45. Geraer Silvesterlauf am 27. Dezember 2014 - Dr. H. Kremer berichtet ©Dr. H. Kremer
45. Geraer Silvesterlauf am 27. Dezember 2014 – Dr. H. Kremer berichtet
Wenn am Samstag der 45. Geraer Silvesterlauf startet, hat dieser Lauf gleich zwei Jubiläen. 45 Jahre wurde er ohne Unterbrechung organisiert und vor 25 Jahren gehörte er zu den ersten großen Läufen in der DDR, die „westdeutsche“ Läufer zum Start ohne Teilnehmergebühr einluden und sogar noch Privatquartiere bei Lauforganisatoren bereitstellten.
Neben Wasungen, Meiningen, Tanna und Erfurt kann man Gera als den traditionsreichsten Silvesterlauf in Thüringen ansehen.
Der 1. Geraer Silvesterlauf wurde vom Vorsitzenden der BSG Wismut Gera, Karl Muschitz im Rahmen der Meilenlaufbewegung als Volkslauf über ca. zwei Kilometer ins Leben gerufen. Um die 100 Teilnehmer starteten. Es folgte die Weiterentwicklung zu einem 10-Kilometerlauf auf zwei Kilometerstrecke durch die Leichtathleten der BSG Wismut Gera um Werner Scheffler.
Die 1977 gegründete Laufgruppe übernahm dann die Organisation und entwickelte den Lauf zum zweitgrößten Laufereignis in Thüringen nach dem Rennsteiglauf. Gesamtleiter waren Dr. Hans-Georg Kremer und zur politischen Wende in der DDR Dr. Martin Nimptsch. Mitte der 1980er Jahre gingen zeitweilig über 2000 Aktive auf drei Strecken.
Die anspruchsvollen 20-Kilometer und auch die 11-Kilometerstrecke lehnten sich an Erfahrungen des Rennsteiglaufs an. Heute würde man die Strecken als Trailläufe bezeichnen. Damals als Geländeläufe bezeichnet, waren anspruchsvolle Höhenmeter und verschiedenster Untergrund, von Straßen bis zu Schlammpassagen zu überwinden.
Die Meilenstrecke über ca. zwei Kilometer bot dagegen allen Interessierten die Teilnahmemöglichkeit. Ein gut eingespieltes Organisatorenteam von der Laufgruppe, mit Rennsteiglauferfahrung, mit Unterstützung einer leistungsfähigen Betriebssportgemeinschaft ermöglichten ein ständig steigendes Teilnehmerfeld.
Dazu trugen auch die ausgegebenen Karpfen und anspruchsvolle Siegerpreise bei. Die kostenlose Nutzung der Schwimmhalle war ein weiteres „Highlight“ des Geraer Silvesterlaufs. Mit der Öffnung der Mauer im November 1989 entwickelten sich vielfältige Initiativen für gemeinsame innerdeutsche Sportveranstaltungen auch in der Laufbewegung.
Bereits zum Geraer Silvesterlauf luden die Veranstalter Läufer aus der Region Nürnberg, der Partnerstadt Geras, zur Teilnahme nach Gera ein. Große Laufveranstalter wie der Münchner Marathon hatten bereits für 1990 kostenlose Startplätze für Läufer aus dem Osten zur Verfügung. Die Geraer nahmen diese Idee auf und ließen die „Nürnberger“ kostenlos starten, organisierten eine Zusammenkunft mit ihnen in der Sportlergaststätte und stellten ihnen Privatquartiere zur Verfügung.
Zeitungen aus Gera und Nürnberg veröffentlichten kurzfristig diese Initiative. Ca. 25. Läuferinnen und Läufer aus dem Raum Nürnberg und aus Oberfranken nahmen es spontan an und gingen an den Start. Einige von ihnen waren läuferisch überhaupt nicht vorbereitet. Sie wollten einfach mal in die „DDR“ fahren, da sie keine verwandtschaftlichen Beziehungen in den Osten besaßen.
Alle schafften erfolgreich die verschiedenen Strecken. Zu einer Laufgruppe in Helmbrechts entwickelte sich sogar eine Sportfreundschaft, die aber in den Folgejahren wieder einschlief, als die BSG Wismut Gera aufgelöst wurde und der Nachfolgeverein ums Überleben kämpfen musste.
Heute hat sich der Geraer Silvesterlauf fest im Terminkalender etabliert und seine Besonderheit, dass er immer an einem Sonnabend stattfindet, führt auch manchmal dazu, dass er, wie 2014, schon vier Tage vor Silvester startet.
Dr. H. Kremer
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