Start zum diesjährigen Gold Coast Airport Marathon um 7:20 Uhr Ortszeit. ©Gold Coast Airport Marathon
36. Gold Coast Airport Marathon: Debütant Silah Limo gewinnt mit Kursrekord – Helmut Winter berichtet
Mit einer ganzen Anzahl von Überraschungen endete am Sonntagmorgen der Marathon an der australischen Gold Coast, die ansonsten vor allem als Urlaubsparadies bekannt ist. Am Ende wurde wie erhofft in guten 2:09:14 der Streckenrekord und vor allem die schnellste Marathonzeit auf australischem Boden (2:09:18, Rob de Castella 1982) unterboten, aber mit dem Sieger Silah Limo hatte im Vorfeld niemand gerechnet.
Limo lief seinen ersten Marathon und ging mit einer Bestzeit von 61:26 vom letztjährigen Singapur-Halbmarathon ins Rennen.
Die erste Hälfte des Rennens verlief weitgehend unspektakulär, eine Gruppe von etwa 15 Topläufern wurde von drei Tempomachern angeführt, wo zunächst der Australier Wescott und dann Isaac Wanjui großartige Arbeit machten. Schon der erste km nach genau 3 Minuten deutete an, dass man die Vorgaben einer Endzeit im Bereich von 2:08 umsetzten wollte. Beeindruckend konstant lief man die ersten 5km-Abschnitte in 15:16, 15:16 und 15:13 und war bei 15 km in 45:45 auf Kurs von 2:08:42, also im Soll.
Neben den Tempomachern waren noch 12 Männer in der Spitzengruppe. Diese fiel allerdings bald darauf auseinander, auch weil das Tempo anzog, bei 20 km nach 1:00:52 lagen noch Wanjui und drei Läufer vorne, die außer Stephen Tum nicht vorne erwartet wurden: Silah Limo und Jeff Eggleston, der mit einer Bestzeit von 2:11:57 vom diesjährigen Boston-Marathon angereist war.
Die Entscheidung um den Sieg war nach Ausscheiden des letzten Pacemakers bei 25 km in 1:15:58 so gut wie gefallen, Limo hat sich leicht absetzen können und erhöhte das Tempo, so dass die beiden Verfolger Eggleston und Tum schnell an Boden verloren. Nach glatten 15 Minuten für den Abschnitt von 25 km nach 30 km hatte Limo schon einen Vorsprung von 20 Sekunden auf die Verfolger, der schnell anwuchs. Durch die Temposteigerung lag der Führende auf Kurs von 2:08:00.
Aber bevor Hoffnungen auf eine noch schnellere Zeit im Ziel aufkamen, zeigte die Temposteigerung eine unerwünschte Wirkung, Limo hatte sich augenscheinlich etwas übernommen und wurde sichtbar langsamer. Erst nach 2:02:19 erreichte ein sichtlich kämpfender Spitzenreiter die 40 km, und mit der besten Zeit auf australischem Boden wurde es sogar noch eng. Aber mit neuem Streckenrekord rettete sich der Debütant völlig erschöpft ins Ziel und schaffte mit 2:09:14 soeben auch noch den Australien-Rekord. Dazu bleibt noch anzumerken, dass er als Nicht-Favorit beim Start nicht in der ersten Reihe stand, so dass seine Nettozeit von 2:09:12 noch zwei Sekunden schneller war.
Viel wichtiger für die deutschen Belange war dabei, dass er den „Juli-Weltrekord" von 2:09:14 durch Jörg Peter vom 21.7.1984 im Grünauer Forst zwar egalisieren, aber nicht unterbieten konnte.
Dahinter gab es ein Favoritensterben ohnegleichen, dass der Amerikaner Eggleston zum zweiten Platz und zu neuer Bestzeit in 2:10:52 nutzen konnte. Dritter wurde dann der alte Streckenrekordhalter und das Lauf-Unikum Yuki Kawauchi in 2:11:27, der allerdings vor der Hälfte über ein Absperrhütchen stürzte und sich am Knie verletzte, sich aber trotzdem in Yuki-typischer Manier durchbiss. Und wie!
