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15
09
2010

Dennoch gibt es Fußprobleme, die eine Beeinträchtigung oder gar das Aus für den Laufsport bedeuten können

3. Münsteraner Marathon Medizin Symposium 2010 – Prof. Dr. med. H. Rieger – Soweit die Füße tragen – Ein Update über Fußverletzungen und Fußerkrankungen bei Läuferinnen und Läufern

By GRR 0

Das 3. Münsteraner Marathon Medizin Symposium fand vor dem 9. Volksbank Münster Marathon statt. GRR- Sprecher Dr. Ralph Schomaker hatte – als Leiter des Symposiums und Medical Direktor des Volksbank Münster Marathon – mit seinem 3. Symposium wieder einen großen Erfolg, denn mit über 100 Teilnehmern war die Veranstaltung ausgebucht.

Wir beginnen heute mit  dem Referat von Prof. Dr. med. H. Rieger von der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Handchirurgie und Sportmedizin in Münster. In loser Reihenfolge werden die einzelnen Vorträge und Referate auf der GRR-website vorgestellt

Bereits der Dichter Johann Wolfgang von Goethe festgestellt: „Ein schöner Fuß ist ein großes Geschenk der Natur.“ Gerade für Läuferinnen und Läufer kann dieser Satz nur unterstrichen werden, wenn man ergänzt, dass ein schöner Fuß in aller Regel auch problemlos seine Funktion im Rahmen des Sports erfüllt.

Dennoch gibt es Fußprobleme, die eine Beeinträchtigung oder gar das Aus für den Laufsport bedeuten können.

Im Folgenden soll darüber in einer kurzen Übersicht berichtet werden:

 Normale undpathologische Fußformen
 Veränderungen der Zehen
 Metatarsalgie und Nervenschäden
 Fersenschmerzen („Runner’s hindfoot“)
 Knochenbrüche sowie
 Infektionen („Athlete’s foot“).

Die Füße werden bei fast allen Sportarten erheblich belastet und müssen Schwerstarbeit leisten. Als Folge von Deformierungen der „normalen“ Fußform kann es zu schmerzhaften Fehlbelastungen kommen, die sich im Sinne einer Bewegungskette auch auf andere Körperregionen, z.B. Knie, Hüfte oder Wirbelsäule, auswirken kann. Wie sieht der „normale“ Fuß aus?

Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob es den „normalen“ oder gar „idealen“ Fuß überhaupt gibt. So haben manche Fußformen primär keine krankhafte Bedeutung: Beim ägyptischen Fuß ist die Großzehe länger als die zweite, dagegen beim griechischen Fuß kürzer; beide sind lediglich antike Schönheitsideale. Der (neuzeitliche) quadratische Fuß ist durch die gleiche Länge von Großzehe und zweiter Zehe gekennzeichnet.

Normalerweise hat der Fuß eine Längswölbung, der Fußinnenrand ist angehoben, so dass in der Fußmitte nur das äußere Drittel den Boden kontaktiert. Am Rückfuß ist die Ferse im Stehen nicht in Verlängerung der Unterschenkelachse, sondern in einem ca. 5° nach außen offenen Winkel (so genannter Rückfuß-Valgus). Die Valgusfehlstellung am Rückfuß, also eine krankhafte Vergrößerung dieses Winkels, ist häufig mit einer Abflachung des Längsgewölbes kombiniert und wird als Knick-Senkfuß bezeichnet (siehe unten). Der normale Fuß hat außerdem im körpernahen Mittelfußbereich, der an die Fußwurzel angrenzt, eine Querwölbung, aber nicht mehr im Bereich der Mittelfußköpfe (siehe unten).

Beim Senkfuß ist die Längswölbung im Stand abgeflacht, der Fußinnenrand ist aber noch vom Boden abgehoben. Dagegen liegt beim Plattfuß der Fußinnenrand im Stehen auf dem Boden. Häufig sind der Senkfuß und der Plattfuß mit einem Knickfuß kombiniert.

