanstalt. Sie muss zehn Mal absolviert werden. Vermessen wurde die Strecke vom World Athletics/AIMS-A-grade-Vermesser John Kunkeler, der u.a. auch die Laufstrecke des BERLIN-MARATHON und des Berliner Halbmarathon genau und penibel vermisst. Die Strecke ist wettkampfgerecht vermessen, wenn Rekorde gelaufen würden, müssten sie offiziell anerkannt werden.
Der Streckenrekord der Männer liegt bei 39:10 min. (Axel K./2015), der Streckenrekord der Frauen bei 47:33 min. (Mohamad K. 2016).
Natürlich gab es wie bei jeder Laufveranstaltung Preise. Die ersten Sechs (der Gefangenen) erhielten Pokale, Urkunden, BERLIN-MARATHON-Jacken (die sehr begehrt sind), Urkunden und ebenfalls T-shirts und Sportsachen vom ISTAF Berlin. Zum ersten Mal vergab die Verwaltung ein „hausinternes T-shirt“ mit dem Logo der Veranstaltung eines Sponsors an alle Teilnehmer/-innen und Helfer/-innen.
German Road Races (GRR) e.V. unterstützt diese Veranstaltung mit Knowhow, mit Startnummern und Urkunden.
Diese Lauf-Veranstaltung ist nicht nur für die Berliner Justiz eine besondere Veranstaltung – und damit ein besonderes „Aushängeschild“ der Justiz – als auch für German Road Races (GRR) e.V. eine Musterveranstaltung den Laufsport allen Mitgliedern der Gesellschaft als Seelentherapeutikum näher zu bringen.
Weitere Informationen zur Anmeldung von „externen Teilnehmern:innen“ und ehrenamtlichen Helfern:innen an der Veranstalting 2023 erfolgen Anfang des nächsten Jahres.
Horst Milde