Im Schlussteil legte er mächtig zu und war dort mit Abstand am schnellsten; 6:31 von 40 km ins Ziel sagen Alles. Seinem japanischen Kontrahent Arata Fukiwara erging es allerdings noch schlechter. Nach Krämpfen kämpfte der sich zwar ins Ziel durch, 2:25:11 sind aber für einen 2:07-Mann indiskutabel.
Bei den Frauen war durch die Absage der Äthiopierin Seboka die Hoffnung auf schnelle Zeiten gesunken, aber die Japanerin Asami Kato lag nach 1:13:30 zur Hälfte bis zur Wende bei 36,5 km auf Kurs von 2:26 brach dann aber ein. Sie gewann überlegen in 2:28:51 und verbesserte ihre Bestmarke von 2:29:08 beim diesjährigen Nagoya-Marathon knapp. Auch die Zweite, Rika Shintaku, lief mit 2:30:37 Bestzeit und komplettierte die japanische Dominanz bei den Frauen.
Insgesamt erreichten von 5617 gemeldeten Teilnehmern 4924 das Ziel im Marathon, in allen Wettbewerben (Halbmarathon, 10 km, kürzere Läufe) waren insgesamt ca. 27000 Aktive auf den Beinen.
Helmut Winter berichtet
Ergebnis der Männer:
1. |
Silah Kipkemboi Limo |
KEN |
2:09:14 |
2. |
Jeffrey Eggleston |
USA |
2:10:52 |
3. |
Yuki Kawauchi |
JPN |
2:11:27 |
4. |
Stephen Kipkemei Tum |
KEN |
2:12:10 |
5. |
Samuel Woldeamanuel |
ETH |
2:13:08 |
6. |
Chiharu Takada |
JPN |
2:14:36 |
7. |
Stephen Kibiwot |
KEN |
2:14:57 |
Ergebnis der Frauen:
1. |
Asami Kato |
JPN |
2:28:51 |
2. |
Rika Shintaku |
JPN |
2:30:37 |
3. |
Tsehay Desalegn Adhana |
ETH |
2:31:41 |
4. |
Yebrgual Melese |
ETH |
2:32:49 |
5. |
Hiroko Yoshitomi |
JPN |
2:34:41 |
5km-Splits des Siegers:
5 km |
15:16 |
|
10 km |
30:32 |
15:16 |
15 km |
45:45 |
15:13 |
20 km |
1:00:52 |
15:07 |
HM |
1:04:10 |
|
25 km |
1:15:58 |
15:06 |
30 km |
1:30:58 |
15:00 |
35 km |
1:46:31 |
15:33 |
40 km |
2:02:19 |
15:48 |
Ziel |
2:09:14 |
6:55 |
Die „Monats-Weltrekorde" im Marathon der Männer (Stand: 6. Juli 2014)
Januar |
Ayele Abshero |
ETH |
2:04:23 |
27.1.2012 |
Dubai |
Februar |
Dickson Chumba |
KEN |
2:05:42 |
23.2.2014 |
Tokyo |
März |
Wilson Loyanae |
KEN |
2:05:37 |
18.3.2012 |
Seoul |
April |
Duncan Kibet |
KEN |
2:04:27 |
5.4.2009 |
Rotterdam |
Mai |
Eliud Kiptanui |
KEN |
2:05:39 |
9.5.2010 |
Prag |
Juni |
Patrick Tambwe |
CG |
2:08:55 |
20.6.2004 |
Mont St. Michel |
Juli |
Jörg Peter |
GER |
2:09:14 |
21.7.1984 |
Berlin-Grünau |
August |
Samuel Wanjiru |
KEN |
2:06:32 |
24.8.2008 |
Beijing |
September |
Wilson Kipsang |
KEN |
2:03:23 |
29.9.2013 |
Berlin (WR) |
Oktober |
Wilson Kipsang |
KEN |
2:03:42 |
30.10.2011 |
Frankfurt |
November |
Geoffrey Mutai |
KEN |
2:05:06 |
6.11.2011 |
New York City |
Dezember |
Tsegay Kebede |
ETH |
2:05:18 |
6.12.2009 |
Fukuoka |
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