Der Senk- bzw. der Plattfuß beruht bei jüngeren Menschen häufig auf einer angeborenen Bänderschwäche. Dagegen sind bei älteren Menschen Veränderungen an der hinteren Schienbeinsehne die Ursache (Tibialis-posterior-Sehne). Häufig besteht gleichzeitig ein Knickfuß, also ein Knick-Plattfuß (Abb. 1).
Der Knickfuß ist gekennzeichnet durch eine vermehrte Valgusstellung der Ferse, das heißt, dass das Fersenbein stark nach innen geknickt ist.

Beim Spreizfuß sind die Mittelfußknochen fächerförmig auseinandergewichen; der Vorfuß ist im Bereich der Mittelfußköpfe gegenüber der Fußwurzel verbreitert und aufgespreizt. Oft entsteht die Aufspreizung durch eine Abweichung des ersten Mittelfußknochens nach innen – so genannter Metatarsus primus varus – beim Hallux valgus (siehe unten).

Der Hohlfuß ist durch eine stark überhöhte Längswölbung gekennzeichnet.

Veränderungen der Zehen

Die Schiefstellung der Großzehe nach außen ist die häufigste Großzehendeformität und wird als Hallux valgus bezeichnet, im Volksmund auch als „schmerzhafter Ballen“. Schätzungen zufolge sollen davon allein in Deutschland 10 Millionen Menschen in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein.

Das Bild ist typisch: Beim barfuss stehenden Patienten weicht die Großzehe nach außen ab. Meist besteht ein deutlicher Spreizfuß. Der Vorfuß ist im Bereich der Mittelfußköpfe gegenüber der Fußwurzel verbreitert und aufgespreizt. Die Aufspreizung entsteht durch eine Abweichung des ersten Mittelfußknochens nach innen, der so genannte Metatarsus primus varus. Die Patienten haben Schmerzen an der Innenseite des Großzehengrundgelenks, wo der Kopf des ersten Mittelfußknochens stark prominent ist: Das ist der „Ballen“, unter Fachleuten auch als Pseudoexostose bezeichnet.

Manchmal ist dieser Bereich auch geschwollen infolge Ausbildung eines Schleimbeutels und entzündlich gerötet, in ausgeprägten Fällen findet sich hier sogar ein Geschwür. Die Großzehe wirkt außerdem „verdreht“, der Zehennagel steht außen höher als innen. Oft bestehen zusätzlich Deformierungen anderer Zehen, beispielsweise Hammerzehen mit Druckstelle (Abb. 2).

Durch die Fehlstellung kommt es zur Fehlbelastung des gesamten Vorfußes. Häufig haben die Patienten Schmerzen unter dem Fuß, und zwar im Mittelfußbereich, eine so genannte Metatarsalgie. Die Beschwerden sind unter den Mittelfußköpfen II-IV, wo auch eine vermehrte Beschwielung (Klavus) auftritt, während sie unter der Großzehe und dem ersten Mittelfußknochen weitgehend fehlt.

Bei wenig ausgeprägtem Hallux valgus lassen sich die Beschwerden durch konservative Maßnahmen lindern, z.B. Ballenschutzpolster, Zwischenzehenpolster oder Hallux-valgus-Schienen. Dauerhaft eine ist Stellungskorrektur bei ausgeprägten Fällen nur durch eine Operation erreichen. Es gibt weit über 100 Operationsverfahren, dies zeigt, dass es die ideale Operationstechnik nicht gibt.

Beim Hallux rigidus (lateinisch „steife“ Großzehe) besteht eine Arthrose des Großzehengrundgelenks, also im Volksmund „Verschleiß“, der zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Bewegungseinschränkung des Gelenks geführt hat.

 

Lesen Sie bitte das gesamte Referat – hier:

 

Download (PDF)

 

 

Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. Horst Rieger
Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Handchirurgie und Sportmedizin
Clemenshospital
Düesbergweg 124
48153 Münster
www.clemenshospital.de
h.rieger@clemenshospital.de

Clemenshospital Münster

 

Die Abbildungen stammen aus dem Buch „Sportverletzt – Was jetzt?“ von
Horst Rieger, erschienen im Deutschen Ärzte-Verlag, Köln.

Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags!

 

2. Münsteraner Marathon Medizin Symposium 2009

author: GRR

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