Tatjana Pinto nach ihrem Sieg ©Horst Milde
5. ISTAF INDOOR Berlin 2018 – Auftakt des EM-Jahres 2018 mit überraschenden Leistungen
Volles Haus mit über 12.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena beim 5. ISTAF INDOOR Berlin am Freitagabend, dem 26. Januar 2018.
Es gab doch einige Überraschungen bei den Ergebnissen. Da gewann Tatjana Pinto die 60 m im Finale in 7.13, im Vorlauf hatte sie sogar mit einer 7.08 eine persönliche Bestzeit aufgestellt. Die eigentliche Favoritin Gina Lückenkemper wurde Fünfte in 7.13 sec sie hatte wieder mal den schlechtesten Start, Mujinga Kambundji aus der Schweiz wurde Zweite in 7,14 sec vor Michelle-Lee Ahye aus Trinidad & Tobago in 7,16 sec.
Über 60 Meter der Männer war der Chinese Bingtian Su 6,55 sec der überlegene Sieger. Der dreimalige Sieger und Dauerbrenner Kim Collins St. Kitts & Nevis; 6,64 sec konnte sich als Dritter wieder platzieren.
Hürdenläuferin Cindy Roleder – kehrte nach 7. Monaten Verletzungspause – wieder erfolgreich auf die Bahn zurück und wurde Dritte. Die Hallen-Europameisterin der Jahre 2013 und 2015 Alina Talay (Weißrussland) lief sehr gute 7,89 Sekunden. Dahinter wurden die WM-Dritte Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) und Cindy Roleder (SV Halle) kamen zeitgleich (7,93 sec) auf die Plätze zwei und drei.
Für Pamela Dutkiewicz war es der erste Auftritt in diesem Winter über die Hürden, bei dem sie schon im Vorlauf (7,96 sec) die Norm für die Hallen-WM (8,14 sec) unterbot.
Im Stabhochsprung wiederholte Piotr Lisek (Polen) seinen Vorjahressieg. Der Hallen-Europameister steigerte seine Saisonbestleistung auf 5,83 Meter. Renaud Lavillenie, der Olympiasieger von 2012 musste sich mit 5,70 Metern und Rang drei begnügen, hinter dem höhengleichen Olympiasieger von 2016 Thiago Braz da Silva (Brasilien).
Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) steigerte als Vierter seine Saisonbestleistung auf 5,60 Meter. Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,45 m) wurde Achter.
Das Diskuswerfen bildete den Abschluß des Abends.
Hier war Robert Harting in seinem Element. Der dreimalige Weltmeister schleuderte die Scheibe bei seiner letzten Chance des Abends auf 62,32 Meter und übernahm zur Freude der Zuschauer die Führung. Allerdings blieb auch dem Österreicher Lukas Weißhaidinger noch ein Versuch, den der Olympia-Sechste nutzte. Mit 63,91 Metern setzte er sich an die Spitze und gewann. Als Dritter meldete sich Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; 61,86 m) zurück.
Meeting Direktor Martin Seeber konnte sich nicht nur über die volle Halle freuen, sondern hat mit den erfreulichen Leistungen der Aktiven und spannenden Wettkämpfen einen hoffnungsvollen Auftakt des Leichtathletik-Jahres 2018 in Berlin in Szene gesetzt.
Horst Milde
5. ISTAF INDOOR: „Das fetzt richtig!“
Auftakt nach Maß ins Super-Leichtathletikjahr 2018! Über 12.100 Zuschauer feierten beim 5. ISTAF INDOOR in der Berliner Mercedes-Benz Arena ein wahres Leichtathletik-Spektakel. Robert Harting startete mit einem starken zweiten Platz seine Abschieds-Tournee, die am 2. September beim 77. ISTAF endet.
Ein großes Ausrufezeichen setzte an diesem Freitagabend Tatjana Pinto vom LC Paderborn. Die 25-Jährige setzte sich im Vorlauf in 7,08 Sekunden deutlich durch. Damit unterbot sie nicht nur die Norm für die Hallen-WM in Birmingham überaus komfortabel (7,30 Sekunden), sondern blieb auch nur eine Hundertstelsekunde über ihrer persönlichen Bestzeit. Mit dieser Zeit setzte sie sich auch an die Weltspitze. Im Finale ging es zwar für die 25-Jährige nicht mehr ganz so schnell, für den Sieg reichte es dennoch. In 7,13 Sekunden rettete sie sich knapp vor der heranstürmenden Mujinga Kambundji (Schweiz; 7,14) und Michelle-Lee Ahye (Trinidad & Tobago; 7,16).
„Die Atmosphäre war geil, das fetzt richtig. Heute war ein Weltklassefeld am Start, das hat mich gepusht“, bilanzierte Pinto, die sich damit auch gegen ihre schnellen Nationalmannschaftskolleginnen Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar; 7,17) und Gina Lückenkemper (TSV Bayer 04 Leverkusen; 7,19) durchsetzte. Während Mayer ihre Bestzeit einstellte, war Lückenkemper unzufrieden mit ihrem Start. „Ich bin sauer auf mich selbst. Das ISTAF INDOOR ist das schönste und geilste Hallen-Meeting der Welt.“
Über 60 Meter der Männer war der Chinese Bingtian Su in 6,55 Sekunden das Maß aller Dinge in der Mercedes-Benz Arena. Er fing damit noch Filippo Tortu ab. Der Italiener hatte die schnellste Vorlaufzeit vorgelegt. In 6,62 Sekunden stellte Tortu seine Bestzeit ein. Dritter wurde Altmeister Kim Collins in 6,64 Sekunden. Peter Emelieze vom ASV Köln wurde Fünfter vor Julian Reus vom LAC Erfurt (6,71).
