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06
12
2011

Sabine Oesterle, Nikolaus und Timo Zeiler. ©wus-media - Wilfried Raatz

36. Tübinger LBS-Nikolauslauf – Von Timo, Sabine, dem Nikolaus und Herrn Buchner – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Auch wenn die Sieger ein schwarzes (Timo Zeiler) bzw. blaues (Sabine Oesterle) Renndress trugen, die dominierende Farbe beim 36. Tübinger LBS-Nikolauslauf war unabhängig von der Hausfarbe des Titelsponsors eindeutig rot. Während rote Mäntel nur hier und da anzutreffen waren, dürften sich die bekennenden Zipfelmützenträger schon als Hundertschaft fühlen.

War im Vorjahr die Strecke tief verschneit und das bevorzugte Getränk eindeutig der Glühwein an den zahlreichen Ausschankstellen entlang des Zwei-Runden-Kurses zwischen der Geschwister-Scholl-Schule, an der Waldhäuser Straße und vor allem dem Heuberger Tor, so war es bei der 36. Auflage eher frühlingshaft, wobei alleine der teilweise böige Wind im offenen Gelände störte.

Mit 3153 Meldungen können die Macher des LBS-Nikolauslaufes eine neue Rekordmarke vermelden, auch wenn man immer im Kreise des rührigen Post-SV Tübingen hörte, dass die anerkannt hohe Qualität im Vordergrund gegenüber einem ungebremsten Wachstum stehe.

„Wir haben mehr Anhänger als Startplätze“ formulierte es Gesamtleiter Gerold Knisel treffend. Und Post-SV-Vorsitzender Wolfgang Amann ergänzte: „Wir wollen vor allem das Niveau hochhalten und nicht so professionell an der Spitze des Läuferfeldes sein. Unsere Läufer sollen sich beim Nikolauslauf wohlfühlen. Dafür sind auch 2/3 unserer 500 Mitglieder in den Lauf eingebunden!“

Wohlfühlen konnten sich die Läufer auch in der einer Baustelle wirkenden Sporthalle der Geschwister-Scholl-Schule. Während Gerüste die Außenfassaden einrahmten, erinnerte im Innern der Sporthalle kaum noch etwas an die Baustelle, die wochenlang die Verantwortlichen des Organisationsteams und die Bauleitung der Umbauarbeiten in Atem hielt. Alleine eine Container-Landschaft vor den Eingangstüren verriet noch ein gewisses Provisorium. Ansonsten alles wie gewohnt tiptop, beginnend von der kleinen Laufmesse, über die aufgeräumt wirkenden Ausgabeschalter bis hin zur großzügig gestalteten Cafeteria mit Maultaschen und vielen süßen Leckereien.

Und es gab viele Sieger. Einer davon sicherlich Dieter Baumann. Der 1992er Olympiasieger war gar in seinem Element. Mit selbstgestrickten Oma-Ringelsocken ausgerüstet, in vielen Facetten erfolgreich. Am Aufnahmegerät für Einspielungen seines Dramas, das im Januar in Stuttgart Premiere haben wird. Frei nach Siegfried Lenz’ „Brot und Spiele“ wird ein gewisser Herr Buchner in läuferische Szene treten. Der Applaus wurde bereits von über 2000 Komparsen geübt, die Nikolausläufer jedenfalls machten prächtig mit.

Mit laufenden BR3-Kameras, die für „Lebenslinien“ einen Baumann-Portrait in Vorbereitung haben. Und mit einem aktiven Dieter Baumann, der zehn Kilometer lang prächtig mithielt, dann aber feststellen musste, das ein Halbmarathon doppelt so lang ist. „Mir war es eine Freude, vorne mitlaufen zu können. Auch wenn es für mich viel zu schnell war. Ich trainiere nicht mehr, laufe aber regelmäßig“. Die späte Selbsterkenntnis mündete in einer schonungslosen Analyse mittels „Abkackkurve“ auf dem zweiten Abschnitt. So ist er der Dieter!

Immerhin rappelte sich im tiefsten Tief am Heuberger Tor nach einem müden Vier-Minuten-Tempo im Verbund mit seinem Teamkollegen Eduard Scherer auf, um mit ihm gemeinsam als Vierter und Fünfter nach 1:15:45 einzulaufen. „Es war ein herrlicher Lauf, mein Sonntag ist gerettet“. Und hatte natürlich die Lacher auf seiner Seite…..

