Das Rennen wurde zu einem würdigen Abschluss der Freiluft-Wettkämpfe. Denn es kam zu einem hochdramatischen Finish. Und in dem sicherte sich Teichmann Silber hinter dem Norweger Petter Northug. Bis kurz vor dem Ziel sah es so aus, als würde der Deutsche sogar Olympiasieger.
50 Kilometer – Teichmann sprintet zu Silber – Axel Teichmann holt im 50-Kilometer-Massenstartrennen der Langläufer die letzte Medaille für Deutschland bei den Winterspielen. Seine furiose Attacke kurz vor dem Ziel kann nur der Norweger Petter Nordhug kontern. Gregor Derichs, Whistler, im Tagesspiegel
Als der letzte olympische Wettbewerb in den Bergen von Whistler in sein Finish ging, klang aus den Lautsprechern des Skistadions im Olympic Parc der Beatles-Song „Twist and Shout“. Zwei Stunden waren die 55 Läufer im 50-km-Langlauf der Männer schon unterwegs.
Im Zielraum fieberten die Trainer und Betreuer der deutschen Mannschaft mit und schauten gebannt auf den Riesenbildschirm und die Zeitmessung. Mit Tobias Angerer, dem Silbermedaillengewinner in der 30-km-Doppelverfolgung, und mit Axel Teichmann, dem Olympia-Zweiten im Teamsprint, befanden sich zwei deutsche Läufer in der Spitzengruppe.
Das Rennen wurde zu einem würdigen Abschluss der Freiluft-Wettkämpfe. Denn es kam zu einem hochdramatischen Finish. Und in dem sicherte sich Teichmann Silber hinter dem Norweger Petter Northug. Bis kurz vor dem Ziel sah es so aus, als würde der Deutsche sogar Olympiasieger.
Denn Teichmann schoss als Erster den Hügel zum letzten Streckenabschnitt herunter. Der 30-Jährige pumpte seine letzten Kraftreserven in seinen Körper. Weit abgeschlagen mit 22,7 Sekunden Rückstand auf den Führenden, hatte er nach 40 Kilometern auf Rang 25 gelegen. Doch diesen Rückstand hatte der Sportsoldat wettgemacht und führte nun mit fünf Metern Vorsprung das Feld an.
Doch kurz vor der Ziellinie wurde er noch abgefangen. Northug bezwang ihn wie im Teamsprint und gewann seine vierte Medaille bei den Spielen. 0,3 Sekunden fehlten Teichmann zur Sensation. Dritter wurde der Schwede Johan Olsson vor Tobias Angerer, der Bronze um 0,5 Sekunden verfehlte. Jens Filbrich wurde 16., Rene Sommerfeldt belegte Rang 21 (1:17,0).
„Zwischen 30 und 40 km hatte ich eine Saftlatte am Fuß"
„Ich habe meine Klamotten gar nicht mit. Ich kann gar nicht zur Siegerehrung. Ich habe doch nie damit gerechnet, dass ich aufs Podium komme“, rief Teichmann seinen Betreuern zu. Die Kollegen halfen aus. Wegen der besonderen Ehre, die Medaille bei der Schlussfeier vor 60.000 Zuschauern im BC Place Stadion in Vancouver umgehängt zu bekommen, musste Teichmann schnell ins 130 km entfernte Vancouver gefahren werden. Den Stress nahm er gerne auf sich. „Axel hatte mit Olympia ja bisher seine Probleme. Er hat einen fantastischen Lauf hingelegt“, sagte sein Heimtrainer Cuno Schreyl.
Endlich konnte Teichmann mit Olympia seinen Frieden schließen. Der Langläufer erlebte 2002 in Salt Lake City herbe Enttäuschungen, seinen Start 2006 in Turin musste er wegen einer Krankheit absagen, nachdem er in der Saison zuvor dominiert hatte. Und auch in Whistler sah es lange nicht so aus, als käme er nach dem Silber im Teamsprint zu Edelmetall in einem Einzelwettbewerb. „Zwischen 30 und 40 km hatte ich eine Saftlatte am Fuß. Dafür lief es danach umso besser“, sagte Teichmann.
Und grinsend fügte er hinzu: „Ich habe mich vor dem Rennen extra rasiert, weil es über 50 Kilometer viele Abfahrten gibt und ich dadurch schneller war. Das summiert sich.“
Die Möglichkeit, während des Rennens die Ski zu wechseln, wurde bei der Weltmeisterschaft 2009 eingeführt. Der Stopp ähnelt dem Reifenwechsel in der Formel 1, die Läufer nutzen ihn, um sich bis zu dreimal im Rennen frische Bretter mit besserer Unterlage zu holen.
Der blinde Kanadier Brian McKeever, der die Strecke auswendig gelernt hatte, startete im Übrigen nicht. Der kanadische Cheftrainer Dan Wood entschied sich, vier andere Läufer, die in besserer Form waren, einzusetzen.
Gregor Derichs, Whistler, im Tagesspiegel, Montag, dem 1. März 2010
Eine vollständige Ergebnisliste ist verlinkt
Verwandte Dateien: |