40 Jahre Darmstädter Stadtlauf – Riesenandrang bei wenig laufreundlicher Hitze. Beim einstigen „Pizzalauf“ standen die Oldies wie auch der junge Nachwuchs im Vordergrund – Ludwig Reiser berichtet
Bei der vierzigsten Auflage des Darmstädter Stadtlaufes, der einst als „Pizzalauf“ in der Laufszene dank des Namensgeber Ristorante da Franco mit Hochachtung genannt wurde, standen keineswegs internationale Laufasse im Mittelpunkt, sondern vielmehr die treuen Stadtläufer der Freizeit- und Hobbysportszene.
Stadtlauf-Chef Wilfried Raatz hatte kurzerhand die sogenannte Eliteklasse gestrichen – und stattdessen die treuen Stadtläufer und die große Helferschar des ASC Darmstadt und des Darmstädter Lauftreffs zum Freigetränk eingeladen.
Und das kam bestens an, denn bei Temperaturen von satt über 30° machten viele Stadtläufer direkt nach ihrem schweißtreibenden Rennen durch die Fußgängerzone einen Bogen um die erfrischende Trinkwassertheken, und standen brav an den Getränkeständen an, um direkt das kühle Naß der Darmstädter Privatbrauerei zu genießen.
Natürlich auch Non-Alkoholix in größerer Litermenge, schließlich gingen gleich 40 Prozent der Gesamtteilnehmerzahl an den jungen Laufnachwuchs. „Eine tolle Steilvorlage für die Zukunft“, nennt es Wilfried Raatz, der nicht nur die Fäden beim zweitältesten deutschen Stadtlauf zieht, sondern auch die Läufer beim ASC Darmstadt trainiert.
Die Stars hießen diesmal nicht Kiprotich, Koech oder Murigi, sondern Bertsch, Hegmann und Zöller. Und die Asse der 40. Auflage bedankten sich für die Aufmerksamkeit mit klasse Leistungen und richtig spannenden Rennen – und dies trotz der wenig lauffreundlichen Hitze.
„Trotz aller Strapazen ein tolles Erlebnis“ staunte Tobias Hegmann über die Begeisterung im Braustübl-Masters-Challenge-Wettbewerb über fünf Kilometer. Der Marathonmann ist Servicemechaniker beim Laufsponsor „Riese + Müller“ in Darmstadt, stammt aber aus Kleinostheim und passenderweise mit 40 Jahren exakt so alt wie der Stadtlauf selbst. Mit 16:54 Minuten konnte er sich knapp gegen Jan Ascher (16:57) und dem gerade erst vor zehn Tagen M50-Berglaufmeister gewordenen Markus Riefer behaupten. Vorjahressieger Jürgen Reiser kam auf Rang vier.
Am Trinkwasserbrunnen trafen sich die schnellsten Frauen und plauderten – über Kinder! Kerstin Bertsch, übrigens eine feste Größe seit Jahren in der deutschen Berglaufszene, kam erneut zum Erfolg in Darmstadt und hat drei Kinder, der jüngste Sproß ist gerade einmal sechs Monate alt.
Und Alexandra Rechel, Eigengewächs des Veranstaltervereins, hat vier Kinder – und durfte sich neben ihrem starken zweiten Rang über die Stadtlauf-Siege der 14jährige Jule und des 11jährigen Hennes freuen. „Das ist eindeutig mein Lieblingslauf. Die Stimmung ist einfach Klasse!“ so die Hanauerin als klare Siegerin der Riese + Müller Womens-Challenge über fünf Kilometer in 18:14 Minuten. „Der Termin ist einfach Pflicht, es sei denn, ich bin wieder einmal schwanger, so wie im vergangenen Jahr!“
Mit Emma Waßmer lief eine weiteren ASC-Läufer auf Rang drei ein. Und exakt diese Reihenfolge hatte Wilfried Raatz im Gespräch mit Moderator Jürgen Zanger im Start-Areal prognosziert.
Die schnellste Laufzeit über die den Drei-Runden-Parcours durch die Innenstadt, gespickt mit einer Treppenpassage und dem legendären Anstieg zur „Käsglocke“, der Kuppelkirche St. Ludwig über Kopfstein- und Verbundpflaster, schaffte der Sieger im Wettbewerb Sparkasse Men’s Challenge der jüngeren Männer, Tobias Zöller.
Der Triathlet des DSW 1912 Darmstadt ging für seinen Arbeitgeber und Stadtlaufsponsor Entega ins Rennen und durfte bereits nach 15:12 Minuten jubeln. Zwei Sekunden zurück bereits wie im Vorjahr Sebastian Hauf, gefolgt von Thomas Thyssen aus Zell am Neckar.
Das bestens eingespielte und stets für flotte Sprüche gute Moderatorenteam am Ziel mit Markus Philipp und Michael Heist kam angesichts der hohen Schlagzahl bei den Jüngsten im Stadtlauftross kaum mit Worten hinterher, so flink gingen die Ole, Henri, Sophia, Christoph, Jule, Hennes, Jakob und Tabea und Sarah und Co zu Werke.
Imponierend starke Schüler-Startfelder auf der Strecke und begeisterte stolze Eltern am Streckenrand sorgten gleich zu Beginn der Jubiläumsveranstaltung für einen ersten absoluten Knaller. „Seit acht Jahren gibt es bei uns eine Lauf-AG“, so Papa Achim Kohlenberger, der für die Andersenschule 34 Kids ins Rennen schicken konnte.
Die Rekordzahl konnte allerdings Petra Franke, frühere ASC-Mittelstrecklerin, mit 72 Kids der Schillerschule verzeichnen. Und die meisten trugen das begehrte Stadtlauf-Shirt im „Lilienblau“ des zwei Jahre lang die Fußball-Bundesliga mit erfrischendem Fußball und vielem Drumherum belebenden SV Darmstadt 98.
Die Stadtlauf-Grafikerin Anna hatte sich diesmal im jungen Werbetrend eine große „40“ mit einem dezenten „40 Jahre Darmstädter Stadtlauf“ im frischen Gelb einfallen lassen. Dieses Shirt erhielten alle Stadtläufer „on top“, im Preis der Meldegebühren schon enthalten.
Mit 1750 Anmeldungen bekannten sich einmal mehr viele Freizeit- und Hobbyläufer weit über die Region hinaus zu ihrem Stadtlauf, dem Kultlauf in der Heinerstadt am Woog.
Ludwig Reiser