Den ganz großen Sport boten derweil andere. Allen voran Timo Zeiler, der von der nahen Schwäbischen Alb kommt und im vierten Anlauf nun mit dem Sieg bei der 36. Auflage des LBS-Nikolauslaufes die komplette Palette mit den Plätzen eins bis vier in der Tasche hat. Der (noch) für die MTG Mannheim laufende amtierende deutsche Berglaufmeister lernt mit auch mit Dreißig noch aus früheren Fehlern und lief ein taktisch behutsames Tempo, um im rechten Moment für klare Verhältnisse zu sorgen. „Den Sieg habe ich mir schon lange gewünscht, im vierten Anlauf ist es nun wahr geworden! Am Ende habe ich vielleicht etwas leichtfertig den Druck etwas herausgenommen, sodass es dann doch noch etwas enger geworden war!“

Der künftig für den Berglauf orientierten Verein TV Unterharmersbach in der LG Brandenkopf startende Zeiler lief mit 1:13:44 dennoch einen klaren Sieg heraus. Dahinter lief Geburtstagskind Simon Friedrich, ein bislang eher als Radspezialist zu bezeichnender Dreiundzwanzigjähriger aus Strassberg bei Albstadt, mit 12 Sekunden Rückstand ein und dürfte mit seiner Halbmarathon-Premiere mehr als zufrieden sein. Schließlich gab der Briefträger einen glänzenden Einsteig beim Post-SV Tübingen, seinem neuen Verein ab 2012.

Auch der drittplatzierte Felix Köhler kommt aus dem Radlager und durfte mit seinen 1:14:31 ebenso zufrieden gewesen sein. Von ihm dürfte in der Folge noch zu hören sein, denn schließlich wird er für die LG Brandenkopf auch Bergläufe bestreiten und weiß mit seinem neuen Teamkollegen Timo Zeiler, wo künftig die Messlatte im Harmersbachtal liegen dürfte.

Wusste sich Sabine Oesterle im Vorjahr auf Schnee bedecktem Boden mit Spikes an den Füßen Vorteile bei ihrem Sieg zu verschaffen, so kam sie diesmal „unter gleichen Voraussetzungen“ zum klaren Sieg in guten 1:24:27 Stunden und einem respektablen Vorsprung vor den beiden aus dem Triathlonlager stammenden Julia Gajer und Judith Mess, die beide für das WMF BKK & DEE Running Team diesmal im Einsatz waren.

Julia ist bislang allerdings besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Wagner und inzwischen in der Weltklasse auf der Irondistanz nach ihrem zweiten Rang bei der ChallengeRoth hinter Chrissie Wellington angekommen. Ihre Teamkollegin bei der AST Süßen lag mit 1:27:23 eine Minute zurück. „Ich bin flott, zu flott mit 38:35 Minuten angelaufen. Für mich war es natürlich spannend, ob ich das durchstehen würde. Aber es ging gut. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass ich hier zu einem Start-Ziel-Sieg kommen würde!“

Die als Mitfavoritin gestartete Berglauf-Masters-Weltmeisterin Mary Heilig-Duventäster hatte nicht ihren besten Tag in Tübingen und lag glatt sechs Minuten hinter ihrer erst zwei Wochen alten Bestandsaufnahme aus dem Tessin. „Halbmarathon ist nicht mein Ding. Ich hätte schon nach drei Kilometern meine Startnummer abmachen können…!“

Wenn schon von Triathleten die Rede ist, dann muss auch von Michael Göhner gesprochen werden. Der Ironchampion stammt aus dem nahen Kirchentellinsfurt und „muss“ deshalb Tübingen laufen, auch wenn er gerade wie so manch andere aus dem Urlaub zurück die ersten Laufkilometer in den Beinen hat.

Das alles ist natürlich „nur die Spitze des Eisberges“, pardon der Nikolausmütze, denn für die meisten stand der Genusslauf im Vordergrund, zumal es im zweiten und dritten Startblock eher darum ging, mit einer größeren Verweildauer so viel wie möglich vom bezahlten Meldegeld zu genießen.


Wilfried Raatz

     

 

author: GRR

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