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23
09
2014

Auf der Straße des 17. Juni wird der Berlin-Marathon zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule gestartet. ©Victah Sailer

41. Berlin-Marathon 2014 verspricht eine doppelte Rekordjagd

By GRR 0

In Berlin wird am kommenden Sonntag der erste international bedeutende Herbst-Marathonlauf gestartet. Spitzensportlich gehört der Berlin-Marathon längst zu den besten Straßenläufen der Welt. Das wird auch am Sonntag so sein, wenn wiederum absolute Weltklassefelder am Start stehen werden.

74.000 Läufer hatten sich um eine Startnummer für das Rennen, das zur World Marathon Majors (WMM)-Serie gehört, beworben, 40.000 bekamen eine Nummer zugelost.

Kommen die besten Marathonläufer der Welt nach Berlin, haben sie vor allen Dingen eines im Sinn: superschnelle Zeiten und eine Jagd auf den Weltrekord über die 42,195 km. Bei keinem anderen Rennen in der Welt wurde diese Bestzeit derart oft gebrochen. Schon neunmal fiel der Rekord in Berlin.

Und seit über zehn Jahren wurde der Weltrekord bei den Männern nur noch in einer Stadt erzielt: Berlin. Die Kenianer Paul Tergat, Patrick Makau und Wilson Kipsang sowie natürlich Äthiopiens Superstar Haile Gebrselassie gehören zu den Berliner Weltrekordläufern.

Das Rennen der Männer: Dennis Kimetto will Weltrekord angreifen


Jetzt kommt der nächste Kenianer, der das Zeug hat, Marathon-Geschichte zu schreiben: Dennis Kimetto
ist trotz seiner 30 Jahre dabei eher noch ein Newcomer in der internationalen Straßenlaufszene. Er ist der Mann, der mit der schnellsten persönlichen Bestzeit nach Berlin reisen wird. In 2:03:45 Stunden gewann Kimetto im vergangenen Jahr den Chicago-Marathon. Dabei kam er bis auf 22 Sekunden an jenen Weltrekord heran, den sein Landsmann Wilson Kipsang in Berlin nur zwei Wochen zuvor aufgestellt hatte.

Erst vor gut zweieinhalb Jahren tauchte Dennis Kimetto international in Erscheinung. Damals gewann er überraschend drei große Rennen in Folge: Die Halbmarathonläufe von Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) und Berlin sowie die Big 25 Berlin. Bei dem 25-km-Rennen stellte Kimetto dabei in 1:11:18 Stunden einen Weltrekord auf, der nach wie vor Bestand hat.

Noch einmal kam er in jenem Jahr nach Berlin zurück: Kimetto lief ein glänzendes Marathondebüt – mit 2:04:16 das bis heute schnellste aller Zeiten auf einer rekordkonformen Strecke – und wurde mit nur einem Schritt Rückstand hinter seinem Mentor Geoffrey Mutai Zweiter. Jetzt will er in Berlin den Marathon-Weltrekord brechen.

Dennis Kimetto wird am Sonntag auf eine Weltklasse-Konkurrenz treffen: Vier weitere Athleten weisen neben ihm Bestzeiten von unter 2:06 Stunden auf. Eine derartige Breite in der absoluten Spitze gab es im Männerfeld des spektakulärsten Marathons im deutschsprachigen Raum noch nie. Dies hängt aber auch damit zusammen, dass sich das Niveau im internationalen Straßenlauf in den letzten Jahren enorm entwickelt hat.

Die Kenianer Emmanuel Mutai, Levy Matebo und Eliud Kiptanui sowie der Äthiopier Tsegaye Kebede sind die anderen vier Athleten, die bereits Weltklassezeiten vorweisen können. Es war Mutai, der in Chicago vor einem Jahr Kimetto lange Zeit Paroli bot. Mit nur sieben Sekunden Rückstand wurde der 29-Jährige Zweiter in 2:03:52. Seinen größten Sieg feierte der Marathon-WM-Zweite von Berlin 2009 vor drei Jahren in London. Damals triumphierte Mutai in 2:04:40 beim bestbesetzten City-Marathon des Jahres.

Levy Matebo, der auch bekannt ist unter dem Namen Levy Omari, hat vor knapp drei Jahren in Frankfurt gezeigt, wozu er auf einer flachen Strecke bei guten Wetterbedingungen fähig ist. Damals stürmte der Kenianer als Zweiter hinter Wilson Kipsang zu einer Klassezeit von 2:05:16 und verbesserte sich um über zwei Minuten. Ein halbes Jahr später überzeugte der heute erst 24-Jährige als Zweiter beim legendären Boston-Marathon. Bis zur 40-km-Marke lag Levy Matebo sogar in Führung.

Während Eliud Kiptanui nach seinem sensationellen Streckenrekord von Prag, wo er 2010 in 2:05:39 gewonnen hatte, nicht mehr an diese Zeit herankam, zählt Tsegaye Kebede am Sonntag zu den großen Favoriten des Berlin-Marathons.

Der Äthiopier gehört seit Jahren zur Weltspitze und liefert konstant hochklassige Leistungen. So war es kein Zufall, dass er im vergangenen Jahr die mit einer halben Million US-Dollar Preisgeld dotierte WMM-Serie 2012-2013 gewann. Kebede lief in seiner Karriere schon zehnmal Zeiten unter 2:07 Stunden. Seinen persönlichen Rekord von 2:04:38 erzielte er als Sieger des Chicago-Marathons 2012. Zweimal, 2010 und 2013, triumphierte er zudem beim London-Marathon, Bronzemedaillen gewann er im Marathon bei den Olympischen Spielen 2008 und den Weltmeisterschaften 2009.

Der deutsche Männer-Marathon erlebte nach einer langen Zeit der Flaute zuletzt einen kleinen Aufschwung. Daran hatte vor einem Jahr auch Falk Cierpinski einen Anteil. Der Läufer der SG Spergau, Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers Waldemar Cierpinski, erreichte mit 2:14:50 Stunden die zweitbeste Zeit seiner Karriere. In diese Zeitbereiche war er seit fünf Jahren nicht mehr vorgedrungen. Schneller war Cierpinski nur 2008 in Berlin mit 2:13:30. Der 36-Jährige wird am Sonntag versuchen, an seine gute Leistung des vergangenen Jahres anzuknüpfen.

Das Rennen der Frauen: Shalane Flanagans Ziel ist der US-Rekord

Es ist eine Weile her, dass in Berlin eine Frau eine Zeit unter 2:20 Stunden erreichte. Vor sechs Jahre triumphierte Irina Mikitenko mit dem nach wie vor aktuellen deutschen Rekord von 2:19:19. Der Streckenrekord der Japanerin Mizuki Noguchi steht seit 2005 bei 2:19:12. Es ist am Sonntag keine Läuferin am Start, die bisher in derartige Zeitbereiche vorgedrungen ist.

Doch es ist das erklärte Ziel von Shalane Flanagan, dies auf der schnellen Berliner Strecke zu schaffen. Die 33-Jährige will den US-amerikanischen Rekord brechen, den Deena Kastor 2006 in London mit 2:19:36 aufgestellt hatte. Flanagans Bestzeit steht zurzeit bei 2:22:07. Damit wurde sie in diesem Jahr in Boston Siebente,  nachdem sie das Rennen rund 30 km angeführt hatte.

In Berlin ist Shalane Flanagan, die bei Olympia 2008 das wohl beste Rennen ihrer Karriere lief und die Bronzemedaille über 10.000 m gewann, jedoch nicht die schnellste Läuferin im Feld. Schneller waren bisher zwei Äthiopierinnen: Feyse Tadese gewann im vergangenen Jahr den Paris-Marathon mit 2:21:06 Stunden, Tirfi Tsegaye erreichte ihre Bestzeit von 2:21:19 vor zwei Jahren in Berlin als Zweite.

Die 29-jährige Tsegaye hat bereits drei große Marathonrennen gewonnen: 2012 in Paris, 2013 in Dubai und zuletzt im Februar das WMM-Rennen in Tokio. Die beiden Äthiopierinnen dürften sicherlich ein zu erwartendes, schnelles Tempo von Flanagan mitgehen.

Gespannt sein darf man, wie sich in dem hochkarätigen Feld Anna Hahner (Gengenbach/run2sky) schlagen wird.

Nach ihrem Sensationssieg beim Wien-Marathon im April wird es für die 24-Jährige am Sonntag weniger um die Platzierung gehen sondern mehr darum, ihre Bestzeit zu unterbieten.

Vor einem Jahr war sie in Frankfurt nach 2:27:55 im Ziel, in Wien reichten 2:28:59 zum Triumph. In Berlin will sie ein Stück schneller laufen.

Ausgewählte Topläufer und ihre Bestzeiten

MÄNNER
Dennis Kimetto            KEN    2:03:45
Emmanuel Mutai          KEN    2:03:52
Tsegaye Kebede          ETH    2:04:38
Levy Matebo                KEN    2:05:16
Frankline Chepkwony  KEN    2:06:11
Geoffrey Kamworor     KEN    2:06:12

FRAUEN
Feyse Tadese              ETH    2:21:06
Tirfi Tsegaye                ETH    2:21:19
Shalane Flanagan        USA    2:22:02
Abebech Afework        KEN    2:23:59
Kayoko Fukushi           JPN    2:24:21
Anna Hahner               GER    2:27:55
Tadelech Bekele          ETH    Debüt

Text: race-news-service.com
 

author: GRR

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