Im Hürdensprint der Frauen waren alle Augen auf Cindy Roleder gerichtet. Die Europameisterin feierte nach langer Verletzungspause in Berlin ihr Comeback. Dabei zeigte sie sich stärker, als sie selbst erwartet hatte. In 7,93 Sekunden sprintete sie auf Rang drei. „So früh in der Saison hätte ich nicht mit einer Zeit unter acht Sekunden gerechnet, zumal ich im Finale auf Bahn eins gelaufen bin und damit weit weg von der Musik war“, zeigte sich die Athletin vom SV Halle überglücklich. „Ich muss mich erst wieder an Wettkampfluft gewöhnen. Das habe ich vermisst. Das macht den Sport aus, insbesondere hier in Berlin mit dieser tollen Kulisse.“ Zeitgleich mit ihr überquerte die WM-Dritte Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) die Ziellinie und wurde auf Platz zwei geführt. Die Hallen-Europameisterin der Jahre 2013 und 2015, die Weißrussin Alina Talay, dominierte in 7,89 Sekunden das enge Finale, in dem alle sechs Hürdensprinterinnen unter acht Sekunden blieben.
Die 60 Meter Hürden der Männer gingen an den Hallen-Europameister, der bei seiner Premiere in Berlin brillierte und die Atmosphäre als „großartig“ bezeichnete. Andrew Pozzi aus Großbritannien siegte in 7,58 Sekunden vor dem WM-Dritten Baláz Baji aus Ungarn (7,61). Dritter wurde der Franzose Aurel Manga (7,65). Als Fünfter verpasste Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 7,73) die Norm für die Hallen-WM (7,70) knapp. Zehnkämpfer Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied durfte sich mit den Spezialisten messen und wurde in 8,09 Sekunden Sechster.
Die sieben Weitspringerinnen fanden schwer in den Wettkampf, im ersten Durchgang gab es nur zwei gültige Versuche. Dann setzte sich Nadja Käther vom Hamburger SV mit 6,46 Meter an die Spitze und baute die Führung im dritten Durchgang mit einer Steigerung um zehn Zentimeter weiter aus. Diese 6,56 Meter sollte keine Athletin mehr knacken. „Ich freue mich riesig. Damit hätte ich nicht gerechnet. Das ISTAF INDOOR ist ein einmaliges Event, ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte die 29-Jährige, die Yariadmis Arguelles aus Kuba (6,47 m) auf Rang zwei verwies. Dritte wurde Alexandra Wester vom ASV Köln, die im Winter ihr Training komplett umgestellt hat und neue Reize setzt. „Das war mental sehr wichtig für mich“, erklärte die Deutsche Hallenmeisterin von 2016, die im selben Jahr 6,95 Meter in Berlin gesprungen war.
Im Stabhochsprung waren der Pole Piotr Lisek und der französische Olympiasieger Renaud Lavillenie die Protagonisten in der entscheidenden Phase. Als einzige Springer nahmen sie die 5,83 Meter in Angriff. Während Lisek im zweiten Versuch erfolgreich war und damit eine neue Saisonbestleistung aufstellte, hob sich Lavillenie den dritten Durchgang für die 5,88 Meter auf. Nachdem er auch dort scheiterte, blieben ihm mit 5,70 m Rang drei. Denn zwischen Lisek und Lavillenie hatte sich noch Rio-Olympiasieger Thiago Braz da Silva geschoben. Eine blitzsaubere Serie bis 5,70 Meter reichten dem Brasilianer. Lisek wiederholte damit seinen Vorjahressieg und bilanzierte: „Ich liebe es, hierher zu kommen. Die Stimmung ist einzigartig“. Raphael Holzdeppe vom LAZ Zweibrücken steigerte als Vierter seine beste Marke im Jahr 2018 auf 5,60 Meter.
Traditionell bildete der Diskuswurf den Abschluss des ISTAF INDOOR, und dieses Mal war es ein besonders emotionaler Wettkampf. Der Berliner Olympiasieger „erfand“ vor fünf Jahren den INDOOR-Diskuswettbewerb, am Freitag war er ein letztes Mal am Start. Beinahe hätte es zum Happyend gereicht. Denn nachdem der Wattenscheider Daniel Jasinski von seinem ersten Versuch (61,86 m) bis in den sechsten Durchgang hinein geführt hatte, setzte sich der bis dato drittplatzierte Harting an die Spitze des Feldes – mit 62,32 m. Nach 2016 sah es damit wieder nach einem Sieg für den Lokalmatadoren aus. Doch einer hatte noch etwas dagegen. Bei seinem zweiten Start in der Mercedes-Benz Arena steigerte sich Lukas Weisshaidinger im letzten Versuch um drei Meter auf 63,91 m. „Ich hätte nicht damit gerechnet, das ISTAF INDOOR einmal zu gewinnen“, jubelte der Österreicher. „Die Atmosphäre war unglaublich. 2009 habe ich Robert vom Sofa aus zugeschaut, er hat mich schon immer begeistert. Heute habe ich ihn geschlagen, unfassbar.“
Robert Harting zeigte sich „überrascht, dass Lukas Weisshaidinger schon 2009 meinen WM-Sieg auf der Couch verfolgt hat. Ich fühle mich gar nicht so alt. Ich freue mich, wenn Sportler mich als Vorbild nehmen. Das war heute wieder ein perfektes ISTAF INDOOR“.
Quelle: ISTAF INDOOR